Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Okas«, sagte der alte Man.
»Ich bin …« begann Kiall.
»Ich weiß, wer du bist. Was willst du von mir?«
»Deine Hilfe.«
»Warum sollte ich der Seele Tenaka Khans helfen wollen?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Kiall. »Ich möchte eine Frau retten, die ich liebe – das ist alles.«
»Wo ist der dicke Beltzer?«
»Ich habe die Gefährten aus den Augen verloren, als wir angegriffen wurden.«
»Von den Azhtacs! Auch das weiß ich! Gib mir deine Hand.« Kiall streckte die Hand aus, und Okas nahm sie und drehte sie mit der Handfläche nach oben. »Du hast deine Frau verloren – und doch nicht deine Frau. Und du bist auf der Suche, die du nicht verstehst, die aber das Schicksal eines Volkes bestimmen wird, das du nicht kennst. Wahrlich, Kiall, du bist Teil des Traums der Welt.«
»Aber wirst du mir helfen? Chareos sagt, du kannst Geistspuren folgen. Er sagt, daß wir Ravenna ohne deine Hilfe niemals finden.«
Der alte Mann ließ Kialls Hand los. »Mein Volk ist am Ende. Der Tag der Azhtacs ist heraufgedämmert. Doch bald wird ein anderer Tag anbrechen, und die Azhtacs werden die Zerstörung ihrer Heime und die Qual ihres Volkes mit ansehen. Doch das bringt mir keine Freude. Und ich möchte nicht hier sein, wenn sie kommen, um meine Kinder zu töten. Ich hatte vor, heute nacht zu sterben, still, hier auf diesem Stein. Aber jetzt werde ich mit dir kommen und auf einem anderen Stein sterben. Dann werde ich mit dem Traum der Welt eins.«
»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, sagte Kiall.
»Komm«, sagte der alte Mann und ließ sich neben ihn auf den Boden gleiten, »wir wollen die
Geister-die-noch-kommen
suchen.«
Chareos zerrte sein Schwert aus dem Körper des sterbenden Azhtac und fuhr herum, um zu sehen, ob seine Gefährten Hilfe brauchten. Beltzer stand mit erhobener Axt über einem toten Krieger. Maggrig und Finn hatten ihre Messer weggesteckt und Pfeile auf ihre Bögen gelegt. Neun tote Azhtacs lagen um sie herum. Chareos warf einen Blick zur Sonne empor. Es war fast Mittag, und das silbergraue Tor rief sie.
»Wo, in Bars Namen, ist Kiall?« rief Chareos.
Finn kam zu ihm. »Ich habe so viele Bäume markiert, wie ich konnte, Chareos. Ich glaube, er ist tot.«
Beltzer fiel neben einem Leichnam auf die Knie und begann an dem goldenen Reif zu zerren, den der Mann um seine Stirn trug. In diesem Moment stieß Maggrig einen Warnschrei aus, und eine große Gruppe von Azhtacs stürmte zwischen den Bäumen hervor.
»Zurück!« rief Chareos. Beltzer fluchte und sprang auf. Maggrig und Finn rannten durch das Tor. Beltzer hob seine Axt und brüllte einen Kriegsruf. Die Azhtacs wurden langsamer. Beltzer drehte sich um und stürmte durch das Tor, gefolgt von Chareos.
Auf der anderen Seite schien der Mond hell, und die Kälte war nach der Hitze des Dschungels betäubend. Ein Speer zuckte durch das Tor, fiel zu Boden und verschwand halb im Schnee. Beltzer stellte sich neben das Tor. Als ein Arm und ein Kopf hindurchschauten, krachte seine Axt in den Schädel und schleuderte den Mann zurück durch die Öffnung. Dann war Stille.
»Das viele Gold«, sagte Beltzer, »und ich habe nicht das kleinste Stück bekommen!«
»Du hast dein Leben«, erinnerte ihn Finn.
Beltzer fuhr zu ihm herum. »Und was ist das wert?«
»Das reicht jetzt!« brüllte Chareos. »Wir haben einen Kameraden auf der anderen Seite des Tores. Also hört auf zu streiten und laßt mich nachdenken.«
In einem Kreis aus Steinen, in Sichtweite des Tores, zündete Maggrig ein Feuer an, um das sich alle scharten. »Du willst zurückgehen, Schwertmeister?« fragte Maggrig.
»Ich weiß es nicht, mein Freund. Wir hatten Glück, daß wir beim erstenmal entkommen sind. Ich nehme an, sie stellen Wachen am Tor auf – und das macht es doppelt gefährlich.«
»Ich finde, wir sollten zurückgehen«, sagte Beltzer. »Ich bin bereit, es zu riskieren.«
»Für den Jungen oder für das Gold?« fragte Maggrig.
»Für beides, wenn du es unbedingt wissen willst«, fauchte Beltzer. Chareos schüttelte den Kopf. »Nein«, widersprach er, »das wäre töricht. Kiall ist allein dort, aber er ist ein einfallsreicher Bursche. Finn hat die Bäume markiert, und wenn Kiall noch am Leben ist, wird er dem Pfad zurück zum Tor folgen. Wir warten hier auf ihn.«
»Und was ist, wenn du mit den Wachen recht hast, he?« fragte Beltzer. »Wie kommt er an denen vorbei?«
»Ich vermute, daß sie das Tor beobachten, um zu sehen, wer von dieser Seite
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