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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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schrecklich leid, aber er ist spurlos verschwunden«, sagte Donald Ringwood und wies mit einladender Geste auf die beiden Sessel in der Ecke seines Büros.
    »So etwas gibt es doch gar nicht«, antwortete Brian Saint-Claire. »Niemand verschwindet so einfach, vor allem nicht ein Mann in seiner Position. Da muss doch etwas passiert sein.«
    Ringwood zog seinen Drehstuhl heran und platzierte sich schräg gegenüber von Brian und Suzannah. »Sie können mir glauben, es wurde alles versucht. Wir haben in seiner Wohnung nachgesehen, mit seinen Verwandten und Bekannten gesprochen, seine engsten Freunde abgefragt und sogar mit den Krankenhäusern, den Notfallkliniken und sämtlichen Leichenschauhäusern in Florida Kontakt aufgenommen. Niemand hat Professor James Paul gesehen, niemand weiß, wo er sich derzeit aufhält, und niemand kann uns etwas über seinen Verbleib berichten. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Bereits seit vorgestern übrigens, als ein äußerst wichtiges Meeting mit Vertretern anderer beteiligter Nationen in Washington auf dem Programm stand, bei dem es um Budgetfragen für die ISS-Mission ging und er eine wichtige Stellungnahme für die NASA abgeben sollte. Direktor Traverston hat mich nach seinem Fernbleiben sofort verständigt. Wir hatten drei Stunden Verzögerung. Es war Glück, dass ich an dem Vortrag von James maßgeblich mitgearbeitet hatte und ihn dann halten konnte.«
    »Vielleicht hatte er einen Unfall und keine Papiere bei sich«, mutmaßte Suzannah.
    Ringwood nickte zustimmend. »Das ist die einzig mögliche und einleuchtende Erklärung. Sein Wagen ist ebenfalls verschollen, und den gebuchten Flug ab Orlando hat er am Freitag nicht genutzt.«
    »Abgesehen von dem Verbleib von Professor Paul …«, meldete sich Brian zu Wort, »wo sind die beiden Astronauten?«
    Ringwood fuhr sich über die schweißnasse Stirn. »Wissen Sie, Mr Saint-Claire«, sagte er kehlig. »Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Wir sind kein Sanatorium und für Fälle dieser Art nicht ausgestattet.«
    Brian wollte etwas erwidern, doch Ringwood hob abwehrend die Hände. »Ich will Ihre Bemühungen keinesfalls schmälern«, fuhr er fort. Er fühlte sich sichtlich unwohl. »Aber Direktor Traverston übertrug mir kommissarisch die Leitung des Shuttle-Programms. Wir stehen unter Druck wegen der bevorstehenden ISS-Mission, deswegen haben Direktor Traverston und ich am gestrigen Morgen eine Entscheidung getroffen. Die beiden Astronauten sind in ein Sanatorium auf Nantucket Island verlegt worden. Es musste schnell gehen, weil die Plätze dort gerade frei wurden, deshalb war es nicht möglich, Sie frühzeitig zu informieren. Es war sozusagen eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Aber es geschah zu ihrem und unser aller Wohl.«
    Empört schaute Suzannah auf. »Ziegler war auf dem besten Weg …«
    »Miss Shane, das wissen wir«, fiel ihr Ringwood ins Wort. »Wir erkennen Ihre Leistungen durchaus an, und Ihr Gutachten und Ihre Therapieempfehlung wurden umgehend an die Klinik weitergeleitet. Aber wir müssen nach vorn schauen. Es wurde schon sehr viel Zeit verloren.«
    »Und Sanders?«, fragte Suzannah. »Wir wollten nach Absprache mit Professor Paul in dieser Woche mit der Therapie von Sanders beginnen.«
    Ringwood nickte. »Ich weiß. Aber weder Direktor Traverston noch meine Wenigkeit können diese Idee gutheißen.«
    »Zweifeln Sie an unseren Fähigkeiten?«, fragte Suzannah empört.
    Ringwood schüttelte vehement den Kopf. »Um Gottes willen, nein«, antwortete er. »Keinesfalls. Aber das Risiko ist viel zu hoch. Denken Sie an den Zwischenfall mit Professor Buchhorn, der noch immer in der Augenklinik behandelt werden muss.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, warf Brian ein.
    »Ich muss nicht nur diesen Punkt in Betracht ziehen«, sagte Donald Ringwood, vom Thema ablenkend. »Ich muss als Verantwortlicher auch an unser schmales Budget denken. Selbstverständlich werden Sie ebenso wie Ihre Kollegen für Ihre wertvollen Dienste entlohnt. Aber weitere Mittel stehen uns nicht mehr zur Verfügung. Ich habe als Leiter der Verwaltung den Zweck dieser Expertenkommission immer kritisch betrachtet. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen beiden keinesfalls Ihre Qualifikation absprechen, aber es gibt spezielle Einrichtungen für solcherlei Erkrankungen, die weitaus günstiger arbeiten.«
    Brian schmunzelte. »Ich verstehe. Wir sind also Opfer des freien Marktes.«
    Suzannah schäumte über vor Wut. »Ich glaube eher,

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