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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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vielleicht einen Schrecken eingejagt! Wie fühlst du dich?«
    »Erbost!« antwortete Sieben. »Noch einen Moment länger, und er hätte mir verraten, wo er die Juwelen versteckt hatte.«
    »Du hast mit Shaoshad gesprochen?« fragte Nosta Khan.
    »Ja. Er erzählte mir, warum er sie genommen hat.«
    »Beschreibe ihn.«
    »Komischer Bart, und er kann seine Hände und Augen abnehmen.«
    »Aha!« rief Nosta Khan fröhlich. »Der Zauber hält also noch an. Leidet er?«
    »Ja, aber er hält sich tapfer. Kannst du mich zu ihm zurückschicken?«
    »Nur, wenn ich dir das Herz herausschneide und sieben Zauber darauf lege«, antwortete der Schamane.
    »Ich fasse das als ›nein‹ auf.«, sagte Sieben.
    Von draußen erklang der Schrei eines Neugeborenen, und Sieben lächelte. »Ich hoffe, ihr entschuldigt mich. Das war eine anstrengende Erfahrung, und ich brauche etwas Ruhe.« Er bückte sich und hob Haare, Knöchelchen, Beutel und Pergamentfetzen auf.
    »Was hast du damit vor?« erkundigte sich Nosta Khan.
    »Andenken an eine interessante Erfahrung«, erklärte er. »Ich werde sie meinen Enkeln zeigen und mit meinem Besuch in der Unterwelt prahlen.«
     
    Zhusai hatte Angst. Doch es war nicht einfach Angst, wie bei Gedanken an den Tod. Es war schlimmer, stellte sie fest. Der Tod war nur eine weitere Tür, aber dies hier war eine Art der Auslöschung. Zuerst waren ihre Träume von Shul-sen nur das gewesen – seltsame, unangenehme Visionen, die sie im Schlaf erlitt. Aber jetzt hörte sie Stimmen im Unterbewußtsein, und ihre eigenen Erinnerungen wurden vage und unscharf. Nicht aber die Erinnerungen an ein anderes Leben – ein Leben als Gefährtin des abtrünnigen Häuptlings Oshikai Dämonstod. Diese Erinnerungen wurden immer schärfer und deutlicher. Sie erinnerte sich daran, wie sie durch das Hügelland geritten waren, wie sie sich im Gras geliebt hatten, im Schatten von Jiang-shin, der Mutter der Berge, wie sie das weiße Seidenkleid am Tag der Hochzeit im Weißen Palast von Pechuin getragen hatte.
    »Aufhören!« schrie sie, als die Erinnerungen sie zu verschlingen drohten. »Das bin nicht ich. Das ist nicht mein Leben. Geboren wurde ich in … in …« Doch die Erinnerungen wollten sich nicht einstellen. »Meine Eltern starben. Ich wurde von meinem Großvater aufgezogen. Er hieß …« Einen Augenblick lang fiel ihr der Name nicht ein. Doch dann: »Chorin-Tsu!« rief sie triumphierend. Talisman trat ein, und sie flog in seine Arme. »Hilf mir!« flehte sie ihn an.
    »Was ist los, Liebste?«
    »Sie versucht, mich zu töten«, schluchzte Zhusai. »Und ich kann nichts dagegen tun.«
    Ihre Mandelaugen waren weit aufgerissen, in ihnen stand die Angst. »Wer versucht dich zu töten?« fragte er.
    »Shul-sen. Sie will mein Leben … meinen Körper. Ich kann sie in mir fühlen, ihre Erinnerungen überschwemmen mich.«
    »Ganz ruhig«, sagte er beruhigend, führte sie zum Bett und ließ sie sich hinsetzen. Dann ging Talisman zum Fenster und rief nach Gorkai, der sofort die Treppe heraufgestürmt kam. Talisman berichtete ihm von Zhusais Befürchtungen.
    »Ich habe so etwas schon gehört«, sagte Gorkai düster. »Geist-Besessenheit.«
    »Was können wir tun?« fragte Talisman.
    »Herausfinden, was sie will«, riet Gorkai.
    »Angenommen, sie will einfach mich?« fragte Zhusai. »Mein Leben?«
    »Warum hast du nicht mit deinem Schamanen gesprochen?« fragte Gorkai. »Er weiß mehr über solche Dinge als ich.«
    »Ich will ihn nicht in meiner Nähe haben«, antwortete Zhusai. Ihre Stimme zitterte. »Niemals. Ich traue ihm nicht. Er … würde wollen, daß sie mich tötet. Sie ist Shul-sen, die Mutter des Nadirvolkes. Eine Hexe. Sie hat Macht und er würde versuchen, sie zu benutzen. Ich habe nichts.«
    »Ich kann nichts dagegen tun, Talisman.«, sagte Gorkai. »Ich kann keine Zauber wirken.«
    Talisman nahm Zhusais Hand. »Dann muß es Nosta Khan sein. Hol ihn.«
    »Nein!« schrie Zhusai und versuchte aufzustehen. Talisman hielt sie fest und zog sie an sich.
    »Vertrau mir!« drängte er. »Ich lasse nicht zu, daß dir etwas geschieht. Ich werde Nosta Khan scharf beobachten. Wenn Gefahr droht, bringe ich ihn um. Vertrau mir!«
    Ihr Körper zuckte in einem wilden Krampf, und ihre Augen schlossen sich kurz. Als sie sie wieder aufschlug, war alle Angst daraus verschwunden. »Oh, ich vertraue dir, Talisman«, sagte sie leise. Er fühlte, wie sie ihre Schulter zurückzog, und ein sechster Sinn ließ ihn sich von ihr losmachen – gerade

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