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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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draußen.«
    Druss nahm seine Kleider und folgte dem Dichter ins Haus. Es war klein, mit nur drei Zimmern im Erdgeschoß – einer Küche mit einem eisernen Herd, einem Schlafzimmer und einem rechteckigen Wohnzimmer mit einem gemauerten Kamin, in dem ein Feuer flackerte. Um einen Tisch standen vier hölzerne Stühle, und zu beiden Seiten des Kamins standen bequeme, mit Roßhaar gepolsterte Ledersessel.
    Sieben führte Druss in die Küche, wo er eine Schüssel mit heißem Wasser füllte. Er reichte Druss ein Stück weiße Seife und ein Handtuch; dann öffnete er einen Schrank und nahm einen Teller mit geschnittenem Rindfleisch sowie einen Laib Brot heraus. »Komm rein und iß, wenn du fertig bist«, sagte der Dichter, während er zurück ins Wohnzimmer ging.
    Druss schrubbte sich mit der Seife, die nach Lavendel duftete; dann säuberte er sein Wams und zog sich an. Er fand den Dichter mit ausgestreckten Beinen vor dem Feuer sitzen, in einer Hand einen Becher Wein. Mit der anderen schlanken Hand fuhr er sich durch das schulterlange blonde Haar und strich es zurück. Er hielt es im Nacken zusammen; dann streifte er sich einen schwarzen, ledernen Haarreif über die Stirn, in dessen Mitte ein funkelnder Opal saß. Der Dichter nahm einen kleinen ovalen Spiegel und betrachtete sich. »Ach, welch ein Fluch, so gut auszusehen«, sagte er und legte den Spiegel beiseite. »Was zu trinken?« Druss hatte das Gefühl, daß sein Magen sich umdrehen wollte, und schüttelte den Kopf. »Dann iß, mein großer Freund. Du glaubst vielleicht, daß dein Magen streiken wird, aber es ist im Moment das Beste für dich. Vertraue mir.«
    Druss brach ein Stück Brot ab und setzte sich, langsam kauend. Es schmeckte nach Asche und Galle, doch er aß mannhaft weiter. Der Dichter hatte recht. Sein Magen beruhigte sich. Das eingesalzene Fleisch war schwieriger zu bewältigen, doch als Druss es mit kaltem Wasser hinuntergespült hatte, spürte er rasch, wie seine Kräfte wiederkehrten. »Ich habe zuviel getrunken«, sagte er.
    »Ach, wirklich? Zwei Liter, hörte ich.«
    »Ich weiß nicht mehr wieviel. Hat es einen Kampf gegeben?«
    »Nichts besonderes, nach deinen Maßstäben.«
    »Wer waren die Männer?«
    »Ein paar von den Räubern, die du angegriffen hast.«
    »Ich hätte sie töten sollen.«
    »Vielleicht – aber in dem Zustand, in dem du dich befunden hast, solltest du dich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein.«
    Druss füllte einen Steingutbecher mit Wasser und leerte ihn. »Du hast mir geholfen, daran erinnere ich mich. Warum?«
    »Aus einer Laune heraus. Mach dir keine Gedanken darüber. Und jetzt erzähl mir noch einmal von dem Überall und deiner Frau.«
    »Wozu? Es ist alles gesagt. Ich will nur eins: Rowena finden.«
    »Aber dafür brauchst du meine Hilfe – sonst hätte Shadak dich nicht zu mir geschickt. Und ich weiß gern, mit wem ich reisen soll. Verstehst du? Also, erzähl.«
    »Es gibt nicht viel zu erzählen. Die Räuber …«
    »Wie viele?«
    »Vierzig etwa. Sie griffen unser Dorf an, töteten alle Männer, die alten Frauen, die Kinder. Die jüngeren Frauen nahmen sie gefangen. Ich war im Wald, Bäume fällen. Einige der Mörder kamen auch zu mir. Ich hab’ mich um sie gekümmert. Mit der Axt. Dann traf ich Shadak, der den Kerlen auch folgte. Sie hatten eine Stadt überfallen und seinen Sohn getötet. Wir haben die Frauen befreit. Shadak wurde gefangengenommen. Ich habe die Pferde der Halunken in die Flucht gejagt und das Lager angegriffen. Das ist alles.«
    Sieben schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich glaube, du könntest die ganze Geschichte der Drenai schneller erzählen, als man ein Ei zu kochen vermag. Ein Geschichtenerzähler bist du jedenfalls nicht, mein Freund – und das ist auch gut so. Denn das ist meine Haupteinnahmequelle, und ich hasse Mitbewerber.«
    Druss rieb sich die Augen und lehnte sich im Sessel zurück. Sein Kopf ruhte an dem hohen, weichen Lederpolster. Die Wärme des Feuers war beruhigend, und er war dermaßen erschöpft, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Die Tage der Verfolgung hatten ihren Tribut gefordert. Er fühlte sich, als würde er auf einem warmen Meer treiben. Der Dichter sprach mit ihm, doch seine Worte drangen nicht zu Druss durch.
    Er erwachte in der Morgendämmerung und stellte fest, daß das Feuer bis auf einige glühende Kohlen heruntergebrannt und das Haus leer war. Druss gähnte und reckte sich; dann ging er in die Küche und nahm sich altbackenes Brot und ein Stück

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