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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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andere in der Takelage arbeiteten oder Ladung wieder festzurrten, die sich im Sturm losgerissen hatte.
    »Du siehst die Piraten noch früh genug, wenn sie in der Nähe sind«, sagte Milus Bar.
    Bodasen nickte und drehte sich zum Kapitän um. »Mit nur vierundzwanzig Kriegern hoffe ich, sie überhaupt nicht zu sehen«, sagte er leise.
    Der Kapitän lachte in sich hinein. »Wir bekommen im Leben nicht immer das, was wir uns wünschen, mein ventrischer Freund. Ich wollte auch nicht, daß meine erste Frau mich verließ – oder daß meine zweite Frau blieb.« Er zuckte die Achseln. »Aber so ist halt das Leben.«
    »Du scheinst nicht übermäßig beunruhigt zu sein.«
    »Ich bin Fatalist, Bodasen. Was sein wird, wird sein.«
    »Könnten wir ihnen davonsegeln?«
    Milus Bar zuckte wieder die Achseln. »Hängt davon ab, aus welcher Richtung sie kommen.« Er fuhr mit der Hand durch die Luft. »Auf den Wind. Von achtern? Ja. Es gibt kein schnelleres Schiff auf dem Meer als meine Donnerkind. Westlich von vorn – wahrscheinlich. Östlich von vorn – nein. Sie würden uns rammen. Sie haben einen großen Vorteil; denn viele ihrer Schiffe sind Triremen mit drei Reihen von Rudern. Du würdest staunen, mein Freund, mit welcher Geschwindigkeit sie wenden und rammen können.«
    »Wie lange brauchen wir noch bis Capalis?«
    »Zwei Tage – vielleicht drei, wenn der Wind abflaut.«
    Bodasen ging über das Ruderdeck und stieg die sechs Stufen zum Hauptdeck hinunter. Er sah Druss, Sieben und Eskodas im Bug und ging zu ihnen. Druss sah ihn und blickte auf.
    »Genau der Mann, den wir brauchen«, sagte der Axtträger. »Wir sprechen gerade über Ventria. Sieben behauptet, dort gäbe es Berge, die an den Mond stoßen. Stimmt das?«
    »Ich kenne nicht das ganze Reich«, antwortete Bodasen, »aber laut unseren Astronomen ist der Mond fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernt. Daher möchte ich das bezweifeln.«
    »Östlicher Unsinn«, spottete Sieben. »Es hat einmal einen Drenaischützen gegeben, der einen Pfeil zum Mond schoß. Er hatte einen großen Bogen, der Akansin hieß. Vier Meter lang war er, und mit Zaubern belegt. Der Mann schoß einen schwarzen Pfeil ab, den er Paka nannte. An dem Pfeil war ein Silberfaden befestigt, an dem er zum Mond emporkletterte. Er setzte sich darauf, während der Mond um die große Scheibe der Erde segelte.«
    »Ein Märchen«, beharrte Bodasen.
    »So steht es in der Bibliothek in Drenan – in der Abteilung Geschichte.«
    »Das zeigt mir nur, wie begrenzt euer Verständnis vom Universum ist«, sagte Bodasen. »Glaubt ihr immer noch, daß die Sonne eine goldene Kutsche ist, die von sechs weißen, geflügelten Pferden gezogen wird?« Er setzte sich auf ein aufgerolltes Tau. »Oder vielleicht, daß die Erde auf den Schultern eines Elefanten oder eines anderen Tieres ruht?«
    Sieben lächelte. »Nein, das tun wir nicht. Aber wäre es nicht besser? Liegt in dieser Geschichte nicht eine gewisse Schönheit? Eines Tages werde ich mir einen Bogen machen und damit auf den Mond schießen.«
    »Lassen wir den Mond«, sagte Druss. »Ich möchte was über Ventria wissen.«
    »Nach der Vermessung, die der Kaiser von fünfzehn Jahren befahl und die erst vergangenes Jahr abgeschlossen wurde, umfaßt das Groß-Ventrische Reich fünfhunderteinundzwanzigtausendachthundertundneun Quadratkilometer. Es hat eine Bevölkerung von schätzungsweise fünfzehneinhalb Millionen. Auf schnellen Pferden braucht ein Reiter, der die Grenzen entlang galoppiert, knapp vier Jahre, bis er wieder an seinem Ausgangspunkt ist.«
    Druss wirkte beschämt. Er schluckte. »So groß ist es?«
    »So groß«, bestätigte Bodasen.
    Druss’ Augen wurden schmal. »Ich werde meine Frau trotzdem finden«, sagte er schließlich.
    »Natürlich wirst du das«, erwiderte Bodasen. »Sie ist mit Kabuchek gereist, und er wird nach Ectanis wollen, wo er wohnt – und das wieder heißt, er wird in Capalis landen. Kabuchek ist berühmt, ein wichtiger Ratgeber des Statthalters Shabag. Er wird nicht schwer zu finden sein. Es sei denn …«
    »Es sei denn was?« fragte Druss.
    »Es sei denn, Ectanis ist bereits gefallen.«
    »Schiff ahoi!« kam ein Schrei aus der Takelage. Bodasen sprang auf; sein Blick glitt prüfend über das funkelnde Wasser. Dann sah er das Schiff östlich voraus, die Segel eingeholt, und drei Reihen von Rudern, die wie Flügel glänzten. Er drehte sich um und zog seinen Säbel.
    »Zu den Waffen!« rief er.
    Druss zog Wams und Helm an,

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