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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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einem dunklen, aschgrauen Himmel daher, und es gab keine einzige lebendige Pflanze. Die Alte Frau folgte einem schmalen Pfad und führte Anindais über eine schmale Brücke, die einen entsetzlichen Abgrund überspannte. Schließlich gelangten sie an eine Gabelung des Pfades und hielten sich links, auf eine kleine Höhle zu. Ein dreiköpfiger Hund bewachte den Eingang, doch er wich vor der Alten Frau zurück. Drinnen befand sich ein kreisförmiger Raum, vollgestopft mit Büchern und Schriftrollen. Zwei Skelette hingen an Haken von der Decke, ihre Gelenke waren mit Golddraht zusammengebunden. Ein Kadaver lag auf einem langen Tisch. Brust und Bauch waren aufgeschnitten; das Herz lag neben dem Körper, wie ein grauer Stein von der Größe einer menschlichen Faust.
    Die Alte Frau hob das Herz auf und zeigte es Anindais. »Hier ist es«, sagte sie, »das Geheimnis des Lebens. Vier Kammern und eine Reihe von Klappen, Arterien und Adern. Einfach nur eine Pumpe. Keine Gefühle, kein geheimer Wohnsitz der Seele.« Sie schien enttäuscht. Anindais sagte nichts. »Blut«, fuhr sie fort, »wird in die Lungen gepumpt, um dort Sauerstoff aufzunehmen; dann wird es von den Vorhöfen und den Kammern verteilt. Bloß eine Pumpe. So, wo waren wir? Ach ja, der Kaiith.« Sie schniefte laut und warf das Herz wieder auf den Tisch. Es prallte von dem Leichnam ab und fiel auf den staubigen Boden. Rasch wühlte die Alte Frau in den Büchern auf einem hohen Bord, zog eins heraus und blätterte die vergilbten Seiten durch. Dann setzte sie sich an einen zweiten Schreibtisch und legte das Buch vor sich hin. Die linke Seite zeigte eine ordentliche Schrift mit winzigen Buchstaben. Anindais konnte nicht lesen, doch er konnte das Bild sehen, das auf der rechten Seite gemalt war. Es zeigte einen riesigen Bären, mit Klauen aus Stahl, Augen aus Feuer und Fangzähnen, von denen Gift tropfte.
    »Es ist ein Wesen aus Erde und Feuer«, sagte die Alte Frau, »und es verlangt viel Kraft, es herbeizurufen. Deshalb brauche ich deine Hilfe.«
    »Ich verstehe nichts von Zauberei«, sagte Anindais.
    »Das brauchst du auch nicht«, fauchte sie. »Ich sage die Worte, du wiederholst sie. Folge mir.« Sie führte ihn weiter in die Höhle, zu einem Altarstein, der von goldenen Drähten umgeben war, die an einer Reihe von Stalagmiten befestigt waren. Der Stein stand inmitten eines goldenen Kreises, und die Alte Frau hieß Anindais über die Drähte steigen und zum Altar gehen, auf dem eine silberne Schale mit Wasser stand.
    »Schau in das Wasser«, sagte sie, »und wiederhole die Worte, die ich sage.«
    »Warum bleibst du außerhalb der Drähte?« fragte er.
    »Hier gibt es einen Stuhl, und meine alten Beine sind müde«, antwortete sie. »Und jetzt laß uns anfangen.«

5
    Oliquar war der erste der Unsterblichen, der Druss den Hügel hinunterkommen sah. Der Soldat saß auf einem umgedrehten Faß und stopfte eine Socke, als der Axtschwinger erschien. Oliquar legte das fadenscheinige Stück beiseite, stand auf und rief Druss beim Namen. Einige Soldaten in der Nähe blickten auf, als Oliquar ihm entgegenrannte und seine muskulösen Arme um Druss’ Hals schlang.
    Hunderte anderer Krieger scharten sich um sie und verrenkten sich den Hals, um den Meisterkämpfer des Kaisers zu sehen, den berühmten Axtschwinger, der wie zehn Tiger kämpfte. Druss grinste seinen alten Kameraden an. »Du hast mehr graue Haare im Bart, als ich in Erinnerung habe«, sagte er.
    Oliquar lachte. »Ich habe mir jedes einzelne davon verdient. Bei den Heiligen Händen – es tut gut, dich zu sehen, mein Freund!«
    »Das Leben war wohl langweilig ohne mich?«
    »Nicht ganz«, antwortete Oliquar und deutete auf die Mauern von Resha. »Sie kämpfen gut, diese Naashaniter. Und sie haben auch einen Meisterkämpfer: Michanek, einen großen Krieger.«
    Druss’ Lächeln verblaßte. »Wir werden ja sehen, wie groß er ist«, erwiderte er.
    Oliquar drehte sich zu Sieben und Eskodas um. »Wir hörten, daß ihr euren Freund nicht zu retten brauchtet. Man sagt, er habe den schrecklichen Cajivak und die Hälfte der Männer seiner Festung getötet. Stimmt das?«
    »Warte, bis du das Lied hörst«, riet Sieben ihm.
    »Ja, es kommen auch Drachen drin vor«, warf Eskodas ein.
    Oliquar führte die drei durch die schweigenden Reihen der Krieger zu einem Zelt, das am Flußufer stand. Er holte einen Krug Wein und ein paar Becher herbei, setzte sich und betrachtete seinen Freund. »Du bist etwas dünner geworden«, sagte

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