Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
ab. Deshalb ist Leon wohl in der Nacht in die Kirche eingestiegen. Ich wusste nichts davon, aber Leon neigt oft zu unkonventionellen Methoden«, beendete Brian seinen Bericht.
    »Und diese abenteuerliche Geschichte soll ich Ihnen glauben?«
    »Rufen Sie in unserer Redaktion an, die Telefonnummer finden Sie in meinem Notizbuch. Außerdem kann Ihnen Padre Francesco bestätigen, dass ich ihn in dieser Angelegenheit aufsuchte. Es stand sogar in der Zeitung. Wir haben den Artikel in unserem Gepäck. Sie haben doch sicherlich bereits alles durchsucht.«
    »Man könnte auch sagen, Sie haben den Coup sehr gut eingefädelt, für den Fall, dass etwas schiefgehen sollte.«
    Allmählich platzte Brian der Kragen. Er hatte den Eindruck, er konnte erzählen, was er wollte, der Polizist hatte längst sein Urteil gefällt. »Ich möchte mit einem Anwalt reden!«, sagte er.
    Der Polizist grinste erneut. »Wir sind ein Rechtsstaat«, antwortete er. »Ihnen wird Gelegenheit gegeben, ein Telefonat zu führen. Aber erst, wenn etwas Licht in diese Angelegenheit gedrungen ist.«
    »Ich habe das Recht auf einen Anwalt«, beharrte Brian, »und zwar sofort! Außerdem möchte ich wissen, wohin Sie Gina und Leon gebracht haben.«
    »Bei Verdunklungsverdacht kann ich Sie vierundzwanzig Stunden festhalten. Ich muss lediglich den Ermittlungsrichter informieren, und das ist bereits geschehen. Und was Ihre Freunde betrifft, die sind ebenfalls hier.«
    Brian schaute resigniert zu Boden.
    »Wie heißt Ihre Zeitschrift?«, fragte der Kommissar Brian schaute auf. »Das Magazin gehört zur Harbon-Gruppe. Es nennt sich ESO-Terra.«
    »Habe ich noch nie gehört.«
    »Es erscheint nur in den USA.«
    Der Kommissar nickte. »Und womit befasst sich Ihr Magazin?«
    Brian war nahe dran, die Geduld zu verlieren.
    »Ich bin ausgebildeter Psychologe und beschäftige mich mit Grenzwissenschaften. Übersinnlichem, besser gesagt. Es gibt zahlreiche übernatürliche Phänomene, für die es keine wissenschaftliche Erklärung gibt. Meine Aufgabe ist es, den Wahrheitsgehalt solcher Wahrnehmungen zu prüfen und darüber zu berichten.«
    »Und Sie glauben an solchen Unsinn?«, entgegnete der Polizist.
    Auf Brians Gesicht zeigte sich ein unterdrücktes Lächeln. Der Mensch auf der anderen Seite des Schreibtisches schien nur an sich selbst zu glauben. »Niemand hat bislang Atome gesehen, und dennoch kann man ihre Existenz beweisen. Vor fünfhundert Jahren glaubte man, die Erde sei eine Scheibe, und doch ist sie rund. Natürlich gibt es Scharlatane, die Geschichten erfinden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber darüber hinaus gibt es Phänomene, die experimentell nachweisbar sind, aber noch stehen wir am Anfang, was die wissenschaftlichen Methoden betrifft.«
    »So, was für Phänomene beispielsweise?«
    »Haben Sie schon von Psychokinese gehört?«, fragte Brian.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf.
    »In einer Reihe von Experimenten wurde nachgewiesen, dass durch Geisteskraft Einfluss auf die Bewegung von Materie ausgeübt werden kann. Im Fall, den wir aktuell untersuchen, handelt es sich wie gesagt um eine Illumination; andere Beispiele sind das Déjà-vu, die Präkognition oder die Hellseherei.«
    Der fragende Blick des Kommissars sprach Bände.
    »Das zweite Gesicht«, erklärte Brian. »Präkognition ist die Fähigkeit, Dinge vorherzusehen. Das ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen.«
    Der Kommissar schmunzelte. »Das kenne ich«, sagte er. »Als meine Frau am letzten Sonntag eine Panna Cotta zubereitete, wusste ich bereits vorher, dass sie misslingt.«
    Erneut fühlte Brian Wut in sich aufsteigen. Wieder einmal saß er einem dieser Ignoranten gegenüber, die an nichts anderes glaubten als an das, was sie mit eigenen Augen sehen und mit ihrem beschränkten Horizont erklären konnten. Was sollte er noch sagen.
    Das Telefon klingelte. Der Kommissar nahm den Hörer ab. Er sprach flüsternd und mit abgewandtem Oberkörper, sodass Brian nichts verstehen konnte. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, schaute er Brian mit durchdringenden Augen an.
    »Offenbar sind Ihre Angaben richtig.« Der Kommissar griff in eine Schublade und zog ein schwarzes Etui hervor. Er öffnete es und präsentierte die sechs kleinen und mit Flüssigkeit gefüllten Fläschchen darin, die in unterschiedlichsten Farben schimmerten. »Können Sie mir erklären, was das ist?«
    Brian begutachtete das Etui. »Ich nehme an, das gehört Leon. Er ist Chemiker, und bei dem hier handelt es sich wohl um seine

Weitere Kostenlose Bücher