Die dritte Ebene
jetzt harmlose Rucksacktouristen sind, die sich die Rockies ein bisschen anschauen wollen, Mrs Jones.«
Suzannah fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich komme mir vor wie in einem Teufelskreis. Wir bringen allen Menschen nur Unglück. Ich weiß nicht, ob wir jemals aus diesem Labyrinth wieder herausfinden.«
Brian legte ihr sanft den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Vertraue mir, wir werden es schaffen. Aber wir haben nur eine Chance, unsere Unschuld zu beweisen, wenn wir herausfinden, wer hinter dem Komplott steckt. Und genau das werden wir. Wir haben nichts mehr zu verlieren.«
Die Entschlossenheit in seiner Stimme verlieh ihr neue Kraft. »Vor zehn Tagen war ich noch eine anerkannte Wissenschaftlerin mit Aussicht auf einen Lehrstuhl in Chicago, und jetzt bin ich eine gesuchte Mörderin. Es ist unfassbar. Wie ein böser Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. Ich warte jede Sekunde darauf, dass endlich der Wecker klingelt und ich zu mir komme.«
»Wir müssen selbst dafür sorgen, dass wir aus dem Albtraum erwachen, Suzannah«, erwiderte Brian. »Zuerst müssen wir diesen stacheligen Berg in New Mexico finden. Ich glaube, was immer wir dort entdecken, wir werden erfahren, wer für den Tod von Wayne verantwortlich ist. Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin es gewohnt, gegen Widerstände anzukämpfen. Das bringt mein Job mit sich.«
Suzannah griff nach seiner Hand und drückte sie fest. »Worauf warten wir noch?«
Mit dem Taxi fuhren sie in die Innenstadt, wo sie ein Kaufhaus aufsuchten und neben geeigneter Kleidung und Rucksackausrüstung einen Fotoapparat und ein tragbares Navigationssystem erstanden. Zurück am Flughafen, ergatterten sie noch zwei Tickets für den Neun-Uhr-Flug nach Albuquerque. Ihr Transportmittel war diesmal eine kleine Turbo-Prop-Maschine, die bis zu vierzig Passagiere aufnehmen konnte. Nur die Hälfte der Plätze war besetzt. Für die beinahe 1200 Kilometer würde die Maschine beinahe drei Stunden brauchen. Nachdem das Flugzeug langsam an Höhe gewonnen hatte, beruhigte sich das Vibrieren.
Es dauerte nicht lange, und die beiden schliefen ein. Erst als die Maschine geräuschvoll zur Landung auf dem Albuquerque International Airport ansetzte, erwachte Brian aus seinem tiefen und traumlosen Schlaf. Eine Weile betrachtete er Suzannahs Gesicht im schummrigen Licht der Bordbeleuchtung. Er hätte sie niemals verlassen dürfen, fuhr es ihm durch den Kopf.
Nachdem die Propeller zum Stillstand gekommen waren, weckte Brian seine schlafende Begleiterin.
»Wo … wo sind wir?«, fragte sie schlaftrunken.
»Nicht mehr weit entfernt von der Höhle des Löwen. Die Stewardess hat mir gesagt, dass es in der Gegend gestern ein schweres Unwetter gegeben hat. Die Buslinien sind vorerst eingestellt worden.«
»Wie kommen wir dann nach White Sands?«
Brian zeigte aus dem runden Bullaugenfenster auf die Abfertigungshalle. »Wir besorgen uns einen Wagen.«
Suzannah schaute auf. »Dazu brauchten wir auch einen Führerschein.«
»Da draußen wird es doch wohl einen Gebrauchtwagenhändler geben, der uns weiterhilft, wenn wir ihm ein paar Dollar mehr bieten.«
»Hast du noch genügend Geld?«
Brian fasste in die Tasche seiner Jeans und zog ein Bündel Geldscheine heraus. »Alles in allem dürften es so an die siebentausend Bucks sein.«
National Hurricane Center, Miami
»Die Rotationsgeschwindigkeit liegt bei 185 Kilometern, Tendenz zunehmend«, berichtete der Kontrollbeamte hinter seinem Bildschirm.
»Achtet auf den Abfall des Luftdrucks und schickt einen Flieger rauf«, antwortete Allan Clark. »Unsere Leute auf der Solaris sollen ihre Augen offen halten. Sobald sich etwas tut, will ich umgehend informiert werden. Ach, und noch eins, Will, fragen Sie diesmal im Rhythmus von zehn Minuten unsere Messstellen ab und tragen Sie die Werte in die Tabelle ein. Eine weitere Katastrophe wie bei Fjodor wird uns den Job kosten, fürchte ich.«
»Okay, Sir«, antwortete der Kontrollbeamte und griff zum roten Telefonhörer, der ihn direkt mit der Flugbereitschaft verband.
»Wir können von Glück sagen, dass es diesmal nach einem Einzelgänger aussieht.«
Allan Clark verließ den Kontrollraum und lief durch den langen Gang zu seinem Büro. Hannah – wie sie den über den Kleinen Antillen entstandenen Hurrikan genannt hatten – würde es den bisherigen Messdaten zufolge nicht bis zu einem Sturm der Kategorie 5 schaffen. Dazu lagen die Oberflächenwassertemperaturen im Golf auf dem bislang
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