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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Hosentasche.
    Noch bevor er eingestiegen war, hielt ein schwarzer Cherokee neben ihm. Ein dunkler Kleinbus bremste abrupt hinter dem Jeep. Ein Mann mit dunkler Sonnenbrille und dunklem Anzug stieg aus dem Bus. Dwain erkannte ihn auf Anhieb.
    »Hallo, Sheriff«, grüßte Agent Coburn. »Sie kennen mich noch, oder?«
    Dwain nickte. »Das ist eine Überraschung. Ich kann Sie beruhigen, das Verfahren gegen den Doc ist abgeschlossen. Der Distriktstaatsanwalt wird keine Anklage erheben.«
    Coburn nahm die Brille ab. »Deswegen bin ich nicht hier«, antwortete er. »Ihnen wurden gestern zwei Gefangene von einer Militärstreife überstellt. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau. Sie waren in das Sperrgebiet eingedrungen.«
    Dwain atmete tief ein. »Und was wollen Sie von ihnen?«
    »Sie haben ihre Personalien überprüft.« Coburns Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Warum fragen Sie?«, antwortete Dwain.
    »Sie wissen doch bestimmt, dass die beiden gefälschte Papiere bei sich trugen?«
    Was sollte er antworten? Dwain überlegte fieberhaft, während Coburn auf eine Antwort lauerte. »Das sind interne Ermittlungen, das geht Sie nichts an. Was wollen Sie von mir, Coburn?«
    »Ich will die beiden haben!«
    »Bedaure.«
    »Was heißt das?«
    »Ich kann sie Ihnen nicht übergeben.«
    »Ich weiß, dass Sie die beiden inhaftiert haben. Mir wurde mitgeteilt, dass Sie eine Identitätsüberprüfung der Gesuchten veranlassten. Sie werden wegen Verbrechen gegen die Vereinigten Staaten von Amerika gesucht.«
    Coburn trat einen Schritt vor und überreichte Dwain einen Haftbefehl, der vom Obersten Strafgericht der Vereinigten Staaten ausgestellt worden war. Dwain überflog die Zeilen. Coburn hatte recht, da stand es schwarz auf weiß.
    »Also los, übergeben Sie mir die beiden Festgenommenen!«
    Dwain seufzte. »Das kann ich nicht, ich habe sie laufen lassen.«
    Coburn fiel der Kaugummi aus dem Mund. »Sie haben was?«
    Dwain pokerte hoch. »Sie haben mir glaubhaft versichert, das Sperrgebiet irrtümlich betreten zu haben. Die Pässe waren augenscheinlich in Ordnung, und es gab auch keine offizielle Fahndung. Ich habe ihnen einhundert Dollar Strafe aufgebrummt, und sie haben bar bezahlt. Warum sollte ich sie festhalten?«
    Coburn war außer sich. Er zeigte auf den Haftbefehl. »Sie haben mir die Gefangenen unverzüglich zu übergeben. Erzählen Sie mir keinen Quatsch, warum haben Sie dann die Anfrage an den Zentralcomputer veranlasst?«
    »Ein übereifriger Deputy«, antwortete Dwain. Er bemühte sich, Gelassenheit zu demonstrieren.
    »Sie verarschen mich!« Coburn ging auf das Revier zu.
    »Wenn Sie die Tür anfassen, dann schlage ich Ihnen Ihren bornierten Schädel ein«, drohte Dwain trocken. »Die beiden sind nicht mehr hier, basta. Und jetzt verschwinden Sie samt Ihrer Truppe, gehen Sie mir aus den Augen!«
    Coburn blieb stehen und wandte sich um. »Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, zischte er. »Ich sorge dafür, dass Sie Ihren Kittel ausziehen. Sie können sich schon einmal einen neuen Job suchen.« Damit stürmte Coburn auf den Kleinbus zu. Mit quietschenden Reifen schoss der Wagen davon. Der Cherokee folgte.
    »Was ist denn bloß in die gefahren?«, fragte eine Stimme in Dwains Rücken.
    Dwain fuhr herum und schaute in das überraschte Gesicht von Dave Lazard. »Das waren NSA-Agenten, sie wollten unsere Gefangenen abholen«, erklärte Dwain. »Ich habe sie fortgejagt, aber sie kommen wieder, da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Wir müssen unbedingt miteinander reden«, antwortete Lazard.
Socorro, New Mexico
    »Was hast du vor?«, fragte Dave Lazard.
    Dwain schaute aus dem Fenster. Die Straßenlaternen verbreiteten ein warmes gelbes Licht. Langsam verebbte das Leben in der Kleinstadt in der Nähe des Rio Grande. Am Nachmittag hatten sich Dwain und Dave Lazard erneut mit den Gefangenen unterhalten. Die Geschichte fügte sich zu einem schlüssigen Bild.
    Alles, was Brian Saint-Claire in seiner Vernehmung angegeben hatte, hielt der Überprüfung stand. Andererseits war eine Reihe neuer Fragen aufgeworfen worden. Warum hatte sich Agent Coburn den Kollegen aus Arlington gegenüber als FBI-Agent ausgegeben und seine Zugehörigkeit zur NSA verheimlicht? Die NSA, eine Art politische Polizei, war mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet und direkt dem Verteidigungsministerium unterstellt. Neben dem Schutz von Regierungsmitgliedern führte sie auch die Ermittlungen bei Verbrechen gegen die nationale

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