Die dritte Ebene

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Autoren: Ulrich Hefner

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eine ganze Weile, dann legte er es vor sich auf den Schreibtisch. »Es war vor sechs Jahren. Ich war damals noch ein kleiner Anwalt und vertrat eine Interessengemeinschaft, die gegen die Alaska Oil Company klagte. Eine Pipeline dieser Gesellschaft führte durch das Gebiet eines Eskimostammes. Die Pipeline war undicht, aber die Firma unternahm nichts dagegen. Bei einem Vororttermin geschah dann das Unglück. Mcnish stürzte in einer Stromschnelle aus dem Kanu und versank in den kalten Fluten. Wir, das heißt ein paar Eskimos aus dem Dorf und der Dorfälteste, suchten stundenlang nach ihm, doch als es Abend wurde, brachen wir die Suche ab. Ich verständigte die zuständige Polizei. Aber soweit ich weiß, ist der Mann niemals mehr aufgetaucht.«
    »Wissen Sie, was Mcnish in der Gegend machte?«
    Jankers winkte ab. »Ich habe den jungen Mann nur kurz gesehen. Er war, wie soll ich es sagen, er war ein Spinner. Er machte auf mich den Eindruck eines Aussteigers. Er lebte bei den Eskimos im Dorf. Um seinen Hals hingen unzählige Amulette und Tierknochen. Angeblich konnte er, das hat er mir mehrmals versichert, mit den Göttern sprechen. Ich habe mich in den zwei Tagen so gut es ging von ihm ferngehalten. Mir war er nicht geheuer. Außerdem war er, so glaube ich, ein Junkie.«
    Dwain zeigte auf das Bild. »Erkennen Sie den Mann wieder?«
    »Jetzt wollen Sie mich hochnehmen, oder? Der Mann muss seit langem tot sein. Wir haben den ganzen Nachmittag nach ihm gesucht. Der Fluss hatte noch nicht einmal zehn Grad.«
    »Könnte er es sein?«, beharrte Dwain.
    Jankers nahm das Bild in die Hand. »Die Augen stimmen, auch die Form des Gesichts. Aber Mcnish war schmächtiger, seine Wangenknochen traten ein wenig hervor. Es ist schon lange her, doch wenn ich recht überlege, könnte er es sein. Aber ich sagte doch schon, dass er an dem Tag ertrunken ist.«
    Dwain nickte. »Sie wissen nichts weiter über ihn? Wo er zuvor lebte, ob er Familie hatte usw.?«
    »Ich sagte doch, ich war froh, wenn er nicht in der Nähe war. Der Job war schon schwierig genug. Die Alaska Oil ist ein Riese, den verklagt man nicht so leicht. Da braucht man keinen Besserwisser wie ihn.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Am ersten Tag, als ich ankam, begleitete er den Dorfältesten zu unserem Gesprächstermin. Er sprach von der Unberührtheit der Natur, vom Einklang mit den Kreaturen, von seinen Visionen und all dem Zeugs. Er kam mir wie einer dieser Gurus oder selbst ernannten Schamanen vor. Ich war froh, als er nach einer Stunde ging. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, der Kerl war den ganzen Tag high.«
    Dwain griff nach dem Bild und steckte es wieder in seine Hemdtasche.
    »Warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?«, fragte Jankers.
    »Der Mann auf dem Bild ist tot«, antwortete Dwain. »Er starb vor einem Monat im Socorro County. Es gibt nur einen vagen Hinweis, aber sein Name soll Allan Mcnish sein. Wir sind dabei, es zu überprüfen.«
    »Vor einem Monat, sagen Sie?« Jankers runzelte die Stirn. »Dann scheidet Robert Allan Mcnish aus. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass der Mann, den ich als Robert Allan Mcnish kennenlernte, in den Fluten des Mackenzie umgekommen ist. Und zwar im Jahr 1998. Aber vielleicht ist der Kerl auf dem Bild ja ein Bruder von ihm.«
    Dwain nickte. Er war am Ende mit seinem Latein. Eine Fahrt nach Kanada würde ihm wohl nicht erspart bleiben.
Lake Mary Jane, Orange County, Florida
    Der silberne Mercedes SLK, der am Haken des Krans hing, glänzte im Sonnenlicht. Trübes braunes Wasser floss in Strömen aus dem Inneren des Wagens und ergoss sich in den Lake Mary Jane. Der Wagen schwang am Zugseil hin und her.
    Ein Taucher, der einen Übungstauchgang im See unternahm, hatte den Mercedes neben der Straße von Kissimmee nach Orlando entdeckt. Er hatte sofort die Polizei verständigt. Auf schrottreife und ausgeschlachtete Wagen bei einem Tauchgang zu stoßen war nichts Ungewöhnliches, aber einen solch teuren und – soweit er das in dem trüben Wasser erkennen konnte – nahezu unbeschädigten Wagen im See zu finden war seltsam. Immer noch gab es Unverbesserliche, die heimlich nachts ihren Schrott in den Flüssen oder Seen versenkten, um so die Gebühren für eine Entsorgung zu sparen. Aber diese europäische Nobelkarosse sah nicht danach aus, als sei sie entsorgt worden.
    Vielleicht war der Fahrer von der Straße abgekommen. Die Road No. 15 führte direkt am See entlang nach Orlando. Das Innere des Wagens hatte sich mit