Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
schön«, schlug Jomil vor.
»Es wird eine geben, aber mach das nicht bekannt. Ich will keine Tollkühnheiten.«
»Ah, du bist ein vorsichtiger Mann«, sagte Jomil grinsend.
Premian lächelte. »Das würde ich auch gern von meinen Enkeln hören, wenn ich mit ihnen in der Kühle des Herbstes in meinem Garten sitze. ›Er war ein vorsichtiger Mann.‹«
»Ich habe bereits Enkel«, erzählte Jomil.
»Wahrscheinlich mehr als du ahnst.«
»Nicht
wahrscheinlich.«
Jomil ritt zu seinen Männern zurück und gab bekannt, daß Gefangene gemacht werden sollten. Premian nahm den Helm mit dem weißen Roßhaarbusch ab und fuhr sich mit den Fingern durch das schweißnasse blonde Haar. Für einen Augenblick fühlte sich der Wind kühl an, während der Schweiß verdunstete, dann begann die niederdrückende Hitze erneut. Premian setzte den Helm wieder auf.
Vor ihnen machte der Pfad eine Biegung, der Tempelstein kam in Sicht. Geformt wie eine riesige Glocke ragte er majestätisch zum Himmel empor. Premian fand den Anblick beeindruckend und wünschte, er hätte die Zeit, ihn zu zeichnen. Der Pfad stieg steil an zu einem Kamm. Er rief Mikal zu sich und befahl ihm, seine Kompanie von fünfundzwanzig Mann zum Kamm zu führen und dort auf den Rest der Truppe zu warten. Der junge Mann salutierte und ritt nach Osten davon. Premian sah ihm finster nach. Er ritt zu schnell – begriff er denn nicht, daß die Pferde müde waren und Wasser knapp?
Mikal und seine Männer erreichten den Kamm – gerade noch rechtzeitig, um eine kleine Gruppe von vier überraschten Nadirkriegern zu sehen, die zu ihren Ponys rannten. Graf Gargan hatte gesagt, er wolle Gefangene, und Mikal konnte schon fast die Lobesworte hören, die der General zu ihm sagen würde. »Einen Goldraq für den Mann, der einen fängt!« rief er und gab seinem Pferd die Sporen. Der Wallach sprengte davon. Die Nadir schwangen sich auf ihre Tiere und galoppierten in einer roten Staubwolke bergab. Die Ponys waren den Pferden der Gothir nicht gewachsen, und es würde nur eine Sache von Augenblicken sein, ehe Mikal und seine Männer sie einholten. Mikal zog seinen Säbel, spähte in den Staub und beugte sich über den Hals seines Tieres, um es zu noch schnellerer Gangart anzutreiben. Die Nadir ritten um eine Wegbiegung … er konnte sie durch die Staubwolke gerade noch ausmachen. Sein Pferd rannte in vollem Galopp, seine Männer drängten sich dicht hinter ihm, als er um die Kurve kam. Er sah die Nadir etwas links vor sich, ihre Pferde spannten sich und sprangen, als ob sie über einen kleinen Zaun setzten.
In diesem schrecklichen Augenblick sah Mikal den Abgrund vor sich gähnen wie das Maul eines riesigen Ungeheuers. Er warf sich im Sattel zurück und riß heftig an den Zügeln – aber es war zu spät Der Wallach sprang in vollem Galopp über den entsetzlichen Abgrund und stürzte dann kopfüber, wobei er Mikal aus dem Sattel schleuderte. Er fiel schreiend in die Tiefe.
Hinter ihm zerrten seine Lanzenreiter ebenfalls an ihren Zügeln. Sieben von ihnen stürzten unmittelbar nach ihm, die anderen drängten sich am Rand der Klamm. Fünfzehn Nadir stürzten sich unter lautem Gebrüll aus ihren Verstecken zwischen den Felsen und rannten auf die Reiter zu. Die erschreckten Pferde schossen davon und schickten weitere zehn Lanzenreiter in den Tod. Die übrigen acht Reiter sprangen aus dem Sattel, um zu kämpfen. In der Minderzahl und demoralisiert, hinter ihnen der Abgrund und ohne Möglichkeit zur Flucht, wurden sie rasch und erbarmungslos niedergemacht. Nur einer der Nadirkrieger wurde verwundet – eine klaffende Fleischwunde im Gesicht. Sie fingen die Pferde ein, sammelten die Helme der Gestürzten auf und ritten rasch zurück.
Premian und seine drei Kompanien trafen nur wenige Augenblicke später auf dem Kamm ein. Jomil ritt herunter und fand die Toten. Dann ritt er zurück zu seinem Hauptmann und erstattete Bericht. »Alle tot. Die meisten scheinen in eine Schlucht gestürzt zu sein. Sie wurden auf den Felsen zerschmettert. Wir haben ein paar gute Männer verloren.«
»Gute Männer«, stimmte Premian zu, der kaum die Wut in seiner Stimme unterdrücken konnte. »Angeführt von einem Offizier mit dem Hirn einer Laus.«
»Ich hörte deinen Befehl an ihn. Du hast angeordnet zu warten. Dich trifft keine Schuld.«
»Wir suchen einen Weg hinunter zu den Toten und begraben sie«, sagte er. »Was glaubst du, mit wieviel Mann haben sie angegriffen?«
»Den Spuren nach zu urteilen, nicht
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