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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Druss ihn finden wird. Sag ihm, ich erwarte, daß er sich um Klay kümmert. Ich erwarte, daß Klay in sein eigenes Haus zurückkehrt, mit seinen eigenen Dienern und mit genügend Geld, um sie zu entlohnen. Wenn das nicht geschieht, werde ich zurückkommen und ihn töten. Danach werde ich dich finden und dir dein hübsches Gesicht aus dem Schädel reißen. Verstanden?« Der junge Mann nickte, und Druss wandte sich an die anderen. »Ich habe mir euch Würmer genau gemerkt. Falls ich feststelle, daß es Klay an irgendetwas mangelt, werde ich jeden einzelnen von euch finden. Und macht keinen Fehler: Falls Klay auch noch mit nur einer einzigen Silbe geschmäht wird, werdet ihr alle sterben. Ich bin Druss, und das ist ein Versprechen.«
    Druss ging davon, den alten Mann an seiner Seite. »Ich heiße Carmol«, sagte der Diener mit einem breiten Grinsen. »Und es ist mir ein Vergnügen, dich noch einmal kennenzulernen!«
    Zusammen wanderten sie durch die vom Aufstand zerrissene Stadt. Hier und dort lagen Tote am Wegrand, und der Wind trug ihnen den Geruch nach brennenden Häusern zu.
    Das Hospiz lag mitten im ärmsten Viertel, die weißen Mauern wirkten unter den verwahrlosten Gebäuden, die es umgaben, fehl am Platz. Die Aufstände hatten hier in der Nähe begonnen, sich aber seit Tagen weiter fortgepflanzt. Ein älterer Priester zeigte ihnen den Weg zu Klays Zimmer, das klein und sauber war mit einem einzelnen schmalen Bett unter dem Fenster. Klay schlief, als sie eintraten, und der Priester holte zwei Stühle für die Besucher. Der Kämpfer erwachte, als Druss sich neben ihm auf das Bett setzte.
    »Wie fühlst du dich?« fragte der Drenai.
    »Es ist mir schon besser gegangen«, antwortete Klay mit einem gezwungenen Lächeln. Sein Gesicht war grau unter der Sonnenbräune, die Augen waren eingefallen und von tiefen Schatten umgeben.
    Druss nahm die Hand des Kämpfers. »Ein Nadirschamane hat mir von einem Ort im Osten erzählt, an dem es magische Juwelen gibt, die jede Wunde heilen können. Ich breche morgen auf. Wenn es sie gibt, werde ich sie finden und dir bringen. Verstehst du?«
    »Ja«, antwortete Klay. In seiner Stimme lag Verzweiflung. »Magische Juwelen, die mich heilen sollen!«
    »Gib die Hoffnung nicht auf«, bat Druss.
    »Hoffnung ist hier nicht angesagt, mein Freund. Das hier ist ein Hospiz, und man kommt her, um zu sterben. Im ganzen Haus warten Menschen auf den Tod, manche mit Krebs, andere mit kaputten Lungen, viele mit auszehrenden Krankheiten, für die es keine Namen gibt. Es sind Ehefrauen, Männer, Kinder. Wenn es solche Juwelen gibt, dann verdienen andere sie mehr als ich. Aber ich danke dir für deine Worte.«
    »Es sind nicht nur Worte, Klay. Ich breche morgen auf. Versprich mir, daß du um dein Leben kämpfst, bis ich zurückkomme.«
    »Ich kämpfe immer, Druss. Das ist meine Gabe. Im Osten, sagst du? Das ist das Stammland der Nadir, voller Räuber und Diebe und tödlicher Killer. Du wirst ihnen nicht begegnen wollen.«
    Druss lachte leise. »Vertrau mir, mein Freund. Sie würden
mir
nicht begegnen wollen!«
     
    Garen-Tsen starrte auf den Leichnam des Einbalsamierers hinab – das Gesicht im Tod verzerrt, erstarrt mitten im Schrei, die Augen weit aufgerissen. Aus den zahlreichen Wunden floß kein Blut mehr, und die gebrochenen Finger hatten aufgehört zu zucken.
    »Er war zäh«, sagte der Folterknecht.
    Garen-Tsen beachtete ihn nicht. Die Informationen, die der Einbalsamierer preisgegeben hatte, waren längst nicht vollständig, er hatte bis zum Schluß etwas zurückgehalten. Garen-Tsen starrte in das tote Gesicht. Du wußtest genau, wo sie sind, dachte er. Am Ende seiner Jahre des Studierens hatte Chorin-Tsu schließlich den Weg rekonstruieren können, den der abtrünnige Schamane genommen hatte, der ursprünglich die Augen von Alchazzar gestohlen hatte. In den Mondbergen hatte man ihn schließlich in seinem Versteck ausfindig gemacht und erschlagen. Von den Augen gab es keine Spur. Er hätte sie irgendwo verstecken können, aber zahlreiche Hinweise deuteten darauf hin, daß sie in – oder nahe – dem Grab von Oshikai Dämonstod verborgen waren. Dort sollten wundersame Heilungen stattgefunden haben: mehrere Blinde gewannen ihr Augenlicht wieder, ein Krüppel konnte wieder laufen. Für sich genommen bedeuteten diese
Wunder
gar nichts. Allen Gräbern von Helden oder Propheten wurden solche Dinge zugeschrieben, und als Chiatze verstand Garen-Tsen das Wesen von hysterischer Lähmung oder Blindheit.

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