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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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in seine Räume und ließ sich auf einem seidenbezogenen Diwan nieder. Befreit von dem stechenden Blick Jungir Khans, legte er sich hin und ließ seiner Angst freien Lauf. Sein Herz klopfte heftig, und er konnte kaum atmen. Langsam beruhigte er sich und dankte den Göttern der Steppe, daß Jungir ihn nicht nach den anderen Bildern gefragt hatte.
    Er hatte einen Säugling gesehen, der auf einem kalten Steinboden lag, in einen Mantel gewickelt.
    Und über dem Kind schwebte der grimmige Geist von Tenaka Khan, dem Herrn der Wölfe.
    Jungir sah dem kleinen Mann nach. Dann blieb er für einige Minuten schweigend sitzen. Er konnte Shotzas Angst riechen, und er wußte nur zu gut, daß der Schamane ihm mehr hätte sagen können. Keiner dieser Zauberer sagte je die volle Wahrheit. Es war gegen ihre Natur. Geheimniskrämerisch, listig und schlau, verließen sie sich auf ihre Gerissenheit und Tücke. Doch sie waren von Nutzen. Shotza war der beste, und es mußte ihn viel Mut gekostet haben zuzugeben, daß Asta Khan mächtiger war als er. Jungir stand auf und reckte sich. Er ging zu der Zeltbahn, die das Fenster verdeckte, und zog sie zur Seite.
    Die neue Stadt Ulrickham erstreckte sich vor seine Augen: niedrige, einstöckige Wohngebäude aus sonnengebrannten Lehmziegeln und Steinen. Doch in allen Häusern hingen die Zeltbahnen, die für die Nadir erst ein Zuhause ausmachten. Seit zehntausend Jahren Nomaden, waren sie für Städte aus Stein nicht geschaffen. Doch Tenaka hatte darauf bestanden, Städte zu bauen, mit Schulen und Krankenhäusern.
    »Es steht dem größten Reich der Welt nicht gut an, wenn seine Bürger wie Wilde leben«, hatte er zu Jungir gesagt. »Wie können wir wachsen? Wie können wir die Ereignisse der Welt fester in den Griff bekommen, wenn wir nicht lernen, zivilisiert zu leben? Es reicht nicht, auf dem Schlachtfeld gefürchtet zu sein.«
    Solche Reden hatten ihn bei den älteren Kriegsherrn der Nadir unbeliebt gemacht. Doch wie konnten sie sich gegen den Mann wenden, der erreichte, was selbst der mächtige Ulric nicht vollbracht hatte? Wie konnten sie den Mann verraten, der die rundäugigen Südländer erobert hatte?
    Jungir wandte sich vom Fenster ab und schlenderte in die Halle der Helden. Hier waren, nach der Art der eroberten Drenai, Statuen von Nadirkriegern aufgestellt. Jungir blieb vor dem Abbild seines Vaters stehen und starrte in die kalten, grauen Augen. »Genauso, wie ich dich in Erinnerung habe, Vater«, flüsterte er. »Kalt und zurückhaltend.« Die Statue war hervorragend gearbeitet und zeigte die schlanke Kraft des Khans, das feine Kinn und die edle Haltung. In einer Hand hielt er ein Langschwert, in der anderen den Helm Ulrics. »Ich habe dich geliebt«, sagte Jungir.
    Ein kalter Hauch ließ die Fackeln aufflackern, und Schatten tanzten auf dem steinernen Gesicht, so daß es zum Leben zu erwachen schien. Jungir konnte beinahe sehen, wie die steinernen Augen violett schimmerten und der Mund sich zu diesem zynischen Lächeln verzog, das ihm immer noch in Erinnerung war. Er schauderte. »Ich habe dich geliebt«, wiederholte er, »aber ich wußte von deinem Plan. Du hast mich gut ausgebildet, Vater. Auch ich hatte meine Spione. Kein Mann sollte glauben, daß er ewig lebt … nicht einmal Tenaka Khan. Und hättest du Erfolg gehabt, wo wäre dann ein Platz für Jungir gewesen? Der ewige Erbe eines lebendigen Gottes? Nein. Ich bin auch vom Blute Ulrics. Ich hatte das Recht zu herrschen und mein eigenes Leben zu führen.«
    Die Statue schwieg. »Wie seltsam, Vater. Mir ist, als würde ich zu dir sprechen, als du noch am Leben warst, obwohl ich nur zu deiner Büste rede. Es war immer so, als spräche man mit einem Stein. Ich habe geweint, als du starbst. Und ich hätte dich beinahe zurückgehalten, als du das Gift getrunken hast. Beinahe. Ich habe die Hand nach dir ausgestreckt. Du hast in meine Augen gesehen, und du hast nichts gesagt. Ein einziges Wort von dir, und ich hätte dich zurückgehalten. Aber du hast den Blick abgewandt. Hast du es gewußt, als das Gift deine Seele berührte? In diesen letzten Augenblicken, als du auf dem Boden lagst und ich neben dir kniete – wußtest du da, daß ich es war, der das schwarze Pulver in deinen Wein geschüttet hatte? Wußtest du es?« Er blickte wieder in die kalten Augen. »Warum hast du mich nie geliebt?« fragte er.
    Doch die Statue schwieg.
     
    Die zwölf Tage, die sie jenseits des Tores verloren hatten, mußten die Suchenden teuer bezahlen, denn

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