Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
mit einem Wilden verheiratet oder tot war. Was die anderen Frauen anbetraf – viele von ihnen hatte er nicht allzu gut gekannt. Er war in weiblicher Gesellschaft immer schüchtern gewesen, und die Frauen hatten gelacht, wenn er rot wurde. Doch Lucia, die Tochter des Bäckers, war stets freundlich zu ihm gewesen. Aber was konnte er ihr nun bieten? Ihr Vater war tot, ihr Zuhause abgebrannt. Wenn er sie zurückbrachte, hatte sie keinen Platz zum Leben und wäre wahrscheinlich gezwungen, sich in Talgithir Arbeit zu suchen.
    Dann war da noch Trianis, die Nichte des Sehers Paccus. Auch sie hatte keine lebenden Verwandten. Er ging die Namen der Gefangenen im Geiste durch: Cascia, Juna, Colia, Menea … so viele.
    Chareos hatte recht. Wie sollten sie versuchen, zwanzig oder mehr junge Frauen zu retten und sie dann durch die Steppe zu bringen?
    Und dennoch … wenn sie es nicht wenigstens versuchten, hätte Kiall sich selbst als Lügner und Aufschneider gebrandmarkt.

 
    Er schlief unruhig bis weit in den Tag hinein. Kurz nach Sonnenuntergang brachen die Suchenden auf, mieden die Höhen und hielten sich möglichst dicht an den Hängen. Schließlich führte Okas sie einen gewundenen Wildpfad hinauf und machte auf einer von Pappeln umstandenen Lichtung Halt. Dort stieg er ab und ging davon, um einen niedrigen Hügel zu erklimmen. Chareos und die anderen folgten ihm und stellten fest, daß sie vom Hügel auf eine große Siedlung hinunterblickten. Eine hohe Palisadenmauer war um die Stadt gezogen; an den vier Ecken stand ein hölzerner Turm. Innerhalb der Mauer befanden sich etwa sechzig Wohnhäuser und eine langgestreckte Halle. Wachen schritten die Wehrgänge ab, und über den Toren hingen Laternen.
    »Sieht fast wie eine verdammte Festung aus«, meinte Beltzer.
    »Wir wollen sie ja nicht angreifen«, sagte Chareos.
    »Dafür sei den Göttern Dank«, erklärte Beltzer.
    Chareos studierte den Grundriß der Gebäude und die Bewegungen der Menschen in der Stadt. Es war kurz nach Tagesanbruch, und nur wenige Einwohner waren zu sehen. Zwei Frauen, die hölzerne Eimer auf einem Joch trugen, gingen zum hinteren Teil der Einfriedung und durch einen Nebenausgang hinaus. Chareos richtete seine Aufmerksamkeit darauf. Er war wie ein Fallgitter geformt, mit einem schweren Metallblock, der durch zwei hölzerne Speichenräder hochgewunden wurde, die oben auf dem Wehrgang befestigt waren.
    Chareos schlich leise vom Hügel hinunter und kehrte zu den anderen zurück.
    »Ich sehe keine Möglichkeit, wie wir ungesehen hineinkommen könnten«, sagte er, »es sei denn, wir hätten jemanden drinnen, der uns hilft.«
    »Wen?« fragte Beltzer.
    »Ich gehe selbst«, schlug Chareos vor.
    »Nein«, widersprach Kiall. »Es macht keinen Sinn, unseren Führer in Gefahr zu bringen. Was sollen wir anderen tun, wenn du gefangen wirst? Nein, ich werde gehen.«
    »Was willst du ihnen erzählen, Junge?« kicherte Beltzer. »Daß du gekommen bist, um deine Dame zu holen, und daß die Kerle sie dir besser übergeben sollten, weil du sonst zum Berserker wirst?«
    »Irgendwas in der Art«, erwiderte Kiall. Er stand auf und ging zu seinem Pferd. Rasch leerte er das Gold aus der Satteltasche und behielt nur einen einzigen rotgoldenen Ring; dann kehrte er zu der Gruppe zurück. »Ich werde ihrem Anführer, wer immer das auch ist, erzählen, daß ich bereit bin, die gefangenen Frauen zurückzukaufen. Wenn er einverstanden ist, werde ich euch von der Brüstung ein Signal geben. Ich werde den rechten Arm heben und winken. Wenn ich glaube, daß Verrat in der Luft liegt, hebe ich den linken Arm.«
    »Und was sollten wir dann tun, General?« höhnte Beltzer. »Die Zitadelle stürmen?«
    »Halt den Mund, du Schwachkopf!« fuhr Chareos ihn an. »Soweit ist der Plan vernünftig. Um Mitternacht werden Finn und ich an der Südmauer sein. Falls du bis dahin noch kein Zeichen gegeben hast, werden wir hineinkommen und nach dir suchen. Sei vorsichtig, Kiall. Diese Männer kennen keine Gnade. Ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts.«
    »Ich weiß«, antwortete Kiall. Als er zu seinem Pferd ging und aufstieg, erklang Okas’ Stimme in seinen Gedanken.
    »Ich werde bei dir sein und durch deine Augen sehen.«
    Kiall lächelte den Tätowierten Mann an und stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken.
    Die Sonne schien hell, als er den grasbewachsenen Hang zur Siedlung hinunterritt. Mit einem Blick auf den Turmwächter, der einen Pfeil auf seinen Bogen gelegt hatte, winkte Kiall und

Weitere Kostenlose Bücher