Die dritte Ebene
Schiffsboden auf. Die Welle erfasste sie und riss sie mit sich, hinaus in den Ozean, der Sonne entgegen.
National Hurricane Center, Miami, Florida
Fjodor hatte die Straße von Yucatan passiert, um kurz darauf vom Höhenwind in Richtung Westen, auf Mexiko zugetrieben zu werden. In Miami herrschte Erleichterung. Auch der Zwillingsbruder George vor der Westküste Amerikas hatte inzwischen seinen Kurs geändert. George war zu einem Sturm der Kategorie 5 angewachsen. Doch er schien keine Gefahr mehr für die Küstengebiete darzustellen. Wenn er weiterhin seinem Kurs folgte, trieb es ihn hinaus auf den Pazifik, wo er irgendwo nördlich des 25. Breitengrades verebben würde.
»Ich hoffe, er hält seinen Kurs nach Westen bei«, seufzte Allan Clark und starrte auf den Monitor.
Kennedy Space Center, Florida
Suzannah war nervös. Kaum war sie aufgestanden, rief sie beim leitenden Sicherheitsbeamten an, ob auch wirklich alle Vorbereitungen bis zum Mittag planmäßig abgeschlossen sein würden. Der Beamte spürte ihre Nervosität und beruhigte sie. Die Globemaster stand bereit, das Shuttle war auf Position, und die Vorbereitungen verliefen planmäßig. Die Männer von der Bodencrew würden Ziegler eine perfekte Show bieten. Er würde nicht das Geringste bemerken und denken, er wäre gerade eben aus dem All zurückgekehrt. Um zwölf Uhr konnte das Schauspiel beginnen.
Suzannah legte den Hörer auf und blätterte noch einmal das Gutachten und die weiteren Therapieanweisungen durch, die sie am Tag zuvor als Kopie Professor Paul gegeben hatte. Kurz nach zehn Uhr klingelte es an ihrer Tür. Sie öffnete und blickte in Brians lächelndes Gesicht. Er wirkte locker und gut gelaunt.
»Du scheinst gut geschlafen zu haben«, bemerkte Suzannah. In ihrer Stimme schwang ein missbilligender Unterton.
»Und du?«
Suzannah drehte sich um und gab die Tür frei. »Er darf uns auf keinen Fall aus den Händen gleiten«, sagte sie.
Brian spürte ihre Angespanntheit.
»Wir werden ihn ständig in Trance halten müssen. Wenn er aufwacht, war alles umsonst.«
»Du schaffst das schon«, versuchte Brian sie zu beruhigen. Doch er bewirkte damit nur das Gegenteil.
»Das sagst du so einfach«, sagte sie barsch. »Es ist nicht leicht für mich, ihn über zwei Stunden in diesem Zustand zu halten. Du sitzt nur an den Kontrollgeräten, aber ich muss ständig dosiert eingreifen, damit er mir nicht entgleitet.«
Brian atmete tief ein. »Suzannah, vertraue deinen Fähigkeiten. Es ist jetzt nicht die Zeit für Selbstzweifel. Es ist normal, dass man etwas angespannt ist, wenn eine solche Aktion bevorsteht …«
Suzannah wirbelte herum. »Vertrauen soll ich!«, zischte sie. »Ich hatte einmal viel Vertrauen, zu viel vielleicht. Ich dachte, ich könnte mich auf jemanden verlassen, und habe mich dabei beinahe selbst aufgegeben. Vertrauen blieb dabei nicht viel übrig.«
Brian ließ sich in den Sessel fallen. Er wusste, worauf sie anspielte. »Und ich dachte, das wäre vorbei.«
»Vorbei! Wie kann das vorbei sein? Weißt du nicht mehr, wie sehr …« Sie bremste ihren Redeschwall. »So etwas geht nie vorbei. So etwas steckt für immer in einem drin.«
Brian lächelte. »Vielleicht solltest du einmal zu einem Psychologen gehen.«
Wie ein Blitz schoss Suzannah an ihm vorbei. Sie rannte ins Badezimmer und warf die Tür hinter sich zu.
Brian machte eine betretene Miene. Seine unbedachte Äußerung war dumm gewesen, aber seine Reue kam zu spät. Suzannah hatte in gewisser Weise recht. Tiefe Enttäuschungen hinterließen ihre unauslöschlichen Spuren. Brian erhob sich. Er hörte das Schluchzen hinter der Tür und klopfte sacht an.
»Tut mir leid, ehrlich«, sagte er sanft. »Ich rede manchmal einen Blödsinn.«
Das Schluchzen verstummte für einen Augenblick.
»Suzannah, ich vertraue dir. Was du bisher geschafft hast, war einzigartig. Du hast Ziegler innerhalb von zwei Wochen aus seiner dunklen Höhle befreit. Jetzt ist es an der Zeit, die Sache endgültig abzuschließen. Bitte mach die Tür auf. Verzeih mir, ich habe wirklich Stuss geredet, aber jetzt lass uns die Sache zum Abschluss bringen.«
Das Schluchzen war verstummt. Die Tür wurde geöffnet. Langsam schob sich Suzannah aus dem Badezimmer. Brian breitete die Arme aus. Unter ihren Augen waren Spuren von Tränen zu erkennen.
»Jeder macht Fehler im Leben. Und manchmal ist es einem gar nicht bewusst, wie weh man dem anderen tut. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, aber ich kann nichts ungeschehen
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