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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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jung, vielleicht zwanzig. Seine Augen waren dunkel, sein Lächeln freundlich.
    »Wer bist du?« fragte sie ihn.
    »Ich bin Vintar von den Dreißig.«
    »Ich habe mich verirrt«, sagte sie.
    »Gib mir deine Hand.«
    Sie streckte die Hand aus und spürte seine Geist-Finger; dann fluteten seine Gedanken über die ihren hinweg. Der Panik nahe fühlte Rowena, wie sie in Erinnerungen ertrank. Sie sah einen Tempel aus grauen Steinen, den Wohnort weißgekleideter Mönche. Dann zog der junge Mann sich so rasch von ihr zurück, wie er in ihre Gedanken eingedrungen war. »Deine Prüfung ist vorbei«, sagte er. »Er hat dich verlassen und schläft jetzt neben dir. Ich bringe dich nach Hause.«
    »Ich kann es nicht ertragen. Er ist ekelhaft.«
    »Du wirst es überleben, Rowena.«
    »Warum sollte ich?« fragte sie. »Mein Gatte verändert sich. Er wird mit jedem Tag mehr und mehr so bösartig wie die Männer, die mich geraubt haben. Was für ein Leben steht mir bevor?«
    »Diese Frage werde ich dir nicht beantworten, obwohl ich es wahrscheinlich könnte«, erwiderte er. »Du bist sehr jung, und du hast großes Leid erfahren. Aber du lebst, und weil du lebst, kannst du viel Gutes bewirken. Du hast nicht nur das Talent zu fliegen, sondern auch zu heilen und zu wissen. Nur wenige sind mit dieser Gabe gesegnet. Bekümmere dich nicht wegen Collan. Er hat dich nur vergewaltigt, weil Harib Ka sagte, er solle es nicht tun, und er wird dich nicht noch einmal anrühren.«
    »Er hat mich beschmutzt.«
    »Nein«, sagte Vintar streng. »Er hat sich selbst beschmutzt. Es ist wichtig, daß du das verstehst.«
    »Druss würde sich für mich schämen, weil ich mich nicht gewehrt habe.«
    »Du hast dich gewehrt, Rowena – auf deine Weise. Du hast ihm kein Vergnügen verschafft. Hättest du versucht, Widerstand zu leisten, hätte das seine Lust und seine Befriedigung verstärkt. Aber so – und du weißt, daß das stimmt – fühlte er sich häßlich und schwermütig. Und du kennst sein Schicksal.«
    »Ich will nicht noch mehr Tod!«
    »Wir alle sterben. Du … ich … Druss. Aber wir alle werden daran gemessen, wie wir leben.«
    Er hatte sie zurück zu ihrem Körper geführt und unterwies sie sorgfältig in den Reisen des Geistes und den Methoden, wie sie künftig wieder zu sich selbst zurückkehren konnte. »Werde ich dich wiedersehen?« fragte sie.
    »Kann sein«, antwortete er.
    Jetzt, wo Rowena auf dem satinbezogenen Bett saß, wünschte sie sich, sie könnte noch einmal mit ihm sprechen.
    Die Tür ging auf, und ein riesiger Krieger trat ein. Er war kahlköpfig und muskelbepackt. Um seine Augen zogen sich Narben, und seine Nase war plattgedrückt. Er ging zum Bett, stellte aber keine Bedrohung dar, wie Rowena wußte. Schweigend legte er ein Gewand aus weißer Seide auf das Bett. »Collan bittet dich, dies für Kabuchek zu tragen.«
    »Wer ist Kabuchek?« wollte sie wissen.
    »Ein ventrischer Händler. Wenn du dich gut machst, wird er dich kaufen. Das wäre kein schlechtes Leben, Mädchen. Er hat viele Paläste und behandelt seine Sklaven gut.«
    »Warum dienst du Collan?« fragte sie.
    Seine Augen wurden schmal. »Ich diene niemandem. Collan ist ein Freund. Ich helfe ihm manchmal.«
    »Du bist ein besserer Mann als er.«
    »Das mag sein, wie es will. Aber vor einigen Jahren, als ich der beste Kämpfer war, der Meister, lauerten mir in einer Gasse Anhänger des vorherigen Meisters auf. Sie hatten Schwerter und Messer. Collan kam mir zu Hilfe. Wir überlebten. Ich zahle immer meine Schulden. Jetzt zieh das Kleid an und mach dich bereit. Du mußt den Ventrier beeindrucken.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Collan wäre nicht erfreut, und ich glaube nicht, daß es dir dann gefallen würde. Vertrau mir, meine Dame. Tu dein Bestes, dann bist du raus aus diesem Haus.«
    »Mein Gatte sucht mich«, sagte sie leise. »Wenn er kommt, wird er jeden töten, der mir etwas zuleide getan hat.«
    »Warum sagst du mir das?«
    »Sei nicht hier, wenn er kommt, Borcha.«
    Der Riese zuckte die Achseln. »Darüber wird das Schicksal entscheiden«, sagte er.
     
    Druss schlenderte zu den Gebäuden am Kai hinüber. Sie waren alt – eine Reihe von Tavernen, die man in aufgegebenen Lagerhäusern errichtet hatte. Überall gab es Nischen und Zugänge zu kleinen Gassen. Farbenfroh gekleidete Frauen lehnten an den Wänden, und zerlumpte Männer saßen in der Nähe, spielten das Knöchelspiel oder unterhielten sich in kleinen Gruppen.
    Eine Frau trat auf Druss zu. »Alle

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