Die dritte Ebene
untrennbar verbunden. Er hoffte hingegen darauf, dass es für Sanders als auch für Buchhorn ein gutes Ende nehmen würde.
Früher vielleicht, früher hätte er sich Brandon geschnappt und ihm klargemacht, wer an diesem Desaster die Schuld trug und wer hier der Versager war. Doch über die Jahre hatte er hinzugelernt. Niemand hatte einen Nutzen davon, weder Sanders noch Buchhorn.
»Die Landebahn kommt in Sicht. Ein graues Band, das sich im Dreiecksfenster abzeichnet und immer größer wird. Das Schiff liegt ruhig. Es sinkt langsam und stetig dem Boden entgegen.«
Suzannahs Worte rissen ihn aus den Gedanken. Erschrocken blickte er auf den Monitor. Er fluchte. Für einen kurzen Augenblick hatte er seinen Gedanken nachgehangen und Suzannah allein gelassen.
Er durfte sich keine Unaufmerksamkeit erlauben, sondern musste seine Konzentration auf die Reaktionen des Patienten nebenan richten.
»Die Räder berühren den Boden«, fuhr Suzannah fort. »Ein Rütteln läuft durch das Schiff. Die Bremsraketen heulen auf. Sie werden in den Sitz gepresst. Nur einen Augenblick lang. Das Shuttle rollt aus, und Sie spüren, wie die Bremswirkung in Ihren Magen fährt. Die Räder haben Bodenkontakt. Das Shuttle wird langsamer und langsamer. Immer weiter reduziert sich die Geschwindigkeit. Dann ist es so weit, das Schiff steht. Es steht unbeweglich und fest auf dem Boden. Sie sind gelandet. Sie werden langsam wach. Sie schlagen Ihre Augen auf.«
In Brians Gesicht wuchs die Anspannung. Das Zackenmuster vergrößerte sich. Immer höher wurden die Ausschläge. Die Frequenzen verstärkten sich.
»Sie schlagen die Augen auf!«, wiederholte Suzannah.
Zieglers Blutdruck kletterte langsam auf ein normales Niveau. Erste Muskelaktivitäten waren zu verzeichnen, und langsam stieg die Hirnwellenaktivität über zwölf Hertz. Betawellenaktivität.
»Sie sind gelandet und schlagen die Augen auf!«
Die Worte aus Suzannahs Mund klangen wie ein Befehl. Tatsächlich kam Regung in den Astronauten. Langsam streckte und dehnte er sich. Die Betawellen verstärkten sich. Ziegler schlug die Augen auf und blickte sich fragend um.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Suzannah und erfasste das Handgelenk ihres Patienten. Der Puls beschleunigte sich zunehmend.
»Wo bin ich?«, fragte Ziegler schläfrig.
»Sie sind sicher gelandet«, sagte Suzannah. »Jetzt schlafen Sie sich erst einmal richtig aus. Wir sehen uns heute Nachmittag wieder.« Sie erhob sich und ging zur Tür.
»Ich wusste gar nicht, dass du ein Shuttle so gut landen kannst«, empfing Brian sie mit einem Lächeln.
Kokett zog Suzannah die Augenbrauen hoch. »Ich habe fast die ganze Nacht geübt. Und, wie war ich?«
»Fantastisch!« Brian hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Dann habe ich mir jetzt ein saftiges Steak verdient«, sagte Suzannah. »Ich habe Hunger wie ein Wolf.«
»Du hast ja auch Schwerstarbeit geleistet.« Brian öffnete die Zwischentür, die in einen langen und nüchternen Gang führte.
NOAA-Forschungsschiff Solaris, Karibisches Meer
Seit sieben Tagen kreuzte das Forschungsschiff Solaris vor den Kleinen Antillen und sammelte Daten und Erkenntnisse über das Wetter und die Strömungsverhältnisse des Gewässers. Die Solaris war das modernste und schnellste Schiff der NOAA-Flotte und gehörte zur geophysikalischen Abteilung der Organisation. Das Schiff war in der modernen SWATH-Bauweise konstruiert. Der Auftrieb des Schiffes wurde durch zwei komplett unter Wasser liegende Schwimmkörper erreicht, die an schlanken Streben miteinander verankert waren. Dieser Technik verdankte das Schiff ein außergewöhnlich ruhiges Bewegungsverhalten und machte es auch bei starkem Wind und schwerer See leicht manövrierfähig.
Die Antriebsanlage bestand aus vier kräftigen Aggregaten, die nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft mit biometrisch geformten Schrauben ausgestattet waren, die zusammen an die 6000 Kilowatt erzeugten. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 22 Knoten lag es beinahe schon im Bereich leichter Kreuzer. Insgesamt 45 Mann Besatzung beherbergte die Solaris, darunter die 25 Wissenschaftler und wissenschaftlichen Mitarbeiter des geophysikalischen Instituts.
Auch das mitgeführte Tauchboot Doreen verfügte über die modernste Technik. Mit seinem aus einer speziellen Legierung bestehenden schlanken Körper konnte es bis zu einer Tiefe von 5000 Meter tauchen. Ein Pilot und zwei Beobachter fanden in dem knapp acht Meter langen, drei Meter breiten und vier Meter hohen U-Boot
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