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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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stolz auf unsere Individualität und unsere Kultur. Diese Rundaugen sind wahrlich wild, und ihre Bosheit übersteigt unser Begriffsvermögen bei weitem. Wie lange wird es noch dauern, bis sie ihr Augenmerk auf die Chiatze richten und ihre Kriege, ihre Krankheiten, ihre Übel in unsere Heimat tragen? Ein vereintes Nadirvolk wäre ein Wall gegen ihren Einmarsch.«
    »Sie waren noch nie geeint Sie hassen einander«, sagte sie.
    »Der eine, der kommen wird, der Mann mit den violetten Augen, er hat die Macht, sie zusammenzufügen, die Wunden von Jahrhunderten zu verbinden.«
    »Vergib mir meine Begriffsstutzigkeit, Großvater, aber ich verstehe nicht«, wandte sie ein. »Wenn er bereits kommt – wenn es in den Sternen geschrieben steht –, warum mußt du dann so viel Zeit mit deinen Studien, Reisen und den Treffen mit Schamanen verbringen? Wird er nicht auch ohne deine Mühen zur Macht aufsteigen?«
    Er lächelte und nahm ihre kleinen Hände in die seinen. »Vielleicht, Voni. Vielleicht. Ein Handleser kann dir viel über dein Leben sagen, über Vergangenheit und Gegenwart. Aber wenn er in die Zukunft blickt wird er sagen ›Diese Hand zeigt, was sein
sollte
und was sein
kön
nte .
‹ Er wird niemals sagen ›Diese Hand zeigt, was sein
wird
‹ Ich habe ein wenig Talent als Astrologe. Ich weiß, daß der Mann mit den violetten Augen irgendwo da draußen ist. Aber ich weiß auch, welche Gefahren auf ihn warten. Es genügt nicht, daß er den Mut hat, die Kraft, das Charisma. Groß werden die Kräfte sein, die gegen ihn mobilisiert werden. Er existiert, Zhusai. Ein besonderer Mann in der Menge. Er
sollte
aufsteigen, um zu herrschen. Er
könnte
die Welt verändern. Aber
wird
er es auch? Oder wird der Feind ihn zuerst finden oder eine Krankheit ihn niederwerfen? Ich kann nicht nur dasitzen und warten. Meine Studien sagen mir, daß ich irgendwie ein Katalysator in dem kommenden Drama bin, der Windhauch, der den Sturm gebiert.«
    Und so hatten sie ihre Reisen und ihre Studien fortgesetzt, immer auf der Suche nach dem Mann mit den violetten Augen.
    Dann war der Tag gekommen, an dem der boshafte kleine Schamane Nosta Khan in ihr Haus in Gulgothir gekommen war. Zhusai konnte ihn vom ersten Augenblick an nicht leiden, ihn umgab eine fast greifbare Aura des Bösen und Boshaften. Er und ihr Großvater hatten stundenlang hinter verschlossenen Türen miteinander geredet und erst als er gegangen war, enthüllte Chorin-Tsu ihr den ganzen Schrecken, der auf sie wartete. Der Schock war so groß, daß ihre ganze chiatzische Erziehung sie verließ und sie unverblümt sprach.
    »Du willst, daß ich einen Wilden heirate, Großvater? Daß ich in Schmutz und Elend bei einem Volk lebe, das Frauen geringer schätzt als seine Ziegen? Wie kannst du das nur von mir verlangen?«
    Chorin-Tsu hatte ihr schlechtes Benehmen nicht beachtet, wenn auch Zhusai sehen konnte, daß er betroffen war – und von ihrem Ausbruch enttäuscht. »Der Wilde – wie du ihn nennst – ist ein besonderer Mann. Nosta Khan ist durch den Nebel gewandert. Ich habe die Karten studiert und die Runen geworfen. Es gibt keinen Zweifel, du bist für diese Queste lebenswichtig. Ohne dich werden die Tage des Einigers an uns vorbeigehen.«
    »Das ist dein Traum – nicht meiner! Wie konntest du mir das antun?«
    »Beherrsche dich, Großtochter. Dieser unschickliche Ausbruch ist ausgesprochen entwürdigend. Ich habe die Situation nicht geschaffen. Laß mich dir auch dieses sagen, Zhusai: Ich habe viele Male deine Karten gelegt und sie haben immer gezeigt, daß du dazu bestimmt bist, einen großen Mann zu heiraten. Du weißt, daß das stimmt. Nun, dieser Mann ist der Einiger. Das weiß ich ohne den Schatten eines Zweifels.«
    Unter dem Mond und den Sternen blickte Zhusai auf Talisman hinab: »Warum konntest du es nicht sein?« flüsterte sie.
    Er schlug die dunklen Augen auf. »Hast du etwas gesagt?«
    Sie schauderte. »Nein. Tut mir leid, daß ich dich gestört habe.«
    Er stützte sich auf den Ellbogen und sah, daß das Feuer noch brannte. Dann legte er sich hin und schlief wieder ein.
    Als sie aufwachte, lag Talismans Decke über ihr, ebenso wie ihre eigene. Sie setzte sich auf und sah den Nadir ein Stück entfernt mit gekreuzten Beinen auf einem Stein sitzen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie schob die Decken beiseite und stand auf. Die Sonne kletterte gerade über die Gipfel, und die Temperatur stieg bereits. Zhusai reckte sich, dann ging sie zu Talisman hinüber. Er hatte

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