Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
abzuwehren. Jetzt aber krampfte sein Magen sich zusammen, und seine Gefühle waren völlig durcheinander.
Sie liebte einen anderen Mann. In Gedanken sagte er diese Worte immer wieder, und sie bohrten sich in sein Herz wie Glassplitter in eine Wunde.
Er versuchte, Michanek zu hassen, aber selbst das war ihm verwehrt. Rowena würde niemals einen wertlosen oder schlechten Mann lieben. Druss setzte sich auf und starrte seine Hände an. Er hatte das Meer überquert, um seine Liebe wiederzufinden, und diese Hände hatten getötet und getötet und getötet, damit Rowena wieder die seine werden konnte.
Er schloß die Augen. Wo sollte ich sein? fragte er sich. In der ersten Reihe, wenn sie die Mauern erstürmen? Auf den Mauern, um Rowenas Stadt zu verteidigen? Oder sollte er einfach fortgehen?
Fortgehen.
Die Zeltklappe hob sich, als Sieben sich darunter duckte. »Wie geht es dir, altes Roß?« fragte der Dichter.
»Sie liebt ihn«, sagte Druss. Seine Stimme war belegt, und die Worte erstickten ihn beinahe.
Sieben setzte sich neben den Axtschwinger. Er holte tief Luft. »Wenn man ihr die Erinnerungen genommen hat, dann ist das, was sie getan hat, kein Verrat. Sie kennt dich nicht.«
»Das verstehe ich ja. Ich nehme ihr nichts übel – wie könnte ich? Sie ist die … schönste … ich kann es nicht erklären, Dichter. Sie versteht Haß oder Gier oder Neid überhaupt nicht. Sie ist weich, aber nicht schwach, liebevoll, aber nicht dumm.« Er fluchte und schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich kann es nicht erklären.«
»Du machst es gut«, sagte Sieben leise.
»Wenn ich bei ihr bin, dann ist kein … kein Feuer in meinem Geist. Kein Zorn. Als ich noch ein Kind war, haßte ich es, wenn man über mich lachte. Ich war groß und schwerfällig und stolperte oft über meine eigenen großen Füße. Aber wenn die Leute über meine Ungeschicklichkeit lachten, dann wollte ich … ich weiß nicht … sie zermalmen. Aber eines Tages war ich mit Rowena in den Bergen. Es hatte geregnet. Ich verlor den Halt und fiel kopfüber in eine Schlammpfütze. Sie lachte hell und klar, und ich setzte mich hin und lachte mit ihr. Und es tat so gut, Dichter, es tat so gut!«
»Sie ist noch immer da, Druss. Auf der anderen Seite der Mauer.«
Der Axtträger nickte. »Ich weiß. Was soll ich tun – auf die Mauern klettern und den Mann töten, den sie liebt, und dann zu ihr marschieren und sagen: ›Erinnerst du dich an mich?‹ Ich kann hier nicht siegen.«
»Immer einen Schritt nach dem anderen, mein Freund. Resha wird fallen. Nach dem, was ich von Oliquar erfahren habe, wird Michanek bis zum Ende kämpfen, bis zum Tod. Du brauchst ihn nicht zu töten; sein Schicksal ist bereits besiegelt. Und dann wird Rowena jemanden brauchen. Ich kann dir keinen Rat geben, Druss. Ich war niemals richtig verliebt und beneide dich darum. Aber laß uns abwarten, was der Morgen bringt, ja?«
Druss nickte und holte tief Luft. »Morgen«, flüsterte er.
»Gorben möchte dich sehen, Druss. Warum kommst du nicht mit mir? Bodasen ist bei ihm – und es gibt Wein und gutes Essen.«
Druss stand auf und nahm Snaga in die Hand. Die Klingen glitzerten im Licht des Kohlebeckens, das in der Mitte des Zeltes glühte. »Der beste Freund eines Mannes ist angeblich sein Hund«, sagte Sieben und wich einen Schritt zurück, als Druss die Axt in die Höhe hielt.
Der Axtträger beachtete ihn nicht und trat hinaus in die Nacht.
Rowena stand mit einem langen Gewand bereit, als Michanek aus dem Bad kam. Lächelnd wischte sie zwei Rosenblätter von seinen Schultern und hielt den Mantel auf. Michanek schlüpfte mit den Armen in die Ärmel; dann band er den Seidengürtel zu und drehte sich zu ihr um. Er nahm sie bei der Hand und führte sie in den Garten. Rowena lehnte sich an ihn, und er blieb stehen, nahm sie in die Arme und drückte ihr einen Kuß aufs Haar. Sein Körper duftete nach Rosenöl, und sie schlang die Arme um ihn und schmiegte sich an den weichen Mantel. Sie legte den Kopf zurück und blickte in seine dunkelbraunen Augen. »Ich liebe dich«, sagte sie.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie lange. Sein Mund schmeckte nach den Pfirsichen, die er gegessen hatte, während er im Bad lag. Doch in seinem Kuß lag keine Leidenschaft, und er machte sich von ihr los.
»Was ist?« fragte sie.
Er zuckte die Achseln und lächelte gezwungen. »Nichts.«
»Warum sagst du das?« tadelte sie. »Ich mag es nicht, wenn du mich anlügst.«
»Die Belagerung ist
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