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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hatten Befriedigung darin gefunden, den Sohn Gargans zu entführen und zu töten, auch er war geblendet und verstümmelt worden. Jetzt hatte sich der Kreis der Gewalt wieder geschlossen, und Quing-chin lag als kaltes Zeugnis für die grausame Wirklichkeit der Rache dort. Talisman rieb sich die Augen.
    Der Geruch nach versengtem Holz drang zu ihnen. Die Tore hatten zwei Angriffe überstanden. Die Gothir hatten sogar Öl benutzt, um sich hindurchzubrennen. Es war ihnen nicht gelungen, und etwa zwanzig Gothir hatten mit ihrem Leben dafür bezahlt. Talisman schauderte.
    »Was quält dich, Bruder?« fragte Lin-tse.
    »Ich hasse sie nicht mehr«, antwortete Talisman.
    »Sie hassen? Die Gothir? Weshalb?«
    »Versteh mich nicht falsch, Lin-tse. Ich werde gegen sie kämpfen, und wenn die Götter von Stein und Wasser es zulassen, werde ich sehen, wie ihre Türme einstürzen und ihre Städte zerfallen. Aber ich kann mich nicht länger an meinen Haß klammern. Als sie Zhen-shi töteten, verlangten wir nach Blut. Erinnerst du dich an das Entsetzen in Argos Augen, als wir ihn knebelten und hinausschleppten?«
    »Natürlich.«
    »Jetzt hegt sein Vater den Haß, und der hängt wie eine Fledermaus an seiner Kehle, um weitergegeben zu werden.«
    »Aber sein Vater fing mit seinem Haß auf alle Nadir an«, wandte Lin-tse ein.
    »Genau. Und was hat diesen Haß verursacht? Eine Grausamkeit der Nadir in seiner fernen Jugend? Mein Traum ist es, alle Nadir vereint zu sehen, so daß jeder Mann stolz und frei sein kann. Aber ich werde nie wieder einen Feind hassen.«
    »Du bist müde, Okai. Du solltest dich ausruhen. Diese Nacht werden sie nicht wiederkommen.«
    Talisman ging davon. Nosta Khan war verschwunden, und niemand hatte gesehen, wie er über die Mauern gelangte. Er hatte versucht, zu Zhusai zu gelangen, aber Gorkai stand vor ihrer Türe Wache.
    Gerade als er an sie dachte, sah Talisman sie über den Hof kommen. Sie trug eine weiße Bluse aus schimmernder Seide und dazu silbergraue Hosen. Sie winkte und kam zu ihm, dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals.
    »Wir sind zusammen, jetzt und für immer«, sagte sie.
    »Jetzt und für immer«, wiederholte er.
    »Komm mit. Ich habe duftendes Öl in meinem Zimmer, und ich werde deine Erschöpfung vertreiben.« Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu ihrem Zimmer.
    Druss und Sieben sahen sie vom Wehrgang der Westmauer. »Liebe inmitten des Todes«, sagte Druss. »Das tut gut.«
    »Nichts ist gut hier«, fuhr Sieben auf. »Das Ganze hier stinkt wie ein zehn Wochen alter Fisch. Ich wünschte, ich wäre nie hergekommen.«
    »Sie sagen, du wärst ein großartiger Arzt«, sagte Druss.
    »Eine gute Näherin, eher gesagt. Elf Männer sind mir unter den Händen gestorben, Druss, an ihrem eigenen Blut erstickt. Ich kann dir nicht sagen, wie leid ich das alles bin. Ich hasse den Krieg, und ich hasse Krieger. Abschaum der Erde!«
    »Das dürfte dich aber nicht daran hindern, Lieder darüber zu singen, wenn wir hier wieder rauskommen«, bemerkte Druss.
    »Was soll das heißen?«
    »Wer erzählt denn vom Ruhm, von der Ehre, der Ritterlichkeit des Krieges?« fragte Druss leise. »Doch wohl nur selten der Soldat, der herausquellende Gedärme gesehen hat und die Krähen, die an den Augen der Toten picken. Nein, das ist der Sagendichter. Er ist es, der die jungen Männer mit Geschichten von Heldentum füttert. Wie viele junge Drenai haben deinen Gedichten und Liedern gelauscht und sich nach dem Kampf gesehnt?«
    »Na, das ist ja eine schöne Verdrehung«, sagte Sieben, »Jetzt sind also die Dichter schuld, was?«
    »Nicht nur die Dichter. Bei den Zähnen der Hölle, Mann, wir sind eine gewalttätige Rasse. Was ich sagen will, ist, daß Soldaten keineswegs der Abschaum der Erde sind. Jeder hier kämpft für etwas, an das er glaubt Du wußtest das – ehe die Kämpfe begannen. Und du wirst es wieder wissen, wenn es vorbei ist.«
    »Es wird nie vorbei sein, Druss«, sagte Sieben traurig. »Nicht solange es Männer mit Äxten und Schwertern gibt. Ich glaube, ich gehe lieber zurück ins Lazarett. Was macht die Schulter?«
    »Sticht wie der Teufel.«
    »Gut«, sagte Sieben mit einem müden Lächeln.
    »Wie geht es Nuang?«
    »Er ruht. Die Wunden waren nicht lebensgefährlich, aber er wird nicht mehr kämpfen können.«
    Als Sieben davonging, streckte Druss sich auf dem Wehrgang aus. Entlang der ganzen Mauer schliefen erschöpfte Nadirkrieger. Für viele würde es der letzte Schlaf sein, den sie genießen

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