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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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nach Hause zu fahren. Kurzerhand hatte er es sich in dem Sessel in seinem Büro gemütlich gemacht. Als er gegen sieben Uhr morgens erwachte, fühlte er sich wie gerädert. Augenblicklich wanderten seine Gedanken zu Jack Silverwolfe; er wollte mit ihm reden, sobald dieser wieder ansprechbar war. Was wusste der alte Indianer von der Leiche des jungen Mannes am Coward Trail? Er hielt es für durchaus möglich, dass Jack am Fundort der Leiche gewesen war, schließlich fuhr er einen alten roten Pick-up. Sicherlich, in diesem Landstrich waren solche Wagen weit verbreitet, sie waren praktisch und komfortabel. Selbst zwei Deputys aus seinem Office fuhren Pick-ups.
    Er wusch sich und streifte das beige Diensthemd über. Im Spiegel betrachtete er sein Gesicht. Eine neue Falte hatte sich zu den bereits vorhandenen unter seine müden Augen gesellt. Er sah übernächtigt und krank aus. Als das Telefon klingelte, beendete er seine Morgentoilette.
    »Hallo, mein Junge«, dröhnte die sonore Stimme von Joseph Hamilton, Dwains Onkel, aus dem Lautsprecher. »Ich wollte mal hören, wie es dir geht. Hast dich ganz schön rar gemacht in letzter Zeit.«
    Dwain verzog das Gesicht. Onkel Joe hatte recht, in der letzten Zeit hatte er sich wirklich nicht oft bei ihm gemeldet, obwohl der Senator eine Art Vaterersatz für ihn war. Sein schlechtes Gewissen trieb ihm die Röte ins Gesicht. Einen kurzen Augenblick suchte er nach einem Vorwand. Schließlich sagte er: »Ich habe gerade eine Menge um die Ohren. Vor Kurzem hatten wir eine Leiche in der Nähe der Interstate und wissen noch immer nicht, wer der Tote ist.«
    »Ich habe davon gehört. Aber ist nicht die State Police für den Fall zuständig?«
    Dwain schnaubte verächtlich. »Du glaubst doch nicht, dass Howard auch nur einen Schritt in der Sache weiterkommt.«
    »Das ist nicht die Frage.«
    »Während Howard in seinem Büro Däumchen dreht, habe ich mittlerweile eine heiße Spur. Ich habe gestern mit dem alten Jack gesprochen. Möglicherweise weiß er etwas über den Toten.«
    »Der alte Jack …?«
    »Ein Indianer, der in einer Hütte am Rio Salado haust. Offenbar hat er mit dem Toten vor dessen Ableben gesprochen. Ich werde mir den alten Jack heute noch vornehmen.«
    »Verbrenne dir bloß nicht die Finger«, mahnte Onkel Joe. »Captain Howard wird es nicht gerne sehen, wenn ausgerechnet du dich in seine Angelegenheiten mischst.«
    »Ich habe alles im Griff, keine Angst«, beschwichtigte Dwain. »Wenn etwas an der Sache dran ist, dann kann ich Howard immer noch informieren.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust, mein Junge«, antwortete der Senator. »Eigentlich wollte ich fragen, ob du am Sonntag mit mir zu Mittag essen willst. Wir haben eine neue Zuchtstute, die ich dir gern zeigen würde. Also, Sonntag um elf?«
    Dwain seufzte leise. »Leider muss ich dich enttäuschen, aber ich ersticke in Arbeit. Vielleicht ein andermal.«
    »Gut«, entgegnete Onkel Joe. »Aber lass dir nicht wieder sechs Wochen Zeit. Jetzt, wo Margo verschwunden ist, brauchst du jemanden, der sich um dich kümmert.«
    »Ich verspreche, ich melde mich.« Dwain legte auf und verließ sein Büro. Im Wachraum saß Deputy Lazard hinter dem Schreibtisch des Wachhabenden.
    Der junge Mann blickte auf, als der Sheriff vor dem Schreibtisch stehen blieb. »Du siehst schrecklich aus. Muss eine anstrengende Nacht gewesen sein.«
    »Gab es noch etwas?«
    Lazard lächelte. »Der Sturm hat die Spinner ins Bett getrieben. Donna hat über siebzig Anrufe erhalten. Alle wollen ein Ufo am Himmel gesehen haben. Sogar Pastor Nash war unter den Anrufern. Weder Antonio noch Carlos haben etwas entdeckt. Wahrscheinlich war es das Gewitter. Wetterleuchten über dem Bosque und irgendeine Luftspiegelung in den Wolken.«
    »Vermutlich hast du recht«, erwiderte der Sheriff. »Ist Jack schon ansprechbar?«
    »Er hat sich bereits um sechs lautstark zu Wort gemeldet. Ich habe ihm erklärt, dass du mit ihm reden willst. Er hat sich auf die Pritsche gesetzt und meditiert. Vor fünf Minuten hat der versoffene Spinner noch immer im Schneidersitz auf der Pritsche gesessen.«
    Dwain Hamilton nickte. Er nahm den Zugangsschlüssel zum Zellentrakt vom Schlüsselbrett.
    »Soll ich dich begleiten?«, rief ihm Lazard hinterher.
    »Das schaffe ich schon allein.« Die Worte des Sheriffs verklangen, als er hinter der stählernen Tür verschwand, die zu den Zellen führte.
    Jack Silverwolfe saß noch immer im Schneidersitz auf der Pritsche der ersten Zelle und

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