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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sie, warf den Kopf zurück und lächelte so strahlend, daß es ihn wie einen Faustschlag zwischen die Augen traf. Er blinzelte und holte tief Luft. Vor diesem Lächeln hatte ihre Schönheit kalt und fern gewirkt und hatte Talisman auf ihrer gemeinsamen Reise kein Kopfzerbrechen gemacht. Aber jetzt? Er fühlte sich seltsam außer Atem. Als er sie vor dem Ertrinken gerettet hatte, hatte ihre Nacktheit ihn nicht sonderlich berührt. Jetzt jedoch tauchte die Erinnerung an ihre goldene Haut, der Schwung ihrer Hüften, die großen dunklen Warzen auf den kleinen Brüsten wieder auf. Er merkte, daß Zhusai mit ihm sprach. »Geht es dir gut, Herr?«
    »Ja«, erwiderte er barscher als beabsichtigt. Er stand auf und entfernte sich von dem verwirrten Mädchen, bis er sich ein Stück weiter auf einen Stein dicht unter dem Hügelkamm setzte. Ihr Lächeln erfüllte ihn, und sein Körper sehnte sich nach ihr. Es war, als wäre ein Zauber über ihn gefallen. Nervös sah er zurück zum Feuer, an dem Zhusai ruhig saß. Sie ist keine Hexe, dachte er, nein, weit davon entfernt. Sie war einfach die schönste Frau, die Talisman je getroffen hatte.
    Und er war bei seiner Ehre verpflichtet, sie zu einem anderen Mann zu bringen.
    Chorin-Tsu hatte von einem Opfer gesprochen. Jetzt wußte Talisman, was das bedeutete …
     
    Zhusai saß still neben dem kleinen Feuer, eine bunte Decke um die Schultern geschlungen. Talisman schlief in der Nähe, sein Atem ging tief und gleichmäßig. Als eins der Ponys sich im Schlaf bewegte, sein Huf auf Stein schabte, regte sich Talisman, erwachte jedoch nicht. Sie blickte in sein Gesicht im Mondschein hinab. Er sah weder besonders gut aus, noch war er häßlich. Und doch bist du anziehend, dachte Zhusai und erinnerte sich an die sanfte Berührung, als er ihr die Decke um die Schultern gelegt hatte, und an die Besorgnis in seinen Augen, als sie sich von dem erschreckenden Erlebnis im Wasser erholte. Während der sieben Jahre in der Gesellschaft ihres Großvaters hatte Zhusai viele Stammeskrieger der Nadir kennengelernt. Einige hatte sie gemocht, andere verabscheut. Aber alle waren sie furchteinflößend, denn dicht unter der Oberfläche ihrer Persönlichkeit lauerte eine Wildheit, ein schrecklicher Hunger nach Blut und Gewalt. Talisman war anders. Er besaß Stärke und eine Kraft, die man bei einem so jungen Mann nicht oft fand. Sie spürte auch, daß er keine Grausamkeiten liebte, daß er keine Lust am Blutvergießen hatte.
    Zhusai legte das letzte Holz aufs Feuer. Die Nacht war nicht kalt, aber das Flackern des kleinen Feuers war tröstlich. Wer bist du, Talisman, fragte sie sich. Talisman war ein Nadir – daran bestand kein Zweifel. Und er war längst im Mannesalter. Warum hatte er dann keinen Nadirnamen? Warum
Talisman
? Und dann seine Sprache. Die Sprache der Nadir war kehlig, viele Laute wurden hinten im Rachen gebildet was dafür verantwortlich war, daß ihnen die weichere Sprache der rundäugigen Südländer oft schwerfiel. Nicht so Talisman, der fließend und gut moduliert sprach. Zhusai hatte viele Monate bei den Nadir verbracht, denn ihr Großvater unternahm ausgedehnte Reisen, um Stätten von historischem Interesse zu untersuchen. Die Nadir waren ein brutales Volk, ebenso rauh und unnachgiebig wie die Steppe, auf der sie lebten. Frauen wurden mit beiläufiger Grausamkeit behandelt. Zhusai lehnte sich zurück und dachte an die Ereignisse des Tages.
    Als Talisman sich ausgezogen und ins Wasser gesprungen war, war Zhusai gleichzeitig empört und wunderbar erregt gewesen. Sie hatte noch nie einen Mann nackt gesehen. Seine Haut hatte einen blassen Goldton, sein Körper war schlank wie der eines Wolfes. Sein Rücken, sein Gesäß und seine Schenkel waren von weißen Narben überzogen: den Spuren einer Peitsche. Obwohl die Nadir Frauen gegenüber grausam waren, peitschten sie doch so gut wie nie ihre Kinder aus und bestimmt nicht mit einer Gewalt, die solche Spuren hinterließ, wie Talisman sie trug.
    Keine Frage, Talisman war ein Rätsel.
    »Er wird einer der Generäle des Einigers sein«, hatte ihr Großvater ihr erklärt. »Er ist ein Denker, aber auch ein Mann der Tat. Solche Männer sind selten. Mit Männern wie ihm werden die Nadir glorreiche Tage erleben.«
    Sein Eifer hatte Zhusai verwirrt. »Sie sind nicht unser Volk, Großvater. Was geht es uns an?«
    »Unsere Ursprünge sind dieselben, meine Kleine. Aber das ist nicht der einzige Grund. Die Chiatze sind ein reiches und stolzes Volk. Wir sind

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