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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Vermögen machen, wenn ich öffentliche Vorstellungen gebe.«
    Ein kahler, untersetzter Mann in langer weißer Tunika erschien und nahm neben Michanek Platz. Sein Gesicht war rot und rund, und seine Ohren standen ab wie die einer Fledermaus. »Ich hasse Labyrinthe«, sagte er. »Wo, zum Kuckuck, liegt der Sinn darin? Man muß dreimal so weit gehen, um ans Ziel zu gelangen, und wenn man dort ankommt, ist da nichts! Nutzlos!«
    »Hast du sie gesehen?« fragte Michanek.
    Shalatars Gesichtsausdruck veränderte sich, und er senkte die Augen vor dem Blick des Kriegers. »Ja. Interessant. Warum hast du sie gekauft?«
    »Das steht nicht zur Debatte. Wie lautet deine Voraussage?«
    »Sie ist die talentierteste Seherin, die ich kenne – doch das Talent hat sie überwältigt. Kannst du dir vorstellen, wie es sein muß, über jeden Bescheid zu wissen – egal, wem du begegnest? Die Vergangenheit und die Zukunft. Jede Hand, die du berührst, erzählt dir von einem ganzen Leben, bis zum Tode. Der Einfluß eines solchen Wissens – mit solcher Geschwindigkeit vermittelt – hat eine katastrophale Wirkung auf sie. Sie sieht diese Leben nicht nur, sie erfährt sie, lebt sie. Sie wurden nicht Rowena, sondern hundert verschiedene Menschen – einschließlich deiner Person, möchte ich hinzufügen.«
    »Ich?«
    »Ja. Ich habe ihren Geist nur flüchtig berührt, doch dein Bild war dort.«
    »Wird sie überleben?«
    Shalatar schüttelte den Kopf. »Ich bin Mystiker, mein Freund, kein Prophet. Ich würde sagen, sie hat nur eine Chance: Wir müssen die Türen zu ihrem Talent verschließen.«
    »Kannst du das?«
    »Nicht allein. Aber ich werde Kollegen zusammenrufen, die mit solchen Dingen Erfahrungen haben. Es ist einer Dämonenaustreibung nicht unähnlich. Wir müssen die Pfade ihres Verstandes abschließen, die zur Quelle ihrer Macht führen. Das wird teuer, Michanek.«
    »Ich bin reich.«
    »Das mußt du auch sein. Einer der Männer, die ich brauche, ist ein ehemaliger Priester der QUELLE. Er wird mindestens zehntausend in Silber für seine Dienste verlangen.«
    »Er soll sie haben.«
    Shalatar legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Du liebst sie so sehr?«
    »Mehr als mein Leben.«
    »Teilt sie deine Gefühle?«
    »Nein.«
    »Dann hast du eine Chance, noch einmal von vorn anzufangen. Denn wenn wir fertig sind, wird sie sich an nichts erinnern. Was willst du ihr sagen?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich werde ihr Liebe geben.«
    »Hast du vor, sie zu heiraten?«
    Michanek dachte zurück an ihre Prophezeiung. »Nein, mein Freund. Ich habe beschlossen, niemals zu heiraten.«
     
    Druss wanderte durch die dunklen Straßen der soeben eingenommenen Stadt. Sein Kopf schmerzte, und er war ruhelos. Der Kampf war blutig und kurz gewesen, und Druss war erfüllt von einem seltsamen Gefühl des Niedergangs. Er verspürte eine Veränderung in sich, unwillkommen und doch fordernd, ein Bedürfnis zu kämpfen, zu spüren, wie die Axt Knochen und Fleisch durchschnitt, zu beobachten, wie das Lebenslicht in den Augen eines Feindes erlosch.
    Die Berge seiner Heimat schienen eine Ewigkeit weit weg zu sein, verloren in einer anderen Zeit.
    Wie viele Männer hatte er erschlagen, seit er sich auf die Suche nach Rowena gemacht hatte? Er wußte es nicht mehr, und es war ihm auch gleichgültig. Die Axt fühlte sich leicht in seinen Händen an, warm und vertraut. Sein Mund war trocken, und er sehnte sich nach einem Schluck Wasser. Als er aufblickte, sah er ein Schild, auf dem ›Gewürzstraße‹ stand. In friedlicheren Zeiten hatten Händler hier ihre Kräuter und Gewürze geliefert, die für den Export in den Westen in Ballen verpackt wurden. Selbst jetzt lag noch ein Duft nach Pfeffer in der Luft. Am anderen Ende der Straße, wo sie auf den Marktplatz mündete, befand sich ein Brunnen mit einer Messingpumpe mit gebogenem Griff und einem kupfernen Becher, der mit einer dünnen Kette an einem Eisenring befestigt war. Druss füllte den Becher; dann lehnte er die Axt gegen den Brunnen, setzte sich und trank langsam. Doch immer wieder glitt seine Hand hinab, um Snagas schwarzen Schaft zu berühren.
    Als Gorben den letzten Angriff auf die zum Untergang verdammten Naashaniter befahl, hatte Druss das Verlangen, sich ins Getümmel zu stürzen, hatte den Ruf des Blutes gespürt – und das Bedürfnis zu töten. Es hatte ihn alle Kraft gekostet, den Forderungen seines aufgewühlten Geistes zu widerstehen. Denn der Feind im Bergfried hatte sich flehend ergeben, und

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