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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zog sich in eine sitzende Stellung hoch. »Warum lebe ich noch?« fragte er.
    »Du interessierst mich«, sagte der Mann.
    Die Wege der Südländer sind wahrlich geheimnisvoll, dachte Belash und lehnte den Kopf an die rauhe Rinde des Baumstammes. »Du hast mir meine Waffen gelassen. Warum?«
    »Ich sah keinen Grund, sie dir wegzunehmen.«
    »Hältst du mich für einen so unwürdigen Gegner, daß du mich nicht fürchten mußt?«
    Der Mann lachte. »Ich habe noch nie einen Nadir getroffen, den man als unwürdigen Gegner bezeichnen könnte. Aber ich habe schon viele Kopfwunden gesehen, und deine wird dafür sorgen, daß du noch ein paar Tage ziemlich schwach bist, wenn nicht länger.«
    Belash antwortete nicht. Er stemmte sich in die Höhe, stand schwankend auf und setzte sich auf den Baumstamm. Ihm war schwindlig und übel. Er war nur drei Schritt von Waylander entfernt, und er fragte sich, ob er sein Messer ziehen und den Mann überraschen könnte. Es war unwahrscheinlich, aber es war seine einzige Chance, am Leben zu bleiben.
    »Du solltest nicht einmal daran denken«, sagte Waylander leise.
    »Kannst du Gedanken lesen?«
    »Ich brauche keine besonderen Fähigkeiten, um die Gedanken eines Nadir zu verstehen. Nicht, wenn es sich um den Kampf dreht. Aber du würdest es nicht schaffen, glaub mir. Bist du ein Keista?«
    Belash war erstaunt. Nur wenige Südländer verstanden die komplexen Strukturen, die die Nadirstämme und ihre Zusammensetzung bestimmten. Keista bedeutete Kein Stamm, ein Ausgestoßener. »Nein. Ich gehöre zu den Wölfen.«
    »Du bist weit weg von den Mondbergen.«
    »Du bist bei dem Zeltvolk gewesen?«
    »Oft. Als Freund und als Feind.«
    »Welchen Namen haben die Nadir dir gegeben?« erkundigte sich Belash.
    Der Mann lächelte dünn. »Sie nannten mich den Seelenräuber. Und ein alter Keista-Führer gab mir einmal den Namen Ochsenschädel.«
    Belash nickte. »Du bist mit dem Riesen, mit Eis-Auge, geritten. Es gibt Lieder über dich – dunkle Lieder, von dunklen Taten.«
    »Und sie sind wahr«, gab der Mann zu.
    »Was geschieht jetzt?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich bringe dich zu mir nach Hause. Dort kannst du dich ausruhen.«
    »Warum glaubst du, ich würde dich nicht töten, sobald ich wieder stark genug bin?«
    »Die Gilde läßt keine Nadir als Mitglieder zu. Deswegen dürftest du von Morak bezahlt werden. Wenn ich mir die Beulen an deinem Schädel betrachte, würde ich sagen, daß Morak deine Anstellung beendet hat. – Was hättest du davon, mich zu töten?«
    »Nichts«, pflichtete Belash ihm bei. Außer der Ehre, der Mann zu sein, der den Seelenräuber getötet hat. Und die Berge würden doch sicher freundlich auf den Mann blicken, der den Diebstahl des Schatzes rächte? Bestimmt würden sie ihm dann die Rache gewähren, die er suchte.
    Waylander trat vor. »Kannst du gehen?«
    »Ja.«
    »Dann folge mir.« Der große Mann ging davon. Sein breiter Rücken bildete ein einladendes Ziel.
    Noch nicht, dachte Belash. Erst muß ich meine Kräfte wiedergewinnen.

6
    Der Tisch war dreizehn Meter lang und einen Meter breit und war einst mit feinen Leintüchern und goldenen Tellern und Bechern gedeckt gewesen. Die erlesensten Speisen hatten die Teller gekrönt, und die Edlen hatten ihr Fleisch mit goldenen Messern geschnitten. Jetzt gab es keine Tischdecken; die Teller waren aus Zinn, die Becher aus Steingut. Brot und Käse lagen auf den Tellern, und in den Bechern war kaltes Quellwasser. Am Tisch saßen achtundzwanzig Priester in weißen Gewändern. Hinter jedem Priester glitzerte im Schein der Laternen eine Rüstung: ein strahlender Silberhelm, ein schimmernder Brustharnisch und ein Schwert in einer Scheide. Und an jeder Rüstung lehnte ein langer hölzerner Stab.
    Ekodas saß am Kopfende des Tisches, Dardalion an seiner Seite.
    »Laß mich meine eigenen Argumente vorbringen«, bat Ekodas.
    »Nein, mein Sohn. Aber ich werde ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen, ich verspreche es dir.«
    »Daran zweifle ich nicht, Herr. Aber ich kann
deinen
Argumenten nicht Genüge tun.«
    »Tu dein Bestes, Ekodas. Niemand kann mehr verlangen.« Dardalion legte einen Finger an die Lippen; dann schloß er die Augen. Sofort senkten sich alle Köpfe, und die Vereinigung begann. Ekodas fühlte, wie er schwebte. Er sah nichts, hörte nichts, spürte nichts. Nur Wärme. Er spürte Vishna und Magnic, Palista, Seres … all die anderen trieben um ihn herum.
    »Wir sind eins«, pulste Dardalion.
    »Wir sind

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