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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und bedeutete Druss, auf dem zweiten Platz zu nehmen. »Dieser Raum«, erklärte der Priester, »ist ein Ort der Harmonie. Hier hat man noch nie böse Worte gehört. Es ist ein Raum des Gebets und der freundlichen Gedanken. So ist er seit tausend Jahren. Was auch geschieht, denkt bitte daran. Jetzt gib mir deine Hand.«
    Druss streckte den Arm aus, und der Priester nahm seine Hand und fragte ihn, wen er rufen wolle. Druss sagte es ihm. »Und wie heißt du, mein Sohn.«
    »Druss.«
    Der Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schloß minutenlang die Augen. Dann sagte er: »Ich rufe dich, Rowena, Kind der Berge. Ich rufe dich im Namen von Druss. Ich rufe dich über die Ebenen des Himmels. Ich spreche zu dir über die Täler der Erde. Ich greife nach dir bis in die dunklen Plätze unter den Meeren der Welt und in die trockenen Wüsten der Hölle.« Einen Augenblick geschah nichts. Dann versteifte sich der Priester und schrie auf. Er sackte in seinem Stuhl zusammen; der Kopf sank auf die Brust.
    Sein Mund öffnete sich, und stieß ein einzelnes Wort aus: »Druss!« Es war die Stimme einer Frau. Sieben war bestürzt. Er warf einen Blick auf den Axtschwinger. Alle Farbe war aus Druss’ Gesicht gewichen.
    »Rowena!«
    »Ich liebe dich, Druss. Wo bist du?«
    »In Ventria. Ich bin hier, um dich zu holen.«
    »Ich warte hier auf dich. Druss! O nein, alles verblaßt. Druss, kannst du mich hören …?«
    »Rowena!« rief Druss und sprang auf.
    Der Priester zuckte zusammen und erwachte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe sie nicht gefunden.«
    »Ich habe mit ihr gesprochen«, sagte Druss und zog den Mann auf die Beine. »Hol sie noch einmal!«
    »Das kann ich nicht. Da war niemand. Es ist nichts geschehen!«
    »Druss! Laß ihn los!« rief Sieben und packte Druss am Arm. Der Axtschwinger ließ den Priester los und ging aus dem Zimmer.
    »Ich verstehe das nicht«, flüsterte der Priester. »Da war nichts!«
    »Du hast mit der Stimme einer Frau gesprochen«, berichtete Sieben. »Druss hat sie erkannt.«
    »Das ist höchst seltsam, mein Sohn. Wenn ich mit den Toten in Verbindung trete, weiß ich immer, was sie sagen. Aber es war, als ob ich schliefe.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Sieben und fischte in seiner Geldbörse nach einer Silbermünze.
    »Ich nehme kein Geld«, wehrte der Mann mit einem scheuen Lächeln ab. »Aber ich bin verblüfft und werde darüber nachdenken, was geschehen ist.«
    »Druss bestimmt auch«, meinte Sieben.
     
    Er fand Druss am Altar. Der Axtkämpfer hatte die Hand nach dem schimmernden Horn ausgestreckt und versuchte, seine Finger darum zu schließen. Sein Gesicht war angespannt vor Konzentration; die Kinnmuskeln waren durch den dunklen Bart zu sehen.
    »Was tust du da?« fragte Sieben leise.
    »Er sagte, es könnte die Toten zurückbringen.«
    »Nein, mein Freund. Er sagte, so lautet die Legende. Das ist ein Unterschied. Komm mit. Wir suchen uns irgendwo in dieser Stadt eine Kneipe und trinken einen guten Schluck.«
    Druss schlug mit der Hand auf den Altar, so daß das goldene Horn scheinbar durch seine Faust wuchs. »Ich brauche nichts zu trinken! Bei den Göttern, ich muß kämpfen!« Er nahm die Axt und marschierte aus dem Tempel.
    Der Priester tauchte neben Sieben auf. »Ich fürchte, trotz meiner guten Absicht ist das Ergebnis meiner Mühen nicht so, wie ich gehofft hatte«, sagte er.
    »Er wird es überleben, Vater.« Sieben wandte sich dem Priester zu. »Sag mir, was weißt du über dämonische Besessenheit?«
    »Zuviel – und zu wenig. Glaubst du, du bist besessen?«
    »Nein, nicht ich. Druss.«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Wenn er derart heimgesucht würde … hätte ich es gespürt, als ich seine Hand berührte. Nein, dein Freund ist sein eigener Herr.«
    Sieben setzte sich auf eine Bank und berichtete dem Priester, was er an Deck der Korsarentrireme gesehen hatte. Der Priester lauschte schweigend. »Wie ist er an die Axt gekommen?«
    »Ein Familienerbstück, soviel ich weiß.«
    »Wenn es ein dämonisches Wesen gibt, mein Sohn, dann ist es verborgen in der Waffe zu finden. Viele der alten Waffen wurden mit Zaubern belegt, um dem Träger größere Kraft oder List zu verleihen. Manche hatten sogar die Macht, Wunden zu heilen, heißt es. Paß auf die Axt auf.«
    »Und wenn es nur die Axt ist? Sie wird ihm doch bestimmt nur im Kampf helfen?«
    »Ich wünschte, es wäre so«, sagte der Priester kopfschüttelnd. »Aber das Böse existiert nicht, um zu dienen, sondern

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