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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Maschine von einer seitlichen Böe erfasst. Der Pilot versuchte auszugleichen, aber die Turbulenzen waren zu stark.
    »Da ist etwas in den Wolken!«, schrie der Copilot laut auf.
    Wieder erklang ein Donnerhall. Der Pilot spürte, dass er die Kontrolle über die Maschine verlor. Die Triebwerkskontrolle heulte auf.
    »Feuer! Ein Triebwerk brennt!«, schrie der Pilot.
    Der künstliche Horizont wirbelte über die Anzeige, und über den Höhenmesser rollten die Zahlen. Viel zu schnell für die Augen des Piloten. Mittlerweile war das Flugzeug von einer dichten Wolkendecke umgeben. Ein erneuter Warnton mischte sich unter das Heulen der Triebwerksanzeige. Mit zusammengekniffenen Augen spähte der Pilot durch das Cockpitfenster. Nichts als graue Endlosigkeit umgab die Maschine. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren. Als sein Blick den Höhenmesser erfasste, fluchte er laut. Panisches Entsetzen erfasste ihn. Unaufhaltsam rollten die Zahlen gegen null. Die Maschine befand sich in einem steilen Sturzflug. Mit beinahe 600 Stundenkilometern raste sie dem Ozean entgegen. Der Pilot zerrte am Steuer, doch es nutzte nichts. Die Nase der Tristar ließ sich nicht mehr aufrichten. 23 Sekunden später schlug die Maschine der Air Avianca in einem Winkel von 67 Grad auf die Wasseroberfläche auf und zerbrach in drei große Teile, die langsam dem Meeresboden entgegensanken. Zweihundert Passagiere und elf Besatzungsmitglieder fanden nördlich von Jamaika ihr kühles Grab. Flug AV 4644 verschwand für immer im Karibischen Meer.
Straße von Yucatan, Golf von Mexiko
    Der neue Tag brach an. Über der Straße von Yucatan lag ein dichter blaugrauer Wolkenschirm. Fjodor war auf seinem Weg in Richtung Küste der Vereinigten Staaten von Amerika weitergewandert und hatte erneut seine Richtung geändert. Über dem westlichen Teil Kubas, um die Stadt Pinar del Rio, tobte seit den frühen Morgenstunden ein kräftiges Gewitter. Dort verwandelten sich die staubigen Pisten und trockenen Wiesen in eine Landschaft aus Morast und kleinen Seen. Winde stieben durch die Ebenen, Hütten wurden fortgerissen, Bäume knickten um, und die Menschen, die den Warnungen zum Trotz in der Stadt und deren Umgebung geblieben waren, kämpften um ihr nacktes Überleben. Bei der augenblicklichen Wandergeschwindigkeit und der eingeschlagenen Richtung würde Fjodor in weniger als zwei Tagen die Südwestküste Floridas erreichen. In der ganzen Region herrschte mittlerweile Warnstufe 1. Menschen flohen mit dem wenigen, was sie in ihre Wagen packen konnten, ins Inselinnere. Häuser und Gehöfte wurden verbarrikadiert, Fensterscheiben gesichert, und alles, was dem Sturm nicht standhalten würde, wurde abgebaut und eingelagert.
    Auf den Highways standen seit Stunden die Wagen dicht an dicht. Eine Blechschlange wälzte sich im Schneckentempo in Richtung Norden. Die Polizei und die Sicherheitskräfte waren überfordert und wurden der Flut von Fahrzeugen nicht mehr Herr. Die Staus verdichteten sich, schließlich kam der Verkehr vollends zum Erliegen. Glücklicher waren diejenigen, die sich mit den bereitgestellten Sonderzügen in Sicherheit bringen konnten.
    Bald jedoch platzten auch die Bahnhöfe der Städte und Ortschaften aus den Nähten, und der Zugverkehr musste mangels verfügbarer Züge eingestellt werden.
    Die Privilegierten, die Jachten und Boote besaßen, nutzten den Wasserweg und liefen in Scharen aus, um sich in den entfernten Küstenstädten im Nordosten Amerikas in Sicherheit zu bringen.
    Doch trotz der frühen Warnung des National Werther Service in Camp Springs harrten viele Bewohner der Küstenregion in Hallen und Kirchen aus, da sie über keine Transportmittel verfügten, um dem drohenden Inferno zu entgehen. Vielerorts wurde gebetet, und alle hegten die stille, aber trügerische Hoffnung, der Sturm werde sie verschonen.
    Unter den Menschen in Südwestflorida herrschte Angst angesichts der bevorstehenden Gefahr. Fjodor schob einen breiten Schirm mit prall gefüllten Regenwolken auf das Festland zu. Die Windgeschwindigkeiten innerhalb des Sturms lagen noch immer über 400 Kilometer pro Stunde.
    Noch nie hatte die Welt ein solch mächtiges Gebilde gesehen, noch nie hatten es die Menschen in der Küstenregion mit einem solch gefährlichen Raubtier zu tun. Fjodor würde alles mit sich reißen, was sich ihm in den Weg stellte. Die Gebete der Menschen wurden lauter.
Tichonow, Sargassosee, Atlantik
    Wie ein Pfeil schoss der schlanke, stählerne Leib durch das tiefe,

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