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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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war er vom Karibischen Meer in den Golf von Mexiko eingedrungen und war dann in einem kreisförmigen Bogen nach Osten eingeschwenkt. In der mexikanischen Provinz Quintana Roo überquerte er die Küste und richtete großen Schaden an. Flüsse traten über die Ufer, und meterhohe Wellen brandeten gegen das Land. Der Wind entwurzelte Bäume und riss Fischerhütten mit sich. Nur dem Umstand, dass die Region schwach besiedelt und der mexikanische Wetterdienst rechtzeitig über die neue Prognose der NHC informiert worden war, war es zu verdanken, dass eine schlimmere Katastrophe vermieden werden konnte. Aber noch immer war die Gefahr nicht gebannt. Der Hurrikan Cäsar setzte seinen Weg fort und schwenkte nach Norden ein. Zwar hatte ihn die Berührung mit dem Festland abgeschwächt, doch noch immer besaß er genügend Zerstörungskraft, um beträchtliche Schäden anrichten zu können. Für eine Entwarnung war es zu früh. Währenddessen tobte hoch im Norden über der Labrador-See zur gleichen Zeit ein heftiger Orkan.
Polizeigebäude Santa Chiara, Venedig
    Die kleine, enge Zelle im Kellergeschoss des Polizeigebäudes von Venedig wirkte düster und abstoßend. Durch das winzige Fenster in der dunkelgelb getünchten Wand fiel nur wenig Sonnenlicht ins Innere. Die graue Tür aus Stahl war geschlossen. Brian saß auf der Pritsche, die in die Wand eingelassen war, und hatte die Beine angewinkelt. Es roch nach Moder und Schimmel. Er horchte auf, als draußen auf dem Gang dumpfe Schritte hallten. Geräuschvoll wurde ein Schlüssel in das Schloss gesteckt. Es knackte laut, dann wurde die Tür aufgeschoben, und das Gesicht eines Mannes erschien im Türspalt.
    »Signore Saint-Claire, andiamo !«, sagte der Mann, der eine blaue Uniformjacke über dem weißen Hemd trug. Seine Geste war eindeutig.
    Draußen schien die Junisonne, und Brian musste die Augen zusammenkneifen, als er aus dem dunklen Kellergewölbe in den sonnendurchfluteten Flur trat. Durch die langen Gänge führten ihn zwei Polizisten in den zweiten Stock. In einem Büro erwartete ihn der Zivilbeamte, der schon am frühen Morgen in seinem Zimmer gestanden hatte.
    »Haben Sie ausgeschlafen, Signore Saint-Claire?«, fragte der Zivilist und wies mit einer Geste auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Brian setzte sich, während sich die beiden uniformierten Beamten neben der Tür platzierten.
    »Ich möchte jetzt endlich wissen, weswegen ich hier bin«, sagte Brian bestimmt. »Warum halten Sie mich fest, und wo sind meine Begleiter?«
    Der Polizeibeamte in Zivil lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er grinste. Brian musterte den dunkelhaarigen, drahtigen Mann. Er schätzte ihn um die fünfzig. Auf dem Schreibtisch entdeckte er ein Namensschild: Commissario Di Salvio.
    »Ich hoffte, ich könnte das von Ihnen erfahren«, antwortete der Kommissar. »Damit würden Sie mir eine Menge Arbeit ersparen.«
    »Italien ist doch ein Rechtsstaat, wenn ich mich nicht täusche. Also, was wollen Sie von mir?«
    Das Lächeln des Polizisten gefror. Er richtete sich auf und beugte sich über den Schreibtisch. »Kennen Sie Leon Rainders?«
    »Natürlich kenne ich Leon«, antwortete Brian. »Wir sind hierhergekommen, um im Auftrag unseres Magazins über eine Illumination zu berichten. Er gehört zu meinem Team.«
    »Und genau deswegen sind Sie hier«, sagte der Polizist. »Wir haben Leon Rainders gegen vier Uhr in der Frühe in der Chiesa San Zulian ertappt, als er sich daranmachte, sakrale Gegenstände zu entwenden. Und nun sagen Sie, er gehört zu Ihrem Team.«
    Brian schüttelte den Kopf. »Das ist doch Blödsinn.«
    »In den letzten Wochen hatten wir zahlreiche Einbrüche in Kirchen und Museen unserer Stadt. Es wurden Werte in Millionenhöhe gestohlen. Wir wussten von Anfang an, dass eine Organisation dahinterstecken muss.«
    Brian riss die Augen auf. »Sie glauben doch nicht, dass wir …«
    »Dann nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, weswegen ich anderer Meinung sein sollte. Was hat Ihr Komplize um vier Uhr früh in der Kirche verloren?«
    »Haben Sie schon von den Tränen der Mutter Gottes gehört?«, fragte Brian.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf.
    Brian erzählte ihm die Geschichte mit der Marienerscheinung, die zwei Kindern angeblich widerfahren sein sollte.
    Der Kommissar hatte die Arme vor seinem Körper verschränkt und hörte interessiert zu.
    »Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, wollten wir Messungen vor Ort durchführen, aber der verantwortliche Geistliche lehnte das

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