Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
die Geier des Meeres«, sagte er. »Ich kann sie nicht ausstehen.«
Der Wind drehte sich, und die Donnerkind schwankte wie ein Tänzer auf den weißgekrönten Wellen. An Deck der Dunkelwind hockten Scharen von Kriegern an Steuerbord, während die beiden Schiffe sich einander näherten. Es wird eng werden, dachte Earin Shad. Sie werden wieder wenden und versuchen, davonzukommen. Diesen Zug vorausahnend, gab er Patek, der jetzt unter den Männern auf dem Hauptdeck stand, einen Befehl. Der Riese lehnte sich über die Reling und wiederholte den Befehl für den Rudermeister. Sofort hoben sich die Steuerbordruder aus dem Wasser, während die hundertzwanzig Ruderer an Backbord weiterruderten. Die Dunkelwind schoß nach Steuerbord.
Die Donnerkind eilte weiter; dann schwang sie sich dem näher kommenden Schiff entgegen. Im Bug schwenkte noch immer der Krieger mit dem dunklen Bart die schimmernde Axt – und in diesem Augenblick wußte Earin Shad, daß er sich verrechnet hatte. »Holt die Ruder ein!« brüllte er.
Patek blickte erstaunt auf. »Wie bitte, Herr?«
»Die Ruder, Mann! Sie greifen uns an!«
Es war zu spät. Als Patek sich vorbeugte, um den Befehl zu brüllen, schwang die Donnerkind zum Angriff herum, drehte mit aller Gewalt auf die Dunkelwind zu, so daß der Bug die ersten Reihen der Ruder rammte. Holz brach mit lautem Krachen, vermischt mit den Schreien der Rudersklaven, als die schweren Ruder sich in Arme und Schädel, Schultern und Rippen bohrten.
Enterleinen wurden ausgeworfen; eiserne Klauen verbissen sich ins Holz oder in die Takelage der Donnerkind. Ein Pfeil traf einen der Korsaren in die Brust. Der Mann fiel rücklings, versuchte aufzustehen, stürzte wieder. Die Korsaren zogen die Enterleinen straff, und die beiden Schiffe schoben sich aneinander.
Earin Shad war rasend vor Wut. Die Hälfte der Steuerbordruder war zerschmettert, und die Götter allein wußten, wie viele Sklaven verkrüppelt waren. Jetzt mußte er in den nächsten Hafen humpeln. »Fertig zum Entern!« schrie er.
Die beiden Schiffe krachten ineinander. Die Korsaren sprangen auf und kletterten auf die Reling.
In diesem Moment schwang sich der schwarzbärtige Krieger auf dem feindlichen Schiff auf den Bug und sprang mitten in die Reihen der wartenden Korsaren. Earin Shad mochte seinen Augen kaum trauen. Der schwarzgekleidete Axtschwinger schickte mehrere Männer zu Boden, stürzte beinahe selbst, schwang dann seine Axt. Ein Mann schrie auf, als Blut aus einer furchtbaren Wunde in seiner Brust quoll. Die Axt hob und senkte sich, und die Korsaren wichen vor dem scheinbar wahnsinnigen Krieger zurück.
Er griff an. Die Axt hieb in ihre Reihen. Weiter entlang des Decks versuchten andere Korsaren noch immer, das Handelsschiff zu entern. Sie trafen auf wilden Widerstand seitens der Drenaikrieger, doch in der Mitte des Hauptdecks herrschte das Chaos. Ein Mann rannte hinter den Axtschwinger, einen Krummdolch erhoben, um ihm die Waffe in den Rücken zu stoßen. Doch ein Pfeil traf den Mann in die Kehle, und er taumelte und fiel.
Mehrere Drenaikrieger stürmten heran, um dem Axtschwinger beizustehen. Earin Shad fluchte und zog seinen Säbel, schwang sich über die Reling und landete geschmeidig auf dem unteren Deck. Als ein Schwertkämpfer auf ihn zustürmte, parierte er den Hieb und antwortete mit einer Riposte, die den Hals des Gegners zwar verfehlte, dem Mann jedoch das Gesicht vom Wangenknochen bis zum Kinn aufschlitzte. Als der Krieger rückwärts taumelte, stieß Earin Shad ihm seine Klinge durch den Mund ins Gehirn.
Ein wendiger Krieger in schwarzer Brustplatte und Helm tötete einen Korsaren und wandte sich Earin Shad zu. Der Führer der Piraten blockte einen wütenden Stoß ab und versuchte eine Riposte, mußte jedoch zurückweichen, als die Klinge seines Gegners an seinem Gesicht vorbeisauste. Der Mann hatte dunkle Haut und dunkle Augen und war ein meisterlicher Schwertkämpfer.
Earin Shad trat zurück und zog einen Dolch. »Ventrier?« fragte er.
Der Mann lächelte. »Allerdings.« Ein Korsar sprang hinter dem Schwertkämpfer heran. Dieser wirbelte herum und stieß dem Angreifer sein Schwert in den Bauch; dann fuhr er gerade noch rechtzeitig herum, um einen Hieb von Earin Shad abzuwehren. »Ich bin Bodasen.«
Die Korsaren waren zähe, verwegene Männer, gewohnt zu kämpfen und ihr Leben zu riskieren. Doch sie hatten noch nie einem Phänomen wie diesem Mann mit der Axt gegenübergestanden. Sieben beobachtete die Männer vom
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