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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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gibt es hier keine Pest«, antwortete der Wächter und schlug hastig das Zeichen des Schützenden Horns. »Woher kommt ihr?«
    »Wir kommen aus Lania und wollen nach Capalis und zur Küste. Wir suchen ein Gasthaus.«
    »Hier gibt es keine Gasthäuser. Dies ist die Festung des Herrn Cajivak.«
    Die beiden anderen Reiter blieben zu Pferde. Der Wächter blickte zu ihnen auf. Einer war schlank und dunkelhaarig. Er hatte einen Bogen über die Schulter geschlungen, und von seinem Sattelknauf hing ein Köcher. Der dritte Mann trug einen großen Lederhut und war bis auf ein gewaltiges Jagdmesser, das fast so lang war wie ein Kurzschwert, unbewaffnet.
    »Wir können für unsere Unterkunft bezahlen«, sagte der blonde Mann mit einem gewinnenden Lächeln. Der Wächter fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der Mann griff in den Beutel an seiner Seite und holte eine Silbermünze hervor, ließ sie in die Hand des Wächters fallen.
    »Nun … es wäre ungehobelt, euch abzuweisen«, sagte der Wächter und steckte die Münze ein. »Also gut. Reitet über den Hauptplatz und haltet euch links. Dann seht ihr ein Haus mit einer Kuppel, an dessen Ostseite eine schmale Straße entlangführt. Dort gibt es eine Taverne. Es ist ein rauher Ort, vergeßt das nicht, und es gibt oft Schlägereien. Doch der Wirt – Ackae – hat hinten ein paar Zimmer. Sagt ihm, Ratsin hätte euch geschickt.«
    »Du bist zu freundlich«, sagte der blonde Mann und schwang sich wieder in den Sattel.
    Als sie in die Stadt ritten, schüttelte der Wächter den Kopf. Es ist nicht damit zu rechnen, daß ich sie wiedersehe, dachte er. Nicht, wo sie soviel Silber dabei haben und kein einziges Schwert.
     
    Der alte Mann kam fast jeden Tag, und Druss lernte diese Augenblicke zu schätzen. Der Alte blieb niemals lang, doch was er sagte, war knapp, klug und treffend. »Die größte Gefahr, wenn du rauskommst, sind die Augen, mein Junge. Sie gewöhnen sich zu sehr an die Dunkelheit, und die Sonne kann sie blind machen – für immer. Nachdem sie mich herausschleppten, hatte ich für fast einen Monat mein Sehvermögen verloren. Blicke in die Flamme der Lampe. Geh so nah heran, wie du kannst, damit deine Pupillen sich zusammenziehen.«
    Druss war jetzt so stark, wie er an einem solchen Ort nur werden konnte, und am Vorabend hatte er dem Mann gesagt: »Komm morgen und übermorgen nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich verschwinden möchte«, antwortete der Drenai. Der alte Mann hatte gelacht. »Es ist mir ernst, mein Freund. Komm die nächsten zwei Tage nicht.«
    »Es gibt einen Weg hinaus. Allein zwei Männer sind nötig, um den Türstein zu bewegen. Und ihn halten zwei Riegel.«
    »Wenn du recht hast«, erwiderte Druss, »sehen wir uns in drei Tagen hier wieder.«
    Jetzt saß er ruhig im Dunkeln. Die Salbe, die sein Freund ihm gebracht hatte, hatte die meisten seiner Wunden geheilt, und das Läusepulver juckte zwar wie der Teufel, hatte aber fast alle Parasiten dazu überredet, sich eine andere Unterkunft zu suchen. Die Nahrung der letzten Monate hatte Druss die Kräfte zurückgegeben, und seine Zähne wackelten nicht mehr. Jetzt ist die Zeit gekommen, dachte er. Besser kann es nicht mehr werden.
    Schweigend wartete er den langen Tag ab.
    Schließlich hörte er den Wärter draußen. Ein Becher wurde durch die Öffnung geschoben, dazu ein Stück altes Brot. Druss blieb reglos in der Dunkelheit sitzen.
    »Hier, meine schwarze Ratte«, rief der Wärter.
    Stille. »Mach doch, was du willst. Du wirst deine Meinung noch früh genug ändern.«
    Die Stunden vergingen. Das Licht der Fackel flackerte im Gang, und er hörte den Wärter stehenbleiben. Schließlich ging der Mann weiter. Druss wartete noch eine Stunde; dann zündete er seine Lampe an und kaute das letzte Stück Fleisch, das der alte Mann ihm am Vorabend gebracht hatte. Er hob die Lampe an sein Gesicht und starrte in die winzige Flamme, hielt sie mal nahe, mal weiter entfernt vor sein Gesicht. Das Licht tat nicht mehr so weh wie zu Anfang. Druss blies die Lampe aus, drehte sich auf den Bauch und machte hundertfünfzig Liegestütze. Er schlief …
    Und erwachte, als der Gefängniswärter kam. Der Mann kniete vor der schmalen Öffnung nieder, doch Druss wußte, daß er nur wenige Zentimeter ins Dunkle sehen konnte. Brot und Wasser waren unangetastet. Die einzige Frage war jetzt, ob es seinen Wärter interessierte, ob sein Gefangener tot oder lebendig war. Cajivak hatte gedroht, daß man Druss vor ihn schleppen würde,

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