Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
schwarzen Umhang über einer schmucklosen Brustplatte, doch er zog – wie ein legendärer Held – alle Aufmerksamkeit auf sich. Männer legten ihre Arbeit nieder, als er vorbeikam, und Bodasen sprang vom Schiff, noch ehe es vertäut war, landete leichtfüßig und trat in die Umarmung des anderen. Der Kaiser schlug Bodasen auf den Rücken und küßte ihn auf beide Wangen.
    »Ich würde sagen, sie sind Freunde«, meinte Eskodas trocken.
    »Seltsame Bräuche haben sie in fremden Ländern«, antwortete Sieben grinsend.
    Die Laufplanke wurde herabgelassen, und eine Schar von Soldaten kam an Bord, verschwand unter Deck und tauchte schwer beladen mit messingbeschlagenen Eichentruhen wieder auf.
    »Gold, nehme ich an«, flüsterte Eskodas, und Sieben nickte. Insgesamt zwanzig Truhen wurden von Bord getragen, ehe die Drenaikrieger das Schiff verlassen durften. Sieben ging hinter dem Bogenschützen die Laufplanke hinunter. Als er festen Boden betrat, hatte er das Gefühl, die Erde würde sich bewegen, und stolperte beinahe, ehe er sich wieder fing.
    »Ist das ein Erdbeben?« fragte er Eskodas.
    »Nein, mein Freund. Du hast dich nur so an das Stampfen und Rollen des Schiffes gewöhnt, daß deine Beine festen Boden nicht mehr kennen. Das vergeht sehr schnell.«
    Druss gesellte sich zu ihnen, als Bodasen vortrat. An seiner Seite stand der Kaiser. »Und dies, Herr, ist der Krieger, von dem ich sprach – Druss, der Axtschwinger. Er hat praktisch im Alleingang die Korsaren geschlagen.«
    »Das hätte ich gern gesehen«, sagte Gorben. »Aber ich habe noch Zeit, deine Kräfte zu bewundern. Der Feind lagert rund um unsere Stadt und hat bereits mit dem Angriff begonnen.«
    Druss sagte nichts, doch der Kaiser wirkte unbekümmert. »Darf ich deine Axt sehen?« fragte er. Druss nickte und reichte dem Monarchen die Waffe. Gorben nahm sie und hob die Klingen an sein Gesicht. »Großartige Arbeit. Weder eine Scharte noch Rostspuren – die Oberfläche ist makellos. Ein seltener Stahl.« Er untersuchte den schwarzen Griff und die silbernen Runen. »Das ist eine sehr alte Waffe, die schon viel Tod gesehen hat.«
    »Sie wird noch mehr sehen«, sagte Druss. Seine Stimme klang tief und grollend. Sieben schauderte.
    Gorben lächelte und reichte Druss die Axt zurück; dann wandte er sich an Bodasen. »Wenn du deine Männer untergebracht hast, findest du mich im Rathaus.« Ohne ein weiteres Wort ging er davon.
    Bodasens Gesicht war weiß vor Zorn. »Wenn du in Gegenwart des Kaisers bist, solltest du dich tief verbeugen. Er ist ein Mann, dem man Respekt zollen muß.«
    »Wir Drenai sind nicht besonders bewandert in unterwürfigem Benehmen«, erklärte Sieben.
    »In Ventria kann solche Mißachtung mit dem Tod bestraft werden«, sagte Bodasen.
    »Aber ich denke, wir können es lernen«, meinte Sieben fröhlich.
    Bodasen lächelte. »Seht zu, daß ihr das tut, meine Freunde. Dies ist nicht Drenai; hier herrschen andere Sitten. Der Kaiser ist ein guter Mann, ein feiner Mann. Trotzdem muß er die Disziplin aufrechterhalten, und er wird ein so schlechtes Benehmen nicht noch einmal hinnehmen.«
     
    Die Drenaikrieger wurden mitten in der Stadt untergebracht, außer Druss und Sieben, die sich nicht als Söldner für die Ventrier verpflichtet hatten. Bodasen brachte die beiden in ein leeres Gasthaus und bat sie, sich selbst ein Zimmer zu suchen. Etwas zu essen, erklärte er, könnten sie in einer der beiden Hauptkasernen finden, wenn es auch noch immer ein paar Läden und Verkaufsstände in der Stadt gab.
    »Möchtest du dir die Stadt ansehen?« fragte Sieben, nachdem der ventrische General gegangen war. Druss saß auf einem schmalen Bett und starrte seine Hände an. Er schien die Frage nicht gehört zu haben. Der Dichter setzte sich neben ihn. »Wie fühlst du dich?« fragte er leise.
    »Leer.«
    »Jeder Mensch stirbt, Druss. Selbst du und ich. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Was interessiert mich Schuld
?
Ich muß nur immer an unsere gemeinsame Zeit in den Bergen denken. Ich kann noch immer … die Berührung ihrer Hand fühlen. Ich kann noch immer hören …« Er stockte, wurde rot und preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Was war das mit der Stadt?« grollte er.
    »Ich dachte, wir könnten uns ein bißchen umsehen.«
    »Gut. Gehen wir.« Druss stand auf, nahm seine Axt und ging hinaus. Das Gasthaus lag in der Weinstraße. Bodasen hatte ihnen den Weg beschrieben, und sie fanden sich gut zurecht, da die Straßen breit und in mehreren

Weitere Kostenlose Bücher