Die dritte Ebene
machen wir jetzt?«
»Den Chief informieren.«
10
Socorro, New Mexico
Sheriff Dwain Hamilton war ungehalten. Wie ein nervöses Raubtier wanderte er in seinem Büro auf und ab. Noch am Abend zuvor hatte er das Kennzeichen des verdächtigen Fahrzeuges, das Crow gesehen hatte, mit den Datenbanken der Verkehrsämter abgeglichen. Doch die Auskunft war ernüchternd. Ein Wagen mit einer solchen Buchstaben- und Ziffernfolge war nicht registriert. Hatte sich Crow vielleicht geirrt, hatte er einen Buchstaben oder eine Zahl vertauscht? Alles war möglich.
Bis spät in die Nacht hatte er alle möglichen Ziffernfolgen durchprobiert, doch nirgends war ein schwarzer Jeep Cherokee mit einer ähnlichen Kombination verzeichnet. Ihm war nichts anders übrig geblieben, als bis zum nächsten Morgen zu warten, bis er die zentrale Verkehrsbehörde von Los Angeles anrufen und nachfragen konnte. Vielleicht war das Fahrzeug erst vor Kurzem zugelassen worden und überhaupt noch nicht im EDV-System erfasst. Er hatte im Büro geschlafen, weil sich die Fahrt nach Hause nicht mehr lohnte. Außerdem wartete dort sowieso niemand auf ihn. Und nun versuchte er seit einer geschlagenen Stunde, eine zuverlässige Auskunft bei der Verkehrsbehörde zu bekommen, jedoch vergeblich. Entweder kam er nicht durch, wurde falsch verbunden, oder der zuständige Sachbearbeiter war nicht da. Sein Geduldsfaden war kurz vorm Reißen, und er wurde laut, stieß Drohungen aus, bis er schließlich mit dem verantwortlichen Abteilungsleiter der Verkehrsbehörde namens Berkley verbunden war. Dwain atmete auf.
»Sie haben den Wagen gefunden?«, fragte er.
Ein kurzes Stöhnen erklang. »Nein, nicht direkt«, antwortete der Beamte zögerlich.
»Was heißt das, nicht direkt?«, fragte Dwain.
»Das heißt, dass wir keine Registrierung eines solchen Fahrzeuges bei uns in den Akten haben«, erwiderte der Beamte.
»Dann fährt der Jeep also mit einem gefälschten Kennzeichen Ihrer Behörde in unserem County herum«, folgerte Dwain nachdenklich. Enttäuschung machte sich bei ihm breit.
»Nicht direkt«, sagte Berkley.
»Nicht direkt? Was soll das denn heißen?«
»Es ist schon möglich, dass es ein solches Kennzeichen gibt, aber es ist bei uns nicht hinterlegt.«
Dwain wurde ungehalten. »Mann, jetzt spannen Sie mich nicht auf die Folter. Erklären Sie mir endlich, was es mit diesem Kennzeichen auf sich hat!«
»Dazu bin ich nicht autorisiert«, antwortete Berkley.
Dwain schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Jetzt machen Sie mal einen Punkt. Ich bin Sheriff und ermittle in einem Mordfall, also, was soll das Ganze? Sagen Sie mir endlich, wem das Kennzeichen gehört!«
»Es … es handelt sich um ein gesperrtes Kennzeichen«, versuchte sich Berkley herauszuwinden. »Ich bin nur befugt, auf richterliche Anordnung und schriftlich Auskunft zu erteilen.«
»Hören Sie, in meinem County wurde ein alter Mann umgebracht. Ein Indianer. Er wurde verbrannt. Und dieser Wagen steht damit in Verbindung. Was soll also dieser Humbug? Ist es der Wagen des Präsidenten höchstpersönlich?«
»Ich kann Ihnen nur raten, sich an den Ermittlungsrichter zu wenden und eine schriftliche Anfrage einzureichen. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
Das Knacken in der Leitung signalisierte Dwain, dass Berkley aufgelegt hatte.
»So ein verdammter Mist«, fluchte er und schlug erneut mit der Hand auf die Schreibtischplatte.
Das Klopfen an der Tür ging in Dwains Wutanfall unter. Erst als Donna den Kopf durch die Tür steckte, beruhigte sich der Sheriff.
»Was ist los?«, fuhr er Donna unwirsch an.
»Ich habe geklopft, aber du hörst ja nicht, wenn du hier herumtobst wie ein Wilder!«, sagte Donna beleidigt.
Dwain hob beschwichtigend die Hände. »Entschuldige, aber ich hatte gerade ein unerfreuliches Telefonat.«
»Draußen warten zwei Herren auf dich, einer scheint ein hohes Tier bei der Navy zu sein. Sie wollen mit dir reden.«
»Und worüber?«
Donna drehte sich im Türspalt herum. »Frag sie selbst«, antwortete sie und verschwand. Die Tür blieb geöffnet.
Dwain strich sein Hemd glatt, bevor er hinaus in den Wachraum ging.
Die beiden Männer saßen auf der Bank gegenüber dem Eingang. Einer war groß und schlank, dunkelhaarig und sah aus wie ein Schauspieler aus einem alten Hollywoodfilm. Er steckte in einer blauen Navy-Uniform, die, so vermutete Dwain, nach Maß angefertigt worden war. Die Rangabzeichen und die goldenen Ärmelstreifen wiesen ihn als
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