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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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eine? Im kollektiven Bewusstsein machte sich das Gefühl breit, dass diesmal alles anders war. Fachleute und Spitzenpolitiker begannen das Schreckgespenst von der »Depression« zu beschwören, und auch wenn noch kein Tycoon aus dem Fenster gesprungen war, kam es zum Börsensturz, was Erinnerungen an die 1930er Jahre aufkommen ließ.
    Aber was meinte man damit, dass »diesmal alles anders« sei? Über zwei Jahre lang sollten Banker und Politiker am Kern der Sache vorbei über das Wesen der Krise diskutieren; keiner war willens oder in der Lage, einen Blick unter die Haube zu werfen und zu sehen, was wirklich los war. Hätten sie sich die Mühe gemacht, sie hätten gesehen, dass da eine Zweite Industrielle Revolution an der Herz-Lungen-Maschine |94| hing. Während es akzeptabel, ja modisch wurde, von den Giganten der Finanzwirtschaft zu sagen, sie seien zu groß, um sie untergehen zu lassen – »too big to fail« –, war der Gedanke, dass da eine Wirtschaftsphase, eine Ära, am Scheitern war, einfach zu ungeheuerlich, um ihn auch nur aufkommen zu lassen. Also legte man derlei Diskussion lieber auf Eis.
    Viele global operierende Unternehmen und Politiker, mit denen ich regelmäßig Kontakt hatte, waren noch nicht bereit für die Erkenntnis, dass die Zweite Industrielle Revolution auf dem Sterbebett lag; sie hielten es lieber mit der konventionellen Weisheit, die Krise sei eine Folge einer gescheiterten Ordnungs-, Geld- oder Finanzpolitik. Nichtsdestoweniger spürten sie, dass die industrielle Lebensweise, mit der wir im 20. Jahrhundert aufgewachsen sind, ihre beste Zeit hinter sich hat und Zeichen von Altersschwäche und Verfall zu zeigen beginnt. Wichtiger noch: Alle versuchten, neue, ja sogar radikale Geschäftsideen durchzudrücken, die – in der richtigen Mischung – nachgerade revolutionär waren.
    Wirtschaftsführer legen los
    Mark Casso kennt sich nicht nur gut in Washington aus, er ist auch Präsident des Construction Industry Round Table, eines kleinen, elitären Branchenverbands aus 100 CEOs der führenden Unternehmen des amerikanischen Bausektors. 2007 hatte Mark mich auf Grand Cayman eingeladen, um vor der Jahresversammlung seines Verbands zu sprechen. In den USA hatte das Wort vom Rollout des DIR-Modells in der Europäischen Union die Runde gemacht, und Marks Ansicht nach würde seine Verbandsmitglieder besonders die Säule II davon, die Rekonfiguration der globalen Bausubstanz, der Umbau von Millionen Gebäuden zu Mikrokraftwerken zur lokalen Erzeugung erneuerbarer Energien, interessieren. Der Verband hatte ein aufrichtiges Interesse an grünen Baumaßnahmen. Eine Reihe von amerikanischen Unternehmen dachten wie ihre europäischen Pendants und waren bereits am |95| Experimentieren. Mark und ich versprachen einander, in Verbindung zu bleiben.
    Zu meiner Überraschung sah ich mich bereits im folgenden Jahr wieder eingeladen. Nach diesem zweiten Treffen sprachen wir über die Möglichkeit, die Bauunternehmen mit einigen der anderen Firmen kurzzuschließen, mit denen meine Stiftung in verwandten Bereichen arbeitete. Erst im Juli 2008 – der Immobilienmarkt war eben eingebrochen, der Energiepreis in die Stratosphäre geschossen, und auf dem Finanzmarkt herrschte das große Zittern – kam mir der Gedanke, das sei womöglich der richtige Zeitpunkt, die vielen disparaten, an einer oder mehreren der fünf Säulen der Dritten Industriellen Revolution beteiligen Unternehmen an einen Tisch zu bringen. Man könnte darüber sprechen, was man, wenn überhaupt, als Gruppe unternehmen könnte, um Vision und Strategie einer Dritten Industriellen Revolution für Europa, Amerika und den Rest der Welt voranzutreiben. Marks Verband würde mit als Gastgeber fungieren.
    Am 24. Oktober drängten sich die Senior Executives von 80 weltweiten Unternehmen und Branchenverbänden zu einem eintägigen Gespräch in einen kleinen Konferenzsaal des City Club in Downtown Washington. Wir erledigten rasch die Präliminarien, sorgten dafür, dass die Leute einander vorgestellt wurden, dass sie jeweils erklärten, warum ihr Unternehmen, ihr Verband gekommen war und was sie sich von dem Meeting versprachen. Als sie sich alle miteinander bekannt gemacht hatten, hatten wir bereits so etwas wie einen inoffiziellen Konsens.
    Die Wirtschaftskrise bot eine Gelegenheit, die Dritte Industrielle Revolution voranzutreiben. Unsere individuellen Bemühungen gediehen nicht schnell genug, weil sie auf die Infrastruktur der Zweiten Industriellen

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