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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Ich habe dich unterschätzt.«
    »Das passiert schon mal«, sagte der Mann.
    Collan griff wieder an, diesmal mit einer Reihe von Hieben und Stichen, die auf Hals und Bauch zielten. Die Klingen glitzerten im Mondlicht. Überall gingen die Fenster auf, als das mißtönende stählerne Klirren über den Kai hallte. Huren lehnten sich aus den Fenstern und feuerten die Männer an. Eine Menschenmenge scharte sich in einem großen Kreis um die Kämpfenden. Collan genoß es. Seine Angriffe zwangen seinen Gegner zurück, und inzwischen hatte er den Mann eingeschätzt. Der Fremde war schnell und gewandt, blieb kühl auch unter Druck, aber er war nicht mehr jung, und Collan spürte, daß er müde wurde. Zuerst hatte er mehrere Gegenangriffe unternommen, doch sie wurden weniger, während er verzweifelt die Klinge des Jüngeren abwehrte. Collan täuschte einen Stich vor; dann drehte er sich, und sein Handgelenk stieß nach vorn. Der Fremde wehrte zu spät ab, und die Säbelspitze drang ihm in die linke Schulter. Collan sprang zurück, so daß seine Waffe freikam. »Zeit zu sterben, alter Mann«, sagte Collan.
    »Ja. Was ist das für ein Gefühl?« konterte sein Gegner.
    Collan lachte. »Du hast Nerven, das muß man dir lassen. Willst du mir sagen, warum du hinter mir her bist, ehe ich dich töte? Habe ich deiner Frau Unrecht getan? Oder vielleicht deine Tochter entehrt? Oder bist du ein gekaufter Meuchelmörder?«
    »Ich bin Shadak«, sagte der Mann.
    Collan grinste. »Dann war der Abend ja nicht völlig vergeudet.« Er warf einen Blick in die Zuschauer. »Der große Shadak!« sagte er laut. »Dies ist der berühmte Jäger, der mächtige Schwertkämpfer. Seht ihr, wie er blutet? Nun, meine Freunde, jetzt könnt ihr euren Kindern erzählen, daß ihr gesehen habt, wie er starb! Wie Collan den legendären Helden erschlug!«
    Er trat auf den wartenden Shadak zu; dann hob er den Säbel zu einem spöttischen Gruß. »Dieses Duell hat mir Spaß gemacht, alter Mann«, sagte er, »aber jetzt ist Zeit, Schluß zu machen.« Noch während er sprach, sprang er vor und führte einen schnellen Rückhandhieb auf Shadaks rechte Körperhälfte. Als sein Gegner parierte, ließ Collan seine Klinge über das Schwert Shadaks und auf den ungeschützten Hals gleiten. Es war der klassische tödliche Hieb, und Collan hatte ihn oft angebracht. Doch Shadak wich nach links aus, so daß der Säbel nur in seine linke Schulter schnitt. Collan spürte plötzlich einen sengenden Schmerz in der Bauchgegend und blickte an sich herunter. Entsetzt sah er, daß Shadaks Schwert aus seinem Leib ragte.
    »Schmor in der Hölle!« zischte Shadak und zog die Klinge heraus. Collan schrie auf und fiel auf die Knie. Sein Säbel klirrte auf die Steine des Kais. Er fühlte sein Herz hämmern; Schmerzen, glühendheiße, beißende Schmerzen versengten ihn. Er schrie auf: »Helft mir!«
    Die Zuschauer schwiegen jetzt. Collan sank mit dem Gesicht voran auf die Steine. Ich kann nicht sterben, dachte er. Ich nicht! Doch nicht Collan!
    Die Schmerzen ließen nach und wichen einer angenehmen Wärme, die sich in sein gemartertes Hirn stahl. Er schlug die Augen auf und sah, wie sein Säbel dicht vor ihm auf den Steinen glitzerte. Er streckte die Hand danach aus, seine Finger berührten den Griff.
    »Ich kann noch immer siegen!« sagte er sich. »Ich kann …«
    Shadak schob sein Schwert in die Scheide und starrte auf den Toten nieder. Schon waren die Bettler da, die an seinen Stiefeln zerrten und an seinem Gürtel rissen. Shadak wandte sich ab und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    Er sah Sieben neben der reglosen Gestalt von Druss knien, und er erschrak und ging rascher, bis er bei ihnen war. Dann kniete er sich ebenfalls nieder.
    »Er ist tot«, sagte Sieben.
    »Davon träumst du«, zischte Druss. »Hilf mir auf die Beine.«
    Shadak lachte leise. »Manche Kerle sind einfach nicht kleinzukriegen«, sagte er zu Sieben. Die beiden Männer zogen Druss hoch.
    »Sie ist da draußen«, sagte Druss und starrte auf das Schiff, das vor dem fernen Horizont langsam kleiner wurde.
    »Ich weiß, mein Freund«, sagte Shadak leise. »Und wir werden sie finden. Aber jetzt bringen wir dich erst mal zu einem Arzt.«

ZWEITES BUCH
DER DÄMON IN DER AXT

Prolog
    Das Schiff glitt aus dem Hafen; der frühabendliche Seegang schlug gegen den Rumpf. Rowena stand auf dem Achterdeck, neben ihr die kleine Gestalt Pudris. Über ihnen, unbemerkt auf dem erhöhten Steuerdeck, stand der ventrische Kaufmann Kabuchek.

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