Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
Ruderdeck der Donnerkind, sah sie wieder und wieder vor den irren, unermüdlichen Angriffen Druss’ zurückweichen. Obwohl es ein warmer Tag war, überlief es Sieben eiskalt, als er beobachtete, wie die Axt in die glücklosen Piraten hieb.
Druss war nicht aufzuhalten – und Sieben wußte warum. Wenn Schwertkämpfer fochten, hing der Ausgang von ihren Fähigkeiten ab. Doch mit der schrecklichen doppelköpfigen Axt bewaffnet, war keine Kunstfertigkeit vonnöten, nur Kraft und die Bereitschaft zu kämpfen – eine Kampfeslust, die unauslöschlich schien. Niemand konnte gegen Druss bestehen; denn der einzige Weg zu siegen bedeutete, sich in Reichweite der tödlichen Klingen zu begeben. Der Tod aber war kein Risiko, er war Gewißheit. Und Druss selbst schien einen sechsten Sinn zu besitzen. Korsaren umkreisten ihn von hinten, aber noch während sie näher rückten, fuhr er herum, und die Axt hieb durch Haut, Fleisch und Knochen. Einige Korsaren warfen ihre Waffen weg und wichen vor dem riesigen, blutbeschmierten Krieger zurück. Druss beachtete sie nicht.
Sieben blickte zu Bodasen hinüber, der mit dem feindlichen Kapitän kämpfte. Ihre Schwerter, die im Sonnenlicht glänzten, wirkten zierlich und schwerelos gegenüber der rohen Kraft von Druss und seiner Axt.
Eine hünenhafte Gestalt mit einem eisernen Kriegshammer sprang Druss an – und im selben Moment grub Snaga sich in die Rippen eines angreifenden Korsaren. Druss duckte sich unter der zischenden Waffe und teilte einen linken Haken aus, der am Kinn des Mannes explodierte. Noch als der Riese stürzte, schnappte Druss seine Axt und enthauptete beinahe einen wagemutigen Angreifer. Andere Drenaikrieger rannten herbei, und die Korsaren zogen sich zurück, entsetzt und demoralisiert.
»Werft eure Waffen weg!« brüllte Druss. »Dann bleibt ihr am Leben!«
Ohne Zögern fielen Schwerter, Säbel, Entermesser und Dolche klirrend aufs Deck. Druss drehte sich um und sah, wie Bodasen einen Hieb abwehrte und mit einem blitzschnellen Gegenstoß antwortete, der dem feindlichen Kapitän die Kehle aufschlitzte. Blut schoß aus der Wunde. Der Kapitän stürzte und versuchte einen letzten Stich. Doch die Kraft verließ ihn, und er fiel mit dem Gesicht voran aufs Deck.
Ein Mann in fließendem grünem Gewand erschien an der Reling des Steuerdecks. Er war schlank und groß; das Haar klebte ihm am Schädel. Er hob die Hände. Sieben blinzelte. Er schien zwei schimmernde Messingkugeln in den Händen zu halten … nein, erkannte der Dichter. Es war kein Messing. Es war Feuer!
»Paß auf, Druss!« brüllte er.
Der Zauberer streckte die Hände vor, und eine Flammenzunge schoß auf den Axtschwinger zu. Snaga zuckte hoch; die Flammen trafen auf die silbernen Köpfe.
Für Sieben blieb die Zeit stehen. Im Bruchteil eines Herzschlages sah er etwas, das er sein Leben lang nicht vergessen würde. In dem Moment, als die Flammen auf die Axt trafen, erschien eine dämonische Gestalt über Druss, mit eisengrauer, schuppiger Haut und langen, kräftigen Armen, die in klauenbewehrten Fingern endeten. Die Flammen prallten von dem Wesen ab und schossen zurück auf den Zauberer. Seine Kleider fingen Feuer, und seine Brust explodierte nach innen. Ein klaffendes Loch erschien in seinem Rumpf, durch das Sieben den Himmel sehen konnte. Der Zauberer stürzte von Deck, und der Dämon verschwand.
»Gütige Mutter von Cires!« flüsterte Sieben. Er wandte sich an Milus Bar. »Hast du das gesehen?«
»Ja! Die Axt hat ihn gerettet!«
»Axt? Hast du das Wesen nicht gesehen?«
»Wovon redest du, Mann?«
Sieben spürte, wie sein Herz hämmerte. Er sah Eskodas aus der Takelage klettern und rannte zu ihm. »Was hast du gesehen, als die Flammen auf Druss zuschossen?« fragte er und packte den Bogenschützen am Arm.
»Ich sah, wie er sie mit der Axt ablenkte. Was ist los mit dir?«
»Nichts. Gar nichts.«
»Wir sollten diese Taue lieber durchhauen«, sagte Eskodas. »Die anderen Schiffe kommen näher.«
Die Drenaikrieger auf der Dunkelwind sahen ebenfalls die zwei näher kommenden Kriegsschiffe. Die besiegten Korsaren standen daneben, als sie auf die Taue einhieben und dann wieder an Bord der Donnerkind sprangen. Druss und Bodasen kamen als letzte. Niemand versuchte sie aufzuhalten.
Der Riese, den Druss gefällt hatte, stand schwankend auf; dann lief er zur Reling und sprang hinter dem Axtschwinger her, landete mitten in einer Gruppe von Drenaikriegern.
»Es ist noch nicht vorbei!«, schrie er. »Stell
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