Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
gehalten«, meinte Bodasen lächelnd.
»Was gibt es Neues?« fragte Druss.
Der Ventrier zog seinen schwarzen Umhang aus und legte ihn über einen Stuhl. »Letzte Nacht hat Collan die Stadt nach euch absuchen lassen. Attentäter. Aber heute ist er zur Vernunft gekommen.
Heute Morgen hat er einen Mann mit einer Botschaft für dich zu mir geschickt. Er hat beschlossen, dir deine Frau zurückzugeben.«
»Gut. Wann und wo?«
»Etwa siebenhundert Meter westlich von hier gibt es einen Kai. Dort wird er dich heute Abend treffen, eine Stunde nach Sonnenuntergang, und er wird Rowena bei sich haben. Aber er macht sich Sorgen, Druss. Er will nicht sterben.«
»Ich werde ihn nicht töten«, versprach Druss.
»Er will, daß du allein kommst – und unbewaffnet.«
»Wahnsinn!« tobte Sieben. »Glaubt er, er hat es mit Schwachköpfen zu tun?«
»Was immer er sonst sein mag«, sagte Bodasen, »er ist auf jeden Fall ein Drenai von Adel. Sein Wort muß man akzeptieren.«
»Ich nicht«, zischte Sieben. »Er ist ein mordender Deserteur, der reich geworden ist, weil er mit dem Unglück anderer Geschäfte macht. Ein Drenai von Adel? Also wirklich!«
»Ich gehe«, sagte Druss. »Ich habe keine andere Wahl.«
»Es ist eine Falle, Druss! Männer wie Collan kennen keine Ehre. Er wird da sein, ganz recht – mit einem Dutzend oder mehr gedungenen Mördern.«
»Sie werden mich nicht aufhalten«, beharrte der Axtträger, dessen helle Augen funkelten.
»Ein Messer in der Kehle hält jeden auf.«
Bodasen trat einen Schritt vor und legte Druss die Hand auf die Schulter. »Collan hat mir versichert, es wäre ein ehrliches Geschäft. Ich hätte dir diese Nachricht nicht überbracht, wenn ich sie für nicht aufrichtig hielte.«
Druss nickte und lächelte. »Ich glaube dir.«
»Wie hast du uns gefunden?« fragte Sieben.
»Ihr habt doch gesagt, ihr wärt hier«, antwortete Bodasen.
»Wo genau soll das Treffen stattfinden?« fragte Druss.
Bodasen erklärte ihm den Weg und verabschiedete sich dann.
Als er gegangen war, wandte Sieben sich an den jungen Axtträger. »Du glaubst ihm wirklich?«
»Natürlich. Er ist ein ventrischer Adeliger. Mein Vater sagte immer, sie wären die schlechtesten Händler der Welt, weil sie Lügen und Täuschungen haßten. Sie werden so erzogen.«
»Collan ist kein Ventrier«, betonte Sieben.
»Nein«, gab Druss ihm recht und lächelte finster. »Nein, ist er nicht. Er entspricht genau deiner Beschreibung. Und du hast ganz recht, Dichter. Es wird eine Falle sein.«
»Und du willst trotzdem gehen?«
»Wie ich schon sagte, ich habe keine andere Wahl. Aber du mußt nicht dabei sein. Du schuldest Shadak etwas – nicht mir.«
Sieben lächelte. »Da hast du ganz recht, altes Roß. Also, wie wollen wir dieses kleine Spiel spielen?«
Eine Stunde vor Sonnenuntergang saß Collan in einem Zimmer im ersten Stock, das auf den Kai hinausführte. Der bärtige Kofis stand neben ihm. »Ist jeder an seinem Platz?« fragte der Drenai.
»Ja. Zwei Armbrustschützen, sechs Messerkämpfer. Kommt Borcha auch?«
Collans gutaussehendes Gesicht verfinsterte sich. »Nein.«
»Das würde schon etwas ausmachen«, meinte Kofis.
»Wieso?« fauchte Collan. »Er hat sich bereits einmal von dem Bauern schlagen lassen!«
»Du glaubst wirklich, er kommt allein und unbewaffnet?«
»Bodasen glaubt es.«
»Bei den Göttern, was für ein Idiot!«
Collan lachte. »Die Welt ist voller Idioten, Kofis. Deswegen werden wir reich.« Er lehnte sich aus dem Fenster und blickte auf den Kai hinaus. Einige Huren lungerten in Hauseingängen herum; zwei Bettler belästigten Passanten. Ein betrunkener Hafenarbeiter stolperte aus einer Kneipe, prallte gegen eine Wand und fiel zu Boden. Er versuchte aufzustehen, doch als er seinen Arbeitsbeutel aufhob, fiel er wieder hin, rollte sich dann einfach auf den Steinen zusammen und schlief ein.
Was für eine Stadt! dachte Collan. Was für eine wundervolle Stadt.
Eine Hure ging zu dem Schlafenden und inspizierte mit flinken und kundigen Fingern seine Geldbörse.
Collan trat vom Fenster zurück und zog seinen Säbel, nahm einen Wetzstein und schärfte die Schneide. Er hatte nicht die Absicht, mit dem Bauern zu kämpfen, aber man konnte nie vorsichtig genug sein.
Kofis goß sich einen Becher billigen Wein ein. »Trink nicht zuviel davon«, warnte Collan. »Selbst unbewaffnet kann der Bursche kämpfen.«
»Mit einem Bolzen im Herzen wird er nicht mehr so gut kämpfen.«
Collan setzte sich in einen
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