Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Hurrikans Cäsar zu geben. Nachdem die offiziellen Stellen in Tallahassee ihren Schadensbericht veröffentlicht hatten, hatte sein Telefon nicht mehr stillgestanden. Immer wieder stand eine Frage im Mittelpunkt: »Könnte sich eine Katastrophe wie diese noch einmal wiederholen?«
    Die Antwort war ihm nicht schwergefallen. »Solange sich die Wassertemperaturen im Golf und vor der Küste Mexikos nicht deutlich nach unten korrigieren und die ungünstigen Strömungsverhältnisse der Höhenwinde anhalten, so lange muss man auch mit Hurrikans von immenser Stärke rechnen«, hatte er erklärt. »Ich will keine Panik machen und die Menschen verunsichern, sondern lediglich daran erinnern, dass ich zwar die Abteilung für Klimaforschung leite, aber dass das Wetter noch immer von der Natur gemacht wird. Und diese Natur ist von den Menschen in den letzten Jahren nicht besonders gut behandelt worden. Trotz aller Warnungen der Klimaforscher in aller Welt hat man noch immer keine wirksamen Vorkehrungen gegen die stete globale Erderwärmung getroffen. Zwar mag dem unwissenden Betrachter eine durchschnittliche Erwärmung von einem Grad im Mittel als gering, ja sogar unwesentlich erscheinen, das Ökosystem ist allerdings ein äußerst sensibles Gebilde, das schon durch kleinste Eingriffe für die Menschheit bedrohliche Reaktionen hervorrufen kann. Aus diesem Grund sind weitere tropische Stürme eher wahrscheinlich, als auszuschließen.«
    Diese Erklärung hatte er dem Nachrichtensender NBC live gegeben, und die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Unzählige Anrufe besorgter Menschen, Politiker und Abgeordneter hatten ihn erreicht. Innerhalb kürzester Zeit war die Telefonzentrale der NOAA überlastet. Als Sebastian kurz vor zehn Uhr nach Hause ging, rauchte sein Kopf gewaltig. Um abzuschalten, hatte er eine halbe Flasche Wein geleert, bevor er sich gegen Mitternacht ins Bett legte.
    Am nächsten Morgen, einem Sonntag, hatte er zwar etwas länger geschlafen, war aber angesichts der angespannten Lage wieder ins Büro gegangen. Jetzt freute er sich auf eine Dusche und anschließend auf das Baseballspiel.
    Gerade als er ins Bad ging, klingelte das Telefon.
    »Sebastian!«, meldete er sich knapp.
    »Wagner, Washington«, hörte er die brummige Stimme eines Mannes aus dem Lautsprecher. »Professor Sebastian?«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe Ihr Interview gestern auf NBC gesehen und muss Ihnen mitteilen, dass wir nicht sehr erfreut darüber sind. Sie arbeiten schließlich für eine staatliche Einrichtung und beziehen ein dickes Gehalt aus der Staatskasse.«
    Cliff Sebastian runzelte die Stirn. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Richard Wagner. Ich arbeite für den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und Sie bewegen sich an einem Abgrund.«
    »Woher haben Sie meine Telefonnummer?«
    »Ich arbeite für die Regierung, haben Sie es endlich kapiert!«
    Einen kurzen Augenblick lang dachte Sebastian daran, das Gespräch zu beenden. Doch er entschied sich anders. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich will Ihre Loyalität für den Präsidenten, und ich will, dass Sie künftig Interviews direkt mit dem Weißen Haus abstimmen. Nach dem gestrigen Debakel ist es besser, wenn wir offizielle Mitteilungen an die Presse und an das Fernsehen koordinieren.«
    »Sie können mich …«
    »Wie ein hirnloser Idiot haben Sie gestern beinahe das ganze Volk in eine Hysterie versetzt«, dröhnte es aus dem Lautsprecher. »Was wollen Sie damit bezwecken, eine Massenpanik? Schießereien und Plünderungen in den Straßen? Zur Stunde sind Tausende auf den Highways von der Küste unterwegs ins Landesinnere. Sie fliehen vor einem Gespenst, das Sie durch Ihre unbedachten Äußerungen in ihre Köpfe gepflanzt haben. Seit Hunderten von Jahren gibt es jeden Sommer diese verfluchten Hurrikans. Aber Sie machen daraus ein politisches Problem. Die Umfragewerte des Präsidenten sind gestern um beinahe zehn Prozent gefallen. Woher nehmen Sie diese Unverfrorenheit? Werden Sie von den Demokraten bezahlt, oder sind Sie etwa Kommunist?«
    »Jetzt hören Sie mal …«
    »Nein, Sie hören mir zu! Ich bin noch nicht fertig. Sie halten sich an unsere Abmachungen, sonst werden Sie in diesem Land nicht einmal mehr Hot Dogs an der Straßenecke verkaufen. Haben Sie mich verstanden!«
    »Wenn Sie fertig sind, dann bin ich jetzt dran«, antwortete Cliff Sebastian. »Sie können sich Ihre Einschüchterungsversuche an den Hut stecken. Wenn ich gefragt werde, dann werde ich antworten. Und

Weitere Kostenlose Bücher