Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Systems für ein neues |100| ökonomisches Zeitalter, ohne dabei die finanzielle Seite – wie etwa verlässliche Rentabilitätsprognosen – aus den Augen zu verlieren. Zusammen mit unserem globalen Team und Vertretern der Rechtsprechung, mit denen wir zusammenarbeiten, saß Easley viele 16-Stunden-Tage über Packen von Berichten und Daten in der Absicht, durchführbare Formeln für die Realisierung unserer strategischen Ziele zu finden. Es muss einmal gesagt werden: Wir arbeiten alle gemeinsam in einem riesigen Klassenzimmer und lernen dabei voneinander.
Alle DIR-Strategien basieren auf einer neuen, revolutionären Vorstellung von Lebensraum. Ich sprach weiter oben davon, dass das Zusammentreffen neuer Energieregime mit neuen Kommunikationsmedien zu einer fundamentalen Veränderung unserer räumlichen Organisation führt. Die Erste Industrielle Revolution begünstigte dicht bewohnte vertikale Städte, die in den Himmel wuchsen. Die Zweite Industrielle Revolution dagegen begünstigte die eher dezentrale Entwicklung der Vorstädte, die linear nach außen wuchsen – in Richtung Horizont.
Die Dritte Industrielle Revolution bringt eine völlig neue Konfiguration mit sich. Unser Entwicklungsteam arbeitet an Strategien, wie sich die bestehenden urbanen und suburbanen Räume in die Hülle der Biosphäre einbetten lassen könnten. Wir stellen uns Tausende solcher regionaler Biosphären vor, untereinander verbunden durch Energie-, Kommunikations- und Transportsysteme der Dritten Industriellen Revolution zu einem Kontinente überspannenden Netz.
Uns bleibt kaum eine andere Wahl. Wir haben die urbanen und suburbanen Komplexe nun mal am Hals, und daran wird sich bis weit in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts nichts ändern. Aber diese Infrastruktur, Erbe der ersten beiden industriellen Revolutionen, verschlingt Unmengen an fossilen Energien und schleudert dabei zig Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. In den USA fallen schätzungsweise 50,1 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und 74,5 Prozent der Elektrizität auf Gebäude, die damit für 49,1 Prozent aller amerikanischen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. 101
So richtig bewusst wurde uns das Ausmaß des Habitatproblems 2007. |101| Das Jahr markiert einen Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit. Laut dem
State of the World’s Cities Report 2008/2009
der Vereinten Nationen lebte zum ersten Mal in der Geschichte die Mehrheit der Menschen in Stadtgebieten, ein Großteil davon in Metropolen und Vorstadtgebieten mit einer Bevölkerung von zehn Millionen und mehr. 102 Wir sind zum
Homo urbanus
geworden.
Millionen Menschen auf engstem Raum, in riesigen urbanen/suburbanen Ballungsräumen übereinandergestapelt – das ist ein neues Phänomen. Noch vor 500 Jahren mag der durchschnittliche Bewohner unseres Planeten im ganzen Leben vielleicht 1000 Leuten begegnet sein. Heute hat es ein Bewohner New Yorks in Mid-Town-Manhattan womöglich mit 220 000 Menschen in einem Zehn-Minuten-Radius rings um seine Wohnung bzw. sein Büro zu tun.
Vor dem 19. Jahrhundert hatte nur eine Stadt in der Weltgeschichte – das alte Rom – eine Bevölkerung von über einer Million Einwohner aufzuweisen. 1820 wurde London die erste Stadt der Neuzeit mit mehr als einer Million Einwohnern, 1900 waren es weltweit bereits elf Städte, 1950 dann 75, und 1976 zählte man 191 Stadtgebiete mit einer Bevölkerung von über einer Million. Gegenwärtig sind es wenigstens 483 Städte, auf die das zutrifft, und es ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht, da die Weltbevölkerung in einer alarmierenden Rate steigt. 103 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kommen pro Tag 364 000 Babys zur Welt. 104
Solange die Menschheit noch auf Sonne, Wind und Strömungen sowie die Tier- und Pflanzenwelt angewiesen war, um zu überleben, blieb die Weltbevölkerung zwangsläufig relativ klein. Die Wende kam, als wir der Erde gewaltige Mengen an »gespeicherter Sonne« zu entreißen begannen, zunächst in Form von Kohle, dann in Form von Erdgas und Öl. Von der Dampfmaschine und später vom Verbrennungsmotor nutzbar gemachte fossile Energien wurden in Strom umgewandelt und über Leitungen im ganzen Land verteilt, was dem Menschen die Erfindung einer ganzen Reihe weiterer Technologien ermöglichte, die wiederum eine dramatische Zunahme von Nahrungsmittel- und Güterproduktion sowie Dienstleistungen nach sich zog. Der Zuwachs an Produktivität |102| führte zu einem nie gekannten Bevölkerungswachstum und zur
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