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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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bislang noch nicht bei ihm gemeldet. Allmählich wunderte sich Wayne. Nachdem er das Badezimmer verlassen hatte, setzte er sich erneut vor den Bildschirm und aktivierte das E-Mail-Programm. Erneut rief er die Adresse von Brian auf und bat ihn, sich bei ihm zu melden. Bevor er die E-Mail abschickte, versah er sie noch mit dem Zusatz »Dringend«.
    Es klingelte. Überrascht schaute er zur Tür. Wer mochte ihn ausgerechnet jetzt stören?
    Er ging zur Sprechanlage und meldete sich.
    »Hallo, Mr Chang, wir müssen dringend mit Ihnen reden«, tönte es aus dem Lautsprecher.
    »Und wer sind Sie bitte?«
    »Es geht um die Hurrikans«, erhielt er zur Antwort.
    Wayne warf sich einen Bademantel über. Er drückte den Türöffner und öffnete die Wohnungstür. Zwei unbekannte Männer kamen die Treppe herauf.
    »Wer sind Sie?«, fragte Wayne, als sie vor ihm standen. Die beiden Männer musterten ihn stumm, eine Antwort erhielt er nicht.
Montego Bay, Jamaika
    Mit einer kleinmotorigen Beech waren Suzannah und Brian über Nacht von Miami nach Kingston auf Jamaika geflogen. Die Kingdom Aircraft Company war eine Fluggesellschaft, die in erster Linie Geschäftsleute und Reporter nach Südamerika oder auf die karibischen Inseln brachte und sich diesen Service gut bezahlen ließ. Brian hatte die Kingdom Air bereits bei vergangenen Exkursionen benutzt, weil die kleine Chartergesellschaft bei entsprechendem Salär sämtliche Krisenregionen in Süd- und Mittelamerika ansteuerte. Doch diesmal war der Flug nach Kingston kein besonders großes Abenteuer. Der Hurrikan war nach Nordwesten abgewandert, und nur noch wenige Wolken beeinträchtigten die östliche Route über die Bahamas und den Osten Kubas. Dennoch war der Flug in der kleinen, engen Maschine zeitweilig recht holperig. Immer wieder fasste Suzannah Brian an der Hand und klammerte sich an ihm fest.
    Brian beruhigte sie. Er hatte schon weitaus schlimmere Flüge hinter sich gebracht. Denn auf eines konnte er sich bei Kingdom verlassen: Die Maschinen waren immer gut in Schuss und ordentlich gewartet.
    »Und wie kommen wir nun nach Kuba?«, fragte Suzannah, nachdem sie in Kingston ausgestiegen waren.
    »Mach dir keine Sorgen.« Brian wies auf einen grünen Landrover, der vor dem kleinen Abfertigungsgebäude wartete. »Es gibt hier jemanden, der mir einen Gefallen schuldig ist.«
    »Was hast du gemacht, Rauschgift für ihn geschmuggelt?«, murmelte Suzannah, als sie den Mann mit den langen Rastalocken neben dem Wagen entdeckte.
    »Das ist nur einer seiner Mitarbeiter«, entgegnete Brian. »Johnny Blue wohnt in Montego Bay. Ich habe ihn vor ein paar Monaten von seinen Geistern befreit. Er ist auf der Insel ein berühmter Reggae-Musiker und besitzt mehrere hundert Millionen Dollar.«
    »Und zu ihm werden wir jetzt fahren?«
    »Nicht fahren, wir werden fliegen«, antwortete Brian.
    Die Bell wartete zwei Kilometer von der Stadt entfernt auf einer Wiese, auf der eine Herde Schafe graste. Der Hubschrauber trug einen olivgrünen Tarnanstrich und die blauweißen Hoheitszeichen Kubas mit dem roten Stern in der Mitte.
    »Und ich dachte, wir sind auf Jamaika?«, sagte Suzannah. »Wo kommt auf einmal diese Maschine her?«
    »Das Militär hat den Ostteil Kubas abgeriegelt«, erklärte Brian. »Ich habe Johnny erklärt, dass wir dort rübermüssen. Wie ich sagte, ist Johnny ein wahres Talent, wenn es ums Improvisieren geht.«
    »Wenn sie uns erwischen, dann werden sie uns abknallen«, gab Suzannah zu bedenken.
    »Ich denke, du willst dort rüber und nach deiner Schwester suchen«, entgegnete Brian. »Das ist nun mal mit einem Risiko verbunden. Was ist, steigst du ein?«
    Suzannah nickte und stieg ein.
    Brian folgte ihr. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Früher wäre Suzannah niemals ein Risiko eingegangen. Immer auf der geraden Spur bleiben, den Blick nicht nach rechts und links, sondern stets geradeaus. Sie hatte sich verändert. Doch diese Veränderung gefiel ihm sehr.
New Orleans, Mississippi-Sound
    Dunkle Gewitterwolken hatten kurz nach Mitternacht den Mississippi-Sound erreicht. Heftige Regenschauer ergossen sich über das Schwemmland, in das die knapp 500000 Einwohner zählende Stadt im Süden des Bundesstaats Louisiana eingebettet lag, und verwandelten die Landschaft in Schlamm und Morast. Es herrschte höchste Alarmstufe.
    Der Präsident hatte nach langer Überlegung entschieden, alle Einwohner der Stadt zum Verlassen ihrer Häuser aufzufordern. Eine Zwangsevakuierung und den Einsatz des

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