Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
blassen Augen glitzerten. »Ich will, daß du ihn zurückholst.
Sofort
!«
Nosta Khan spürte die Gefahr und fühlte einen Augenblick lang Panik in sich aufsteigen, als er in die kalten Augen des Axtkämpfers sah. Er legte die Hand aufs Herz und flüsterte zwei Worte der Macht. Druss versteifte sich und stöhnte. Es war ein alter Zauber, der das Opfer in Ketten aus feurigem Schmerz band. Jeder Versuch, sich zu bewegen, brachte Druss einen ungeheuren Schmerz und anschließende Bewußtlosigkeit. So, dachte Nosta Khan triumphierend, jetzt soll dieser Drenai
-gajin
die Macht der Nadir zu spüren bekommen! Der Schamane wollte gerade etwas sagen, als Druss ein tiefes, kehliges Knurren ausstieß. Seine Augen funkelten, und seine Hand schoß vor. Große Finger packten Nosta Khan bei der Kehle und hoben ihn in die Luft. Der kleine Mann trat hilflos um sich, als Druss durch ein Meer von Schmerz hindurch sagte: »Nimm den Zauber von mir, kleiner Mann … oder … ich … breche … dir den Hals!« Talisman zog sein Messer, um den Schamanen zu verteidigen. »Noch eine Bewegung, und er stirbt«, warnte Druss. Nosta Khan japste erstickt und sprach drei Worte in einer Sprache, die weder Druss noch Talisman kannten. Druss' Schmerzen verschwanden. Er ließ den Schamanen fallen und stieß ihm mit einem Finger vor die Brust. »Mach so was nicht noch einmal, du häßlicher Zwerg, sonst bringe ich dich um!«
Talisman konnte den Schock und das Entsetzen auf Nosta Khans Gesicht erkennen. »Wir sind alle Freunde hier«, sagte er leise, steckte sein Messer weg und trat zwischen Nosta Khan und die drohende Gestalt von Druss. »Laßt uns lieber überlegen, was wir tun können.«
Nosta Khan rieb sich den wunden Hals. Er war erstaunt und konnte kaum klar denken. Der Zauber hatte gewirkt, das wußte er. Es war einfach unmöglich, daß ein Sterblicher einen solchen Schmerz überwinden konnte. Er merkte, daß die beiden Männer darauf warteten, daß er etwas sagte. Er konzentrierte sich mühsam, nahm die beiden Fingerknöchelchen und barg sie fest in seiner Faust. »Seine Seele wurde fortgerissen«, sagte er krächzend. »Der Medizinbeutel gehörte dem Abtrünnigen Shaoshad. Er war jener Schamane, der die Augen stahl – möge seine Seele für immer verflucht sein und in zehntausend Feuern brennen!«
»Warum sollte er ihn hier verstecken?« fragte Talisman. »Welchen Zweck hatte das?«
»Ich weiß es nicht. Aber wir wollen sehen, ob wir den Zauber rückgängig machen können.« Er nahm Siebens schlaffe Hand in die seine und begann zu singen.
Sieben fiel eine Ewigkeit lang, überschlug sich, dann erwachte er mit einem Ruck. Er lag neben einem Feuer, das in der Mitte eines Kreises aus Monolithen brannte. Ein alter Mann saß neben dem kleinen Feuer. Er war nackt, aber über eine Schulter hatte er einen prall gefüllten Beutel geschlungen. Von seinem Kinn hingen zwei lange, dünne Bartsträhnen, die ihm bis auf die hagere Brust reichten, die linke Seite seines Kopfes war kahlgeschoren, auf der rechten Seite war das Haar zu einem festen Zopf geflochten.
»Willkommen«, sagte der alte Mann. Sieben setzte sich auf und wollte gerade etwas sagen, als er entsetzt bemerkte, daß der Sprecher verstümmelt war. Man hatte ihm die Hände abgehackt, und aus den Stümpfen quoll Blut
»Gütiger Himmel, du mußt furchtbare Schmerzen haben«, sagte er.
»Immer«, gab der Mann lächelnd zu. »Aber wenn nie etwas passiert, alles immer gleich bleibt, wird es erträglich.« Er zuckte mit der Schulter, so daß der Beutel abrutschte, dann griff er mit seinen blutigen Armen hinein. Aus dem Beutel holte er eine Hand hervor, die er vorsichtig zwischen die Stümpfe hielt Er packte sie mit den Knien und hielt den verstümmelten rechten Arm an das abgetrennte Handgelenk Das Glied zuckte, und die Hand fügte sich an das Gelenk. Die Finger zuckten. »Ach, das tut gut«, sagte der Mann, griff in den Beutel und holte eine linke Hand hervor, die er an sein linkes Handgelenk hielt. Auch diese beiden wuchsen zusammen, und er klatschte in die Hände. Dann nahm er seine Augen heraus und ließ sie in den Beutel fallen.
»Was tust du dir da an?« fragte Sieben.
»Ein Zwang, der durch Zauberei hervorgerufen wird«, erklärte der Mann freundlich. »Sie waren nicht damit zufrieden, mich einfach zu töten. O nein! Jetzt kann ich entweder meine Hände oder meine Augen haben, aber niemals beides gleichzeitig. Wenn ich es versuche – und das habe ich getan – dann wird der Schmerz
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