Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
ist!«
    Druss lauschte auf die Schritte des Mannes, die sich langsam durch den Gang entfernten. Er glaubte, eine Tür ins Schloß fallen zu hören, war sich aber nicht sicher. Mit zitternden Händen zog er die Lampe in seinen Kerker und stellte sie neben sich auf den Boden. Dann nahm er das Päckchen und die kleine eiserne Zunderschachtel.
    Mit vom Licht tränenden Augen öffnete er das Päckchen und entdeckte zwei Äpfel, ein Stück Käse und etwas getrocknetes Fleisch darin. Als er in einen der Äpfel biß, erschien die Frucht ihm unerträglich köstlich, und der Saft brannte auf seinem blutenden Zahnfleisch. Es schmerzte beinahe, zu schlucken, doch dieses kleine Unbehagen wurde von der Kühle überwältigt. Er mußte sich beinahe übergeben, behielt es jedoch unten und aß den Apfel auf. Sein geschrumpfter Magen rebellierte nach dem zweiten Apfel, und er hielt den Käse und das Fleisch fest wie Schätze aus Gold und Juwelen.
    Als er darauf wartete, daß sein Magen sich beruhigte, schaute er sich in seiner winzigen Zelle um und nahm zum erstenmal den Schmutz und Verfall wahr. Als er seine Hände betrachtete, sah er, daß die Haut aufgesprungen war und an Handgelenken und Armen häßliche wunde Stellen hatte. Man hatte ihm sein Lederwams weggenommen, und sein Wollhemd war völlig verlaust. Er sah das kleine Loch in der Ecke der Wand, aus dem die Ratten kamen.
    Und seine Verzweiflung wich der Wut.
    Das Licht nicht gewohnt, tränten seine Augen weiter. Er zog sein Hemd aus und betrachtete seinen heruntergekommenen Körper. Die Arme waren nicht mehr kraftvoll, die Handgelenke und Ellbogen stachen scharf hervor. Aber ich lebe, sagte er sich. Und ich werde überleben.
    Er aß den Käse und die Hälfte des Fleisches. So gern er am liebsten alles gegessen hätte – er wußte nicht, ob der alte Mann wiederkommen würde, und er wickelte das Fleisch wieder ein und steckte es in seinen Gürtel.
    Er schaute nach, wie die Zunderschachtel funktionierte, und stellte fest, daß sie sehr alt war. Ein scharfes Stück Feuerstein konnte gegen das scharfkantige Innere geschlagen werden, so daß man das Zündpulver im Spender der Schachtel entzündete. Zufrieden, daß er es im Dunkeln benutzen konnte, blies er zögernd die Lampe aus.
    Der alte Mann kam wieder – doch erst nach zwei Tagen. Diesmal brachte er ein paar getrocknete Pfirsiche, ein Stück Schinken und einen kleinen Beutel Zunder mit. »Es ist wichtig, daß du gelenkig bleibst«, sagte er zu Druss. »Streck dich auf dem Boden aus und mach ein paar Übungen.«
    »Warum tust du das für mich?«
    »Ich habe jahrelang in dieser Zelle gesessen. Ich weiß, wie das ist. Du mußt deine Kräfte wiedergewinnen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Lege dich auf den Bauch, die Hände unter den Schultern. Dann stemmst du dich nur mit den Armen hoch, die Beine bleiben gestreckt. Wiederhole das, so oft wie du kannst. Und zähle. Versuch jeden Tag, mehr Stützübungen zu machen. Oder du legst dich auf den Rücken und hebst die gestreckten Beine an. Das kräftigt den Bauch.«
    »Wie lange warst du hier drin?« fragte Druss.
    »Ich sag’s dir lieber nicht«, erwiderte der alte Mann. »Konzentrier dich darauf, deinen Körper wieder in Form zu bringen. Das nächste Mal bringe ich dir eine Salbe für die Wundstellen und Läusepulver mit.«
    »Wie heißt du?«
    »Es ist besser, du weißt es nicht – falls sie die Lampe finden.«
    »Ich schulde dir etwas, mein Freund. Und ich zahle immer meine Schulden.«
    »Du wirst keine Gelegenheit dazu haben – es sei denn, du wirst wieder stark.«
    »Das werde ich«, versprach Druss.
    Als der alte Mann gegangen war, zündete Druss die Lampe an und legte sich auf den Bauch. Die Hände unter den Schultern, zwang er seinen Körper in die Höhe. Er schaffte es achtmal, ehe er auf dem schmutzigen Boden zusammenbrach.
    Eine Woche später waren es dreißig. Und nach einem Monat schaffte er hundert.

3
    Der Wächter am Haupttor kniff die Augen zusammen und starrte die drei Reiter an. Er kannte keinen von ihnen, doch sie ritten mit lässigem Selbstvertrauen, plauderten und lachten miteinander. Der Wächter trat hinaus, um sie in Empfang zu nehmen. »Wer seid ihr?« fragte er.
    Der erste der Männer, ein schlanker blonder Krieger mit einem Wehrgehänge, von dem vier Messer hingen, stieg von seiner kastanienbraunen Stute. »Wir sind Reisende und suchen eine Unterkunft für die Nacht«, sagte er. »Gibt es ein Problem? Herrscht die Pest in der Stadt?«
    »Pest? Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher