Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Abstammung, um die dreißig und wegen Mitgliedschaft in der IRA gesucht. Gestorben an einem ungewöhnlichen Drogenmix, den ihm wer auch immer verabreicht hatte. Sollte es sich bei dem Toten wirklich um einen IRA-Kämpfer handeln, dann stellte sich der Fall ganz anders dar, als Sheriff Dwain Hamilton bislang angenommen hatte.
Kennedy Space Center Hospital, Florida
    Don Gibson trug eine weiße Hose und das blaue kurzärmelige Hemd eines Airforce-Piloten. Seine dunkelbraunen Haare waren kurz geschoren und standen aufrecht wie die abgeernteten Stoppeln eines Getreidefeldes. Auf seinen Schultern prangten die Rangabzeichen eines Captains der Airforce. Äußerlich wirkte er ruhig und gelassen, als er sich auf einem Stuhl im Besprechungsraum des Krankenhauses niederließ. Brian Saint-Claire stand hinter der verspiegelten Scheibe und beobachtete den Shuttlepiloten aufmerksam. Brian wollte einen ungezwungenen Eindruck von dem Mann erhalten, von dem er sich einige wichtige Details über die Umstände erhoffte, die zu dem verängstigten Zustand der beiden Astronauten geführt hatten. Mit verschränkten Armen verharrte er unbemerkt hinter der Scheibe und beobachtete den Piloten. Langsam kam Bewegung in den Offizier, der sich allein in dem abgedunkelten und mit versteckten Kameras und Mikrofonen gespickten Raum befand. Gibson schaute auf seine Uhr. Die Miene des Soldaten erschien gleichgültig. Nach zehn Minuten betrat Brian Saint-Claire den Raum. Captain Gibson wies während der Wartezeit keinerlei Anzeichen von einer inneren Unruhe oder eines auffälligen Verhaltens auf. Nur hin und wieder hatte er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen. Nichts Ungewöhnliches für einen Wartenden.
    »Hallo, ich bin Dr. Saint-Claire«, grüßte Brian und streckte dem Piloten seine Hand entgegen. »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.«
    Gibson ergriff die dargebotene Hand und nickte stumm.
    Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten trug Brian eine beige Anzughose, ein weißes Kurzarmhemd und eine dunkle Krawatte. Schließlich war sein Gesprächspartner ein ausgebildeter und gestandener Offizier der NASA. Im Outfit eines alternden Studenten hätte er wohl kaum die nötige Autorität ausgestrahlt, um von Anfang an deutlich zu machen, wer hier die Gesprächsführung innehatte. Er zog seinen Stuhl heran und platzierte sich direkt gegenüber dem Piloten, wo er sämtliche gestischen und mimischen Gefühlsregungen seines Gesprächspartners erkennen konnte. Den Besprechungstisch hatte Brian eigens für diese Situation entfernen lassen.
    »Sie wissen, weshalb Sie hier sind?«, eröffnete Brian den Dialog.
    Gibson nickte. »Es geht um den Unfall bei der Landung des Shuttles.«
    »Richtig. Ich habe da noch ein paar Fragen an Sie. Vielleicht erzählen Sie mir zuerst, was Ihnen noch in Erinnerung ist.«
    Gibson schlug das rechte Bein über das linke. Seine Hände lagen in seinem Schoß.
    »Es war reine Routine«, berichtete er. »Davor hatten wir Probleme bei der Installation einer Übertragungsantenne an der Raumstation gehabt und mussten länger draußen bleiben als geplant. Beim Rückflug konnten wir uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten. Um Energie und Sauerstoff zu sparen, schlief der Rest der Crew. Alles lief zunächst reibungslos. Wir hatten 43 Minuten für das Landefenster und traten rechtzeitig in den Orbit ein. Planmäßig zündeten die Verzögerungsdüsen. Unsere Sinkgeschwindigkeit lag bei 380 Stundenkilometer. Unmittelbar darauf erfolgten die Sturmwarnung der Bodenkontrolle und die Aufforderung, den Kurs zu ändern. Unter dem Shuttle befand sich ein riesiger Wolkenschirm, den wir zuvor nicht auf dem Radar hatten. Plötzlich brach das Chaos los. Am Übergang in die Troposphäre rüttelte und schüttelte sich das Schiff. Es bäumte sich auf, der Funkkontakt zur Basis riss ab. Aber das Schlimmste war, dass die Automatik versagte.«
    Don Gibson veränderte seine Sitzposition. Mit nach vorn gebeugtem Oberkörper, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und die Hände unter das Kinn geschoben, erzählte er weiter.
    »Ich ging auf manuelle Steuerung und versuchte das Schiff abzufangen. Draußen prasselte etwas gegen die Shuttlehülle. Ich nehme an, dass es Hagelkörner waren, oder besser gesagt Eisklumpen. Es waren regelrechte Hammerschläge zu hören.«
    Brian hörte interessiert zu und registrierte jede Veränderung von Gibsons Haltung, etwa, dass der Pilot die Stirn in Falten legte. Ein Zeichen für seine innerliche

Weitere Kostenlose Bücher