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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sträubten. Borcha war ungeheuer kräftig und fast zwei Meter groß. Er war kahl, der Schädel leicht spitz zulaufend, als ob die Haut über einen vagrischen Helm gespannt wäre. Seine Schultern besaßen dicke Muskelpakete, und der Hals war angeschwollen von Adern und Sehnen.
    »Hat keinen Sinn, ihn so anzugaffen, mein Junge. Er ist zu stark für dich. Glaub mir. Er ist geschickt und sehr schnell. Er nimmt nicht mal an den Aufwärmkämpfen teil. Niemand würde sich ihm stellen – nicht für zwanzig Goldraq! Aber dieser Grassin, ich glaube, gegen den könntest du eine Zeitlang bestehen. Und wenn du Geld zum Setzen hast, werde ich Wetter finden.«
    »Was bekommst du dafür, Alter?«
    »Die Hälfte dessen, was wir einnehmen.«
    »Welche Quote kannst du erzielen?«
    »Zwei zu eins. Vielleicht drei zu eins.«
    »Und wenn ich gegen Borcha antrete?«
    »Schlag dir das aus dem Kopf, mein Junge. Wir wollen Geld machen – keinen Sarg füllen.«
    »Wieviel?« beharrte Druss.
    »Zehn zu eins – zwanzig zu eins. Das wissen die Götter!«
    Druss öffnete den Beutel an seiner Seite und holte zehn Silberstücke heraus. Lässig ließ er sie in die ausgestreckte Hand des alten Mannes fallen. »Gib bekannt, daß ich für eine Drehung des Glases gegen Borcha antreten will.«
    »Bei Astas Titten – er wird dich umbringen!«
    »Wenn nicht, könntest du hundert Silberstücke gewinnen. Vielleicht sogar mehr.«
    »Das stimmt auch wieder«, sagte der alte Thom mit einem schiefen Grinsen.
     
    Allmählich strömten die Zuschauer in die Arena des Lagerhauses. Reiche Adelige, in Seide und feinstes Leder gekleidet, ihre Damen in Spitze und Satin, saßen auf hohen Rängen, die einen guten Ausblick auf den Sandkreis ermöglichten. Auf den unteren Rängen saßen die Kaufleute und Händler mit ihren spitzen Kappen und den langen Umhängen. Druss fühlte sich unbehaglich, gehemmt von den Massen. Die Luft wurde stickig, und die Temperatur stieg, als immer mehr Menschen ins Lagerhaus strömten.
    Rowena würde diesen Ort hassen – diesen Lärm und die drängelnde Menschenmenge. Druss’ Stimmung verdüsterte sich, als er an Rowena dachte – irgendwo gefangen, Sklavin der Wünsche und Launen Collans. Er verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf sein Gespräch mit dem Dichter. Es hatte ihm Spaß gemacht, den Mann zu ärgern, es hatte seinen eigenen Zorn besänftigt – den Zorn darüber, daß er viel von dem, was der Redner im Park gesagt hatte, widerstrebend als zutreffend betrachtete. Er liebte Rowena, mit Herz und Seele. Aber er brauchte sie auch, und er fragte sich oft, was stärker war: Liebe oder Bedürfnis. Und wollte er sie retten, weil er sie liebte oder weil er ohne sie verloren war? Die Frage quälte ihn.
    Rowena besänftigte Druss’ aufgewühlten Geist auf eine Art und Weise, wie keine andere lebende Seele es jemals vermocht hatte. Sie half ihm, die Welt mit sanften Augen zu sehen. Es war eine kostbare und schöne Erfahrung. Wenn sie jetzt bei ihm wäre, dann wäre auch er erfüllt von Abscheu über die schwitzende Menge, die auf Blut und Schmerz wartete.
    Stattdessen stand der junge Mann mitten im Getümmel und fühlte sein Herz schneller schlagen und seine Erregung steigen bei der Aussicht auf einen Kampf.
    Druss’ helle Augen suchten die Menge ab und entdeckten die dicke Gestalt des alten Thom, der mit einem großen Mann in rotem Samtmantel sprach. Der Mann lächelte. Er verließ Thom und ging auf die massige Gestalt Borchas zu. Druss sah, wie die Augen des Kämpfers groß wurden; dann lachte der Mann. Druss konnte es bei dem Lärm zwar nicht hören, doch sein Zorn wuchs. Dies war Borcha, einer von Collans Männern – vielleicht einer von denen, die Rowena gefangengenommen hatten.
    Der alte Thom kehrte zurück und führte Druss in eine halbwegs ruhige Ecke. »Ich habe die Dinge ins Rollen gebracht«, sagte er. »Jetzt hör mir gut zu! Versuch’s nicht am Kopf. An Borchas Schädel haben sich schon Männer die Hände zertrümmert. Er hat die Angewohnheit, den Kopf zu senken, so daß die Knöchel seines Gegners auf die Schädelknochen treffen. Konzentrier dich auf den Rumpf. Und paß auf seine Füße auf – er ist ein geschickter Treter, Bursche … wie heißt du eigentlich?«
    »Druss.«
    »Also, Druss, diesmal hast du einen Bären bei den Eiern gepackt. Wenn er dich verletzt, dann versuch nicht, weiterzumachen. Er wird dir mit dem Schädel das Gesicht einschlagen. Versuch, dich zurückzuziehen und in Deckung

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