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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gaben die Zyklone Rätsel auf. Manche unter ihnen sprachen – so hatte er auf dem Rückflug im Science Magazine gelesen – von den Vorboten einer nahenden Klimakatastrophe.
    Waren Paolo Parrottas Visionen am Ende real? Hatte ihm die Mutter Maria tatsächlich ein Zeichen gesandt, damit er die Menschen warnen konnte? Brian würde es wohl nie erfahren. Der alte Küster würde nun als Lügner und Betrüger öffentlich an den Pranger gestellt werden. Und unter dem Artikel würde Brians Name stehen.
    Brian schaute auf die Uhr. Es war kurz nach zehn Uhr abends. Vor knapp einer halben Stunde war er aus der Einsamkeit der kleinen Insel östlich von Long Point zurückgekehrt und hatte den Korrekturabzug in seinem Briefkasten vorgefunden. Auf dem Kuvert war keine Briefmarke. Porky hatte ihn persönlich im Postkasten deponiert. War er hier, um mit ihm zu reden? Aber nun war es zu spät. Vor einer Stunde waren die Druckmaschinen angelaufen.
    Nachdem er vor zwei Tagen aus Venedig zurückgekehrt war, hatte er noch immer unter den Nachwirkungen seiner Inhaftierung gelitten. Das Gefühl, ersticken zu müssen, hatte ihn bis nach Kanada verfolgt. Deshalb hatte er noch am selben Abend das Boot klargemacht, sich den Schlafsack geschnappt, Proviant eingeladen und war hinaus auf die kleine unbewohnte Insel unterhalb von Bakers Whole gefahren. Unter freiem Himmel, abseits der Zivilisation hatte er geschlafen und den Duft der Freiheit eingeatmet. Die Mücken und Stechfliegen hatte er sich mit dem Wundermittel von Juan Andreas Casquero vom Leibe gehalten. So war der Duft der Freiheit zwar zeitweilig durchsetzt von Dieselgestank, vermischt mit dem Geruch nach Babyöl, doch es hatte geholfen, so wie damals an den Ufern des Orinoco.
    Brian griff zum Telefon. Das rote Licht des Anrufbeantworters blinkte hektisch. Er wählte die Nummer der Redaktion, doch niemand meldete sich. Mit einem Fluch auf den Lippen warf er den Hörer zurück auf die Gabel. Dann drückte er auf die Abspieltaste des Anrufbeantworters. Acht Nachrichten waren darauf gespeichert. Viermal vernahm er nur ein Knacken, der Anrufer hatte aufgelegt. Dreimal hatte Porky angerufen und um Rückruf gebeten. Der letzte gespeicherte Anruf war am heutigen Mittag erfolgt. Brian schaltete den Lautsprecher an:
    »Brian Saint-Claire, ich bin Professor James Paul von der NASA in Cape Canaveral. Ich habe Ihren Artikel über die Indiofrau in Venezuela gelesen. Wir benötigen Ihre Hilfe in einer speziellen Angelegenheit. Ihre Erfahrungen, die Sie in Venezuela gemacht haben, könnten für uns außerordentlich wichtig sein. Ich bitte Sie dringend um einen Rückruf. Meine Rufnummer lautet 555-3000-8789.«
    Brian hörte die Nachricht noch einmal ab. Einen Augenblick dachte er an die Schamanin der Warao-Indianer. Er fühlte sich ein wenig schuldig, weil er sich nicht mehr nach ihr erkundigt hatte, obwohl er Juan damals versprochen hatte, ihn anzurufen.
    »Na, Brian Saint-Claire«, sagte er zu sich. »Was meinst du? Sollst du dich bei der NASA melden?« Er überlegte. Die Aussicht erschien ihm reizvoll. »Ach, was soll’s«, sagte er und griff zum Telefon.
Kennedy Space Center, Florida
    Suzannah Shane war vor einer Stunde auf dem Flughafen von Orlando gelandet. Ein Pilot der NASA hatte sie dort erwartet und mit einem Hubschrauber zum Space Center geflogen. Eine Angestellte hatte sie begrüßt und zu einer kleinen Bungalowsiedlung abseits der Ausstellungsfläche geführt. Dort zeugten verschiedene Raketenmodelle in Originalgröße von den vergangenen fünfzig Jahren der Raumfahrtgeschichte. Für Suzannah, die zum ersten Mal auf Cape Canaveral weilte, war es ein aufregender Moment, als sie vor einer Luna-Fähre stehen blieb, mit der fünfunddreißig Jahre zuvor die Astronauten auf dem Mond gelandet waren.
    »Ist dieses Modell nicht ein wenig klein?«, fragte sie ihre Begleiterin.
    »Modell?«, erhielt sie zur Antwort. »Das ist kein Modell. Das ist die Ausführung XA-2. Mit einer Landefähre des gleichen Typs waren unsere Astronauten 1971 tatsächlich auf dem Mond.«
    »So klein?«
    »Größe bedeutet Gewicht, und Gewicht bedeutet Schubkraft und Energie«, antwortete die Angestellte der NASA. »Im All geht es eben etwas kuscheliger zu.«
    Suzannah nickte. Die Frau führte sie zu einem Bungalow und öffnete die Tür. »Ich hoffe, die Umgebung genügt Ihren Ansprüchen. Ich denke, Sie wollen sich erst einmal frisch machen. Der Rest des Gepäcks wird Ihnen gebracht. Ich erkläre Ihnen kurz die Bedienung

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