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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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muß mit dieser verdammten Axt mindestens ein Dutzend Männer gefällt haben.«
    »Wenn er ein Dutzend Männer getötet hat – glaubt ihr dann, daß ihr drei es mit ihm aufnehmen könnt?«
    Der streng riechende Krieger tippte sich an die Nase. »Überraschungseffekt. Wenn er herauskommt, wird Rafin ihn irgendwas fragen. Sobald er sich dann umdreht, kommen Zhak und ich heran und schlitzen ihm den Bauch auf. Aber du könntest uns helfen. Ein Messer im Auge würde ihn ein bißchen langsamer machen, was?«
    »Wahrscheinlich«, gab Sieben zu, ging ein paar Schritte und setzte sich auf ein Geländer. Er zog ein Messer aus der Scheide und begann, seine Nägel zu reinigen.
    »Machst du mit?« zischte der erste Mann.
    »Wir werden sehen«, antwortete Sieben.
     
    Druss saß am Tisch und betrachtete die glitzernden Klingen der Axt. Er konnte sein Spiegelbild sehen, ernst und mit kalten Augen. Die Züge waren düster und mürrisch, der Mund eine dünne Linie. Er nahm den schwarzen Helm ab und legte ihn auf die Klingen, so daß er sein Abbild in der Axt verdeckte.
    »Wann immer du etwas sagst, wird jemand wütend.« Die Worte seines Vaters stiegen aus seiner Erinnerung empor. Und es stimmte. Manche Männer hatten ein ausgesprochenes Geschick für Freundschaft, für unverfängliches Geplauder und lockere Scherze. Druss beneidete sie. Bis Rowena in sein Leben getreten war, hatte er geglaubt, daß ihm solche Eigenschaften völlig fehlten. Doch bei ihr fühlte er sich wohl. Bei ihr konnte er lachen und scherzen – und sich für Augenblicke so sehen, wie die anderen ihn sahen: groß und bärenhaft, aufbrausend und furchterregend.
    »Es war deine Kindheit, Druss«, sagte Rowena eines Morgens, als sie auf dem Berg oberhalb des Dorfes saßen. »Dein Vater zog von Ort zu Ort, immer voller Angst, daß man ihn erkennen könnte. Deshalb ließ er nicht zu, daß Menschen ihm nahekamen. Für ihn war es nicht so schwer, denn er war ein Mann. Aber es muß schwer für einen Jungen gewesen sein, nie gelernt zu haben, wie man Freunde gewinnt.«
    »Ich brauche keine Freunde«, sagte er.
    »Ich brauche dich.«
    Die Erinnerung an diese drei leise gesprochenen Worte ließen sein Herz schneller klopfen. Ein Serviermädchen ging an seinem Tisch vorbei, und Druss ergriff ihren Arm. »Habt ihr Lentrischen Roten?« fragte er.
    »Ich bringe dir einen Becher, Herr.«
    »Mach einen Krug daraus.«
    Er trank, bis es ihm die Sinne vernebelte und seine Gedanken wirr und unzusammenhängend wurden. Er dachte an Alarin und den Schlag, mit dem er ihm den Kiefer gebrochen hatte, und wie er dann, nach dem Überfall, Alarins Leichnam in die Versammlungshalle geschleppt hatte. Man hatte ihm eine Lanze in den Rücken gerammt, die in seinem Körper zerbrochen war. Die Augen des Toten hatten offengestanden. So viele Tote hatten die Augen offen gehabt … wie eine stumme Anklage.
    »Warum lebst du, und wir sind tot?« fragten die Toten ihn. »Wir hatten Familien, unser Leben, Träume, Hoffnungen. Warum darfst du uns überleben?«
    »Mehr Wein!« brüllte er, und ein junges Mädchen mit honigblondem Haar beugte sich über den Tisch.
    »Ich glaube, du hattest genug, Herr. Du hast bereits einen Liter getrunken.«
    »Sie hatten alle die Augen auf«, sagte er. »Alte Frauen, Kinder. Die Kinder waren am schlimmsten. Was für Menschen bringen Kinder um?«
    »Ich glaube, du solltest nach Hause gehen, Herr, und schlafen.«
    »Nach Hause?« Er lachte, rauh und bitter. »Nach Hause zu den Toten? Und was soll ich ihnen sagen? Die Schmiede ist kalt! Es duftet nicht nach frischgebackenem Brot! Keine Kinder lachen! Nur Augen. Nein, nicht einmal Augen. Nur Asche!«
    »Wir haben gehört, daß es im Norden einen Überfall gegeben hat«, sagte sie. »War das deine Heimat?«
    »Bring mir noch mehr Wein, Mädchen. Er hilft mir.«
    »Er ist ein falscher Freund, Herr«, flüsterte das Mädchen.
    »Er ist der einzige Freund, den ich habe.«
    Ein stämmiger, bärtiger Mann in Lederschürze kam zu ihnen.
    »Was will er?« fragte er das Mädchen.
    »Mehr Wein, Herr.«
    »Dann hol ihm welchen – falls er bezahlen kann.«
    Druss griff in den Beutel an seiner Seite und zog eins der sechs Silberstücke heraus, die Shadak ihm gegeben hatte. Er warf es dem Wirt zu.
    »Gut, bedien ihn!« befahl der Mann dem Mädchen.
    Der zweite Krug nahm den Weg des ersten, und als Druss ihn geleert hatte, erhob er sich schwerfällig. Er versuchte, seinen Helm aufzusetzen, doch er entglitt seinen Fingern und fiel

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