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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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jetzt, da wir unsere Schuldigkeit getan haben, bekommen wir dafür einen Tritt in den Hintern.«
    Ringwood hob beschwichtigend die Hände. »Sie missverstehen meine Motivation, die mich letztlich zu dieser Entscheidung kommen ließ.«
    Brian erhob sich. »Komm, Suzannah! Wir räumen hier besser das Feld.«
    Grußlos verließen sie Ringwoods Büro im obersten Stock des Verwaltungsgebäudes.
    »Wir haben in Ihren Apartments für den morgigen Tag je ein Ticket hinterlegt!«, rief Ringwood den beiden nach.
    Suzannah fegte durch die Gänge, als wäre der Teufel hinter ihr her. Brian hatte Mühe, ihr zu folgen.
    »Dieser Idiot. Wir hätten Sanders helfen können, und der Kerl da drinnen denkt nur ans Budget.«
    »Ringwood ist ein Speichellecker. Er denkt nur in Zahlen, das hast du doch gehört«, antwortete Brian.
    »Ich bleibe keinen Tag länger hier«, erwiderte Suzannah und hastete die Treppe hinunter. »Wenn sich Peggy nur endlich melden würde.«
    Den gesamten gestrigen Nachmittag hatte Suzannah vergeblich versucht, ihre Schwester zu erreichen. Auch bei der Reederei in Miami hatte sie angerufen, doch dort meldete sich nur der Anrufbeantworter. Bei den offiziellen Stellen, der Küstenwache, dem National Hurricane Center und dem Küstenschutz in Puerto Rico wusste zurzeit niemand etwas über den Verbleib der Caribbean Queen. Es herrschte ein einziges Chaos.
    In der letzten Nacht hatten Suzannah und Brian kein Auge zugetan. Die Berichte über den Hurrikan, die beinahe ununterbrochen über die Nachrichtenkanäle flimmerten, hatten Suzannah in tiefe Sorge versetzt. Von einer Flutwelle war dort die Rede. Eine Monsterwelle von gewaltigem Ausmaß hatte die Südostküste von Kuba heimgesucht und in Santiago de Cuba schwere Schäden angerichtet. Die halbe Stadt stand unter Wasser. Von zahlreichen Toten und Verletzten war die Rede und von Schiffen, die in den Gewässern vor Kuba von der Monsterwelle getroffen und beschädigt wurden. Einige davon so schwer, dass sie sanken.
    Brian hatte bei ihr gesessen und sie zu beruhigen versucht, doch Suzannahs Sorge steigerte sich zusehends. Als er gehen wollte, bat sie ihn zu bleiben, was er selbstverständlich tat.
    »Ich fahre nach Miami«, sagte Suzannah fest entschlossen, als die beiden vor ihrem Apartment ankamen. »Ich lasse mich am Telefon nicht weiter abspeisen, auch wenn sich die Leute auf das Chaos berufen, das der Hurrikan angerichtet hat. Ich will wissen, was mit Peggy, den Kindern und Mutter geschehen ist.«
    Brian nickte. »Ich packe meine Sachen zusammen. In einer halben Stunde bin ich bei dir.«
    Suzannah schaute Brian dankbar an.
Socorro, New Mexico
    Dwain blätterte in dem gelben Aktenordner. Die gefaxten Dokumente trugen das Dienstsiegel der Royal Mountain Police aus Fort Simpson am Rande der Nordwest-Territorien Kanadas.
    Es handelte sich um die Vermisstenanzeige von Robert Allan Mcnish, geboren am 16. Januar 1975 in Battieford, Kanada. Vermisst seit dem 17. Oktober 1998 aus einem Camp der Inuit bei Innuvik an der Mündung des Mackenzie-Flusses. Ein amerikanischer Staatsbürger mit dem Namen Fred Jankers aus Seattle hatte ihn als vermisst gemeldet. Angeblich war Mcnish bei einer Exkursion auf dem Mackenzie in die Fluten gestürzt und nicht mehr aufgetaucht. Da seine Leiche nicht gefunden wurde, galt er noch immer als vermisst. Jedoch stand in dicken Lettern »Unfalltod wird vermutet!« unter dem Bericht.
    »Das ist weit hergeholt«, sagte Dave Lazard und blickte aus dem Fenster. »Ein Kanadier, der in Alaska in einen Fluss fällt und dann fünf Jahre später tot auf einem Parkplatz im Socorro County auftaucht. Ziemlich weit hergeholt, meinst du nicht?«
    »Aber es ist alles, was wir haben«, antwortete Dwain. »Wer weiß, ob nicht doch ein Zusammenhang besteht. Vielleicht ein Betrug an einer Lebensversicherung oder eine Flucht aus seinem früheren Leben.«
    Lazard wandte sich um. »Das heißt, du hast ernsthaft vor, der Sache nachzugehen, auch wenn es noch so abwegig ist?«
    »In meinem County ist vor einem Monat ein Mann gestorben, der noch immer keinen Namen auf seinem Grab stehen hat. Niemand scheint es zu stören. Howard von der State Police nicht, den Staatsanwalt nicht und die Friedhofsverwaltung von Albuquerque erst recht nicht. Der einzige Mann, der wollte, dass der Tote in geweihte Erde kommt, damit er den Weg zu seinem Gott findet, war ein alter schrulliger Indianer, der in einer Hütte draußen im Wald hauste. Und zwei Wochen später kommt eben dieser Indianer

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