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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sich, öffnete die Türen zum Garten und trat hinaus in den Sonnenschein. Blühende Bäume säumten die Wege, und die Luft war schwer vom Duft von Jasmin, Lavendel und Rosen. Drei Gärtner waren bei der Arbeit, wässerten die Erde und jäteten das Unkraut in den Blumenbeeten. Als er näher kam, hielten sie in ihrer Arbeit inne und fielen auf die Knie, die Stirn auf den Boden gepreßt. »Macht weiter«, sagte er und ging an ihnen vorbei ins Labyrinth. Er durchquerte es rasch, bis er zu der Marmorbank in der Mitte kam, wo die Statue der Göttin in einem kreisförmigen Wasserbecken stand. Aus weißem Marmor, stellte sie eine schöne junge Frau dar – nackt, die Arme hoch erhoben, den Kopf in den Nacken geworfen, blickte sie zum Himmel auf. In den Händen trug sie einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen, der zum Flug ansetzte.
    Michanek setzte sich und streckte seine langen Beine aus. Bald würde sich die Geschichte in der ganzen Stadt verbreiten. Der Meisterkämpfer des Kaisers hatte zweitausend Silberstücke für eine sterbende Seherin bezahlt. Was für eine Torheit! Doch seit dem Tag, an dem er sie zuerst gesehen hatte, war er nicht in der Lage gewesen, sie völlig aus seinen Gedanken zu verbannen. Selbst beim Feldzug, während des Kampfes gegen Gorbens Truppen, war sie bei ihm gewesen. Er hatte schönere Frauen gekannt, doch mit fünfundzwanzig hatte er noch keine gefunden, mit der er sein Leben teilen wollte.
    Bis jetzt. Bei dem Gedanken daran, daß sie sterben könnte, zitterte er. Er dachte an ihre erste Begegnung, erinnerte sich an ihre Prophezeiung, daß er in dieser Stadt sterben würde, bei einem letzten Aufbäumen gegen schwarzgekleidete Truppen.
    Gorbens Unsterbliche. Der ventrische Kaiser hatte das berühmte Regiment neu formiert und mit seinen besten Kämpfern bemannt. Sie hatten sieben Städte zurückerobert, zwei davon nach Zweikampf zwischen Gorbens neuem Meisterkämpfer, einem Drenai, der mit der Axt kämpfte und Todeswanderer genannt wurde, und zwei naashantischen Kriegern, die Michanek beide kannte. Gute Männer, stark und tapfer und gewandter, als die meisten Soldaten es sich erträumten. Und doch waren sie gestorben.
    Michanek hatte um das Recht gebeten, sich der Armee anzuschließen und diesen Axtschwinger herauszufordern, doch sein Kaiser hatte sich geweigert. »Ich schätze dich zu hoch«, sagte der Kaiser.
    »Aber Herr! Ist das denn nicht meine Aufgabe? Bin ich nicht dein Streiter?«
    »Meine Seher sagen mir, daß du diesen Mann nicht töten kannst, Michanek. Sie behaupten, seine Axt wäre von einem Dämon besessen. Wir werden keine Entscheidungen durch Zweikampf mehr fällen. Wir werden Gorben durch die Überzahl unserer Armeen zermalmen!«
    Doch der Mann ließ sich nicht zermalmen. Die letzte Schlacht war ein schreckliches Blutvergießen gewesen; auf beiden Seiten waren Tausende gefallen. Michanek hatte jenen Angriff geführt, der das Blatt beinahe gewendet hätte, doch Gorben hatte sich in die Berge zurückgezogen, nachdem Michanek zwei seiner Offiziere getötet hatte.
    Nebuchad und Jasua. Der erste war kein besonders tüchtiger Soldat; er hatte mit seinem weißen Pferd den Meisterkämpfer von Naashan angegriffen und starb, die Kehle von Michaneks Lanze durchbohrt. Der zweite war ein listenreicher Kämpfer, schnell und furchtlos – doch nicht schnell genug, und zu furchtlos, um zu akzeptieren, daß er auf einen besseren Schwertkämpfer gestoßen war. Er war mit einem Fluch auf den Lippen gestorben.
    »Der Krieg wird nicht gewonnen«, berichtete Michanek der marmornen Göttin, »er wird verloren – langsam, Tag für Tag.« Drei der abtrünnigen ventrischen Statthalter waren von Gorben getötet worden: Shabag bei Capalis; Berish, der dicke, gierige Speichellecker, war bei Ectanis gehängt worden, und Ashac, der Statthalter des Südwestens, wurde nach der Niederlage bei Gurunur gepfählt. Nur Darishan, der silberhaarige Fuchs des Nordens, überlebte. Michanek mochte den Mann. Die anderen hatte er mit kaum verhohlener Verachtung behandelt, doch Darishan war ein geborener Krieger. Ohne Prinzipien, ohne Moral, aber mit Mut gesegnet.
    Seine Gedanken wurden durch die Schritte eines Mannes unterbrochen, der durch das Labyrinth kam. »Wo, zum Hades, steckst du, mein Junge?« erklang eine tiefe Stimme.
    »Ich dachte, du wärst Mystiker, Shalatar«, rief Michanek.
    Die Antwort bestand aus einer Verwünschung und einer Aufforderung.
    »Wenn ich das tue«, erwidere Michanek, »könnte ich ein

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