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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Freude.«
    »Natürlich. Aber deine Studien haben sich in den letzten Jahren auf bestimmte Dinge konzentriert, nicht wahr? Du hast Hunderte von Stunden in der Großen Bibliothek verbracht und die Schriftrollen studiert, die sich mit Oshikai Dämonstod und der Legende des Steinernen Wolfes befassen. Wie kommt das?«
    »Dein Interesse freut mich sehr – wenn ich mich auch wundere, warum sich ein Mann von deinem Status und deiner Verantwortung um etwas kümmert, das schließlich nicht mehr als eine Liebhaberei ist«, entgegnete Chorin-Tsu.
    »Die Bewegungen und Interessen aller Ausländer werden genauestens verfolgt. Aber mein Interesse geht über solche weltlichen Belange hinaus. Du bist ein Gelehrter, und deine Arbeit verdient ein größeres Publikum. Es wäre mir eine Ehre, deine Ansichten über den Steinernen Wolf zu hören. Aber da die Zeit drängt, ist es vielleicht am besten, wenn du mir kurz umreißt, was du über die Augen von Alchazzar herausgefunden hast.«
    Chorin-Tsu neigte fast unmerklich den Kopf. »Vielleicht wäre es besser, diese Unterhaltung zu verschieben, bis wir beide in etwas angenehmerer Umgebung sitzen.«
    Der Minister lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Finger unter sein langes Kinn. Als er sprach, war seine Stimme kalt. »Dich fortzuschaffen wird sowohl kostspielig als auch gefährlich, Landsmann. Wieviel ist dein Leben wert?«
    Chorin-Tsu staunte. Die Frage war vulgär und entschieden unter der Würde eines hochgeborenen Chiatze. »Weit weniger als du meinst, aber weit mehr als ich mir leisten kann«, antwortete er.
    »Ich denke, du wirst feststellen, daß der Preis durchaus für dich vertretbar ist, Meister Einbalsamierer. Zwei Juwelen, um genau zu sein«, sagte Garen-Tsen. »Die Augen von Alchazzar. Ich glaube, daß du herausgefunden hast, wo sie sind. Oder irre ich mich?«
    Chorin-Tsu schwieg. Er wußte seit vielen Jahren, daß sein einziger Lohn der Tod sein würde, und hatte geglaubt, er wäre darauf vorbereitet. Aber jetzt, hier an diesem kalten, feuchten Ort, begann sein Herz vor Angst zu rasen. Er wollte leben! Als er aufschaute, sah er in den reptilienhaften Blick seines Landsmanns. Mit fester Stimme sagte er: »Wollen wir, der Diskussion halber, annehmen, daß du recht hättest. Auf welche Weise würde es diesem bescheidenen Einbalsamierer zum Vorteil gereichen, wenn er diese Information weitergäbe?«
    »Vorteil? Du wärst frei. Du hast das heilige Wort eines Chiatze-Edelmanns – ist das nicht genug?«
    Chorin-Tsu holte tief Luft und sammelte all seinen Mut. »Das Wort eines Chiatze-Edelmanns ist in der Tat heilig. Und in Anwesenheit eines solchen Mannes würde ich nicht zögern, mein Wissen darzulegen. Vielleicht sollten wir nach einem schicken, damit wir unser Gespräch beenden können.«
    Garen-Tsens Gesicht lief rot an. »Du hast einen höchst unglücklichen Fehler begangen, denn jetzt wirst du die Bekanntschaft des Königlichen Folterknechts machen. Willst du das wirklich, Chorin-Tsu? Er wird dich zum Sprechen bringen, du wirst schreien und jammern, weinen und flehen. Warum tust du dir das an?«
    Chorin-Tsu wog die Frage sorgfältig ab. Sein ganzes Leben lang hatte er die Lehren der Chiatze gepflegt, insbesondere diejenigen, die die Unterordnung des Selbst unter eine unerbittlich eiserne Etikette regelten. Das allein war die Grundlage der Kultur von Chiatze. Und doch saß er hier und dachte über die Antwort auf eine Frage nach, die kein
wahrer
Chiatze auch nur im Traum stellen würde. Sie war anstößig und aufdringlich – wahrlich eine Frage, die nur ein Barbar stellen konnte. Er sah Garen-Tsen tief in die Augen. Der Mann wartete auf eine Antwort. Chorin-Tsu seufzte, und zum ersten Mal in seinem Leben sprach er wie ein Barbar.
    »Um dir die Suppe zu versalzen, du verlogener Hundesohn.«
     
    Der Ritt war lang und trocken gewesen, die Sonne brannte auf die offene Steppe, und die kräftezehrende Hitze hatte sowohl Reiter als auch Ponys an den Rand der Erschöpfung getrieben. Der Felsentümpel lag hoch in den Hügeln, unter einem Überhang aus Schiefer. Nur wenige wußten von seiner Existenz, und einmal hatte Talisman die ausgedörrten Knochen eines Reisenden gefunden, der keine fünfzig Meter davon entfernt verdurstet war. Der Tümpel war kaum sechs Meter lang und nur vier Meter breit. Aber er war sehr tief, und das Wasser eisig kalt. Nachdem er die Ponys versorgt und angepflockt hatte, warf Talisman sein Wams ab und zerrte sein Hemd über den Kopf. Staub und

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