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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Sand scheuerten über seine Arme und Schultern. Er schüttelte die Stiefel ab, stieg aus seinen Beinkleidern und ging nackt zum Rand des Tümpels. Die Sonne brannte auf seiner Haut, und er spürte die Hitze der Felsen unter den Füßen. Er holte tief Luft, dann machte er einen unbeholfenen Kopfsprung, der das Wasser nur so spritzen ließ. Er kam wieder hoch und strich sich das glatte schwarze Haar aus dem Gesicht.
    Zhusai saß voll bekleidet am Tümpel. Ihr langes, schwarzes Haar war schweißnaß, ihr Gesicht staubverschmiert, und ihre hellgrüne Seidentunika – ein Stück von leuchtender, kostspieliger Schönheit in Gulgothir – war jetzt von der Reise beschmutzt und staubig.
    »Schwimmst du, Zhusai?« fragte er. Sie schüttelte den Kopf. »Soll ich es dir beibringen?«
    »Das ist äußerst freundlich von dir, Talisman. Vielleicht ein andermal.«
    Talisman schwamm zum Rand und zog sich auf den Felsen neben sie. Sie kniete nieder, beugte sich vor, tauchte die Hände ins Wasser und benetzte Stirn und Wangen. In den beiden Tagen, seitdem sie zusammen waren, hatte Zhusai nicht einmal ein Gespräch begonnen. Wenn Talisman sprach, antwortete sie mit typischer chiatzischer Höflichkeit und Korrektheit. Sie setzte den breiten Strohhut wieder auf und saß klaglos in der sengenden Hitze, die Augen von ihm abgewandt.
    »Schwimmen ist nicht schwer«, sagte er. »Und es ist völlig ungefährlich, Zhusai, denn ich bin ja hier bei dir und halte dich. Und es ist wundervoll kühl.«
    Sie neigte den Kopf und schloß die Augen. »Ich danke dir, Talisman. Du bist in der Tat ein rücksichtsvoller Gefährte. Die Sonne ist sehr heiß. Vielleicht solltest du dich lieber wieder anziehen – sonst bekommst du einen Sonnenbrand.«
    »Nein, ich glaube, ich schwimme noch ein bißchen«, erwiderte er und sprang in den Teich. Sein Verständnis der Chiatze beschränkte sich auf ihre Methoden der Kriegführung, die anscheinend ritualisiert waren. Berichten der Gothir zufolge wurden viele Feldzüge durchgeführt und gewonnen ohne Blutvergießen. Armeen marschierten über Schlachtfelder, bis die eine oder andere Seite nachgab. Das half ihm überhaupt nichts in seinem Verständnis für Zhusai. Talisman drehte sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Ihr gutes Benehmen, erkannte er, wurde allmählich schwer zu ertragen. Er lächelte, schwamm zum Rand und stützte sich mit den Armen auf die warmen Steine.
    »Vertraust du mir?« fragte er.
    »Selbstverständlich. Du bist der Hüter meiner Ehre.«
    Talisman war überrascht. »Ich werde dein Leben behüten, Zhusai, nach besten Kräften. Aber niemand außer dir selbst kann deine Ehre hüten. Das ist etwas, das kein Mann – und keine Frau –
nehmen
kann. Ehre kann nur ausgeliefert werden.«
    »Wenn du es sagst, dann wird es so sein, Herr«, antwortete sie sanft.
    »Nein, nein! Pflichte mir nicht immer aus Höflichkeit bei, Zhusai!« Ihr Blick begegnete seinem, und für einen langen Augenblick sagte sie nichts. Als sie sprach, war ihre Stimme seltsam anders, zwar noch immer melodisch und sanft, aber mit einem unterschwelligen Selbstvertrauen, das eine Saite in Talisman berührte.
    »Ich fürchte, meine Übersetzung deines Titels war nicht ausreichend exakt. Die Ehre, von der du sprichst, ist im Wesentlichen ein männliches Konzept, geboren aus Blut und Kampf. Das Wort, die Vaterlandsliebe, der Mut eines Mannes. Diese Form der Ehre kann in der Tat nur ausgeliefert werden. Vielleicht würde ›Hüter meiner Tugend‹ genügen. Und obwohl wir zwar eine spitzfindige philosophische Diskussion über die Bedeutung des Wortes Tugend führen könnten, möchte ich es hier in dem Sinn benutzen, wie ein Mann es auf eine Frau anwendet – vor allem ein Nadir. Soweit ich weiß, wird bei deinem Volk eine vergewaltigte Frau getötet, während der Vergewaltiger lediglich verbannt wird.« Sie schwieg und wandte die Augen wieder ab. Es war die längste Rede, die er je von ihr gehört hatte.
    »Du bist wütend«, begann er erstaunt.
    Sie verneigte sich und schüttelte den Kopf. »Mir ist nur heiß, Herr, und ich fürchte, die Hitze hat mich indiskret werden lassen.«
    Er zog sich aus dem Teich, ging zu den angepflockten Ponys und zog ein frisches Hemd und Beinkleider aus seiner Satteltasche. Als er wieder angezogen war, ging er zu der Frau zurück. »Für den Rest des Tages und die Nacht werden wir hier rasten.« Er deutete auf den südlichen Teil des Teiches und sagte: »Dort ist ein Absatz, das Wasser ist kaum mehr als

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