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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Mann im Anzug.«
    »Den Alten?«
    Lazard nickte. »Das ist Senator Thomas Lee aus Washington.«
    Dwain griff nach dem Foto. »Senator Lee?«
    »Ja, als er vor Jahren Los Angeles einen Besuch abstattete, war ich dem Personenschutz zugeteilt. Er ist ein einflussreicher Mann. NSA-Agenten umschwirrten ihn wie Fliegen einen Kuhfladen. Unter Präsident Burk arbeitete er im Pentagon. Er wurde als Verteidigungsminister gehandelt, aber als Burk die Wahl verlor, verschwand Lee in der Versenkung. Du müsstest dich erinnern, soviel ich weiß, war er auch ein paar Mal bei Onkel Joe auf der Ranch zu Gast. Damals, als Burk noch Präsident war.«
    »Ich habe mich nie sonderlich für Politik interessiert«, sagte Dwain. »Ich will nur wissen, was ein Senator in einem Militärcamp mitten im Nirgendwo sucht?«
     
    Zwei Stunden später konnte Lazard nach einem Anruf in Los Angeles ein erstes Ergebnis präsentieren. Brian Saint-Claire und Suzannah Shane wurden tatsächlich gesucht, doch nicht nur wegen Mordes. Die Anklage wog weitaus schwerer. Terroristische Verschwörung gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika, hieß es in der Fahndungsdatei. Nicht das FBI war hinter ihnen her, sondern die NSA.
    »Ich möchte wissen, ob ein gewisser Professor Chang tatsächlich umgebracht worden ist«, sagte Dwain Hamilton. »Muss vor drei Wochen in Arlington gewesen sein. Ruf dort an und bringe alles in Erfahrung, was die Kollegen in den Akten haben. Ich kümmere mich unterdessen um diesen verunfallten Wetterfrosch aus Boulder.«
    »Und wann willst du schlafen?«
    »Später«, entgegnete Dwain Hamilton. »Sobald ich weiß, was hier gespielt wird.«

5
Pawnee Motel, Boulder, Colorado
    Allan Clark hatte das Gefühl, eine Bombe in der Hand zu halten, die jeden Moment platzen konnte. Er hatte das Dossier von Professor Wayne Chang vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Cliff hatte ihm das Material mitgegeben und ihn gebeten, die Daten noch einmal zu überprüfen. Aber schon der erste Augenschein hatte Waynes Theorie bestätigt. Die Berechnungen waren eindeutig, und auch die Schlussfolgerungen waren stimmig.
    In der Karibik war es zu unerklärlichen Polarlichterscheinungen gekommen, obwohl die Messdaten keinerlei Hinweise auf ungewöhnliche Sonnenaktivitäten aufwiesen. Was war der Ursprung dieser sonderbaren Lichterscheinung? Ein Versagen der Messtechnik, falsche Datenaufzeichnungen durch die Magnetometerstationen in Stockholm und Kiruna? Nein, so viele Systemfehler auf einmal konnte es gar nicht geben. Der Auslöser für die berichtete Aurora war nicht die Sonne, er lag nicht außerhalb, sondern innerhalb der Atmosphäre. Weiterhin hatte Wayne festgestellt, dass sich in der Ionosphäre eine großflächige thermische Blase aus Plasma gebildet hatte, die sich über New Mexico erstreckte und mehrere Quadratkilometer maß. Innerhalb dieses Gebietes waren zusätzlich extrem langwellige Strahlungswerte registriert worden.
    Allan Clark blätterte die Seite um. Wayne Chang hatte die Intensität und das Reflexionsverhalten der Strahlung nach den geltenden Gesetzen des Physikers Snellius berechnet. Danach handelte es sich eindeutig um künstlich erzeugte Reflexionsfelder. Auch bei den Längstwellen handelte es sich um eine künstlich erzeugte Strahlungsanomalie, doch wo ihr Ursprung lag, hatte Wayne nicht mehr in Erfahrung bringen können.
    Als sich Allan Clark die letzte Seite der Aufzeichnungen vornahm, wurden seine Augen immer größer. In drei Regionen wirkten sich die Reflexionen der Mikrowellen besonders drastisch aus und heizten zusätzlich zu den Sonnenstrahlen die Erdoberfläche auf. Region Nummer eins lag zwischen der Baffin-Insel und Grönland in der Baffinbai, Region zwei wurde in der Nähe der Kokos-Insel im Pazifik festgestellt, und Region drei befand sich – Cliff hatte es sich beinahe gedacht – in einem Gebiet westlich der Kleinen Antillen, die auch Inseln über dem Winde genannt wurden. Und genau an diesen Orten waren beinahe gleichzeitig gewaltige Stürme entstanden, die unzähligen Menschen das Leben gekostet und große Zerstörungen angerichtet hatten.
    Sollten Waynes Feststellungen tatsächlich zutreffen, dann hieß das nichts anderes, als dass die mittlerweile in Meteorologenkreisen als »Drillingsstürme« benannten frühsommerlichen Wirbelstürme gleichfalls künstlichen Ursprungs waren. Hatten Wettermanipulationen das Desaster von New Orleans und Tallahassee verursacht? Steckte möglicherweise ein terroristischer Anschlag dahinter?

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