Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Revolution aufgepfropft waren. So standen wir mit allerhand halben Sachen da, mit standortfremden Pilotprojekten in unwirtlichem Terrain. Alleine war da kein Vorankommen mehr. Die fünfsäulige DIR-Infrastruktur bot uns eine neue ökonomische Vision. Der Schlüssel lag darin, als Gruppe an einem Strang zu ziehen – nur wohin? Das hätte keiner so recht sagen können. Wir kamen überein, uns »Third Industrial |96| Revolution Global CEO Business Roundtable« zu nennen und Gespräche mit Regierungen anzustreben, um das neue Wirtschaftsmodell voranzutreiben.
Im Dezember traf sich eine Delegation unseres CEO Roundtables mit Günter Verheugen, dem damaligen Vizepräsidenten der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie. Zu unserer Delegation gehörten einige Schwergewichte, so etwa Anton Milner, CEO von Q-Cells, dem größten Photovoltaik-Unternehmen der Welt, Ralph Peterson, Präsident von CH2M Hill, einem der führenden Bauunternehmen der Welt, und Carmen Becerril, Präsidentin von Acciona Energía, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien.
Verheugen war in Barrosos Kommission lange der Skeptiker gewesen, was Initiativen zum Klimawandel anbelangte. Nicht dass er die Erderwärmung für keine reale und ominöse Gefahr für den Planeten gehalten hätte. Aber er ermahnte die EU, einen Ansatz zum Klimawandel zu entwickeln, der das Geschäft belebte und die Erderwärmung minderte, ohne dass das eine Ziel das andere kompromittieren würde. Verheugen und ich, wir hatten uns im Lauf der Jahre auf öffentlichen Foren mehrmals das Podium geteilt und auch Gelegenheit gehabt, uns privat zu sehen. Er hatte sich schließlich von der Fünf-Säulen-DIR-Strategie überzeugen lassen.
Auf einem offiziellen Essen mit Vertretern unseres CEO Roundtables mit anschließender Pressekonferenz gab er öffentlich seine Unterstützung für die Dritte Industrielle Revolution bekannt. Unsere Gruppe, darauf einigten wir uns, würde der EU hinsichtlich ihrer DIR-Strate gien mit Rat und Tat zur Seite stehen. Unser erster Ausfall in die internationale Arena war ein Erfolg und half die Gruppe zu konsolidieren.
Trotzdem hatten wir noch keine klare Mission vor Augen, außer der, die Öffentlichkeit auf die Vorzüge der von uns verfochtenen Dritten Industriellen Revolution aufmerksam zu machen. Was nach wie vor fehlte, das war eine Strategie. Merkwürdigerweise fanden wir unseren Groove nicht in Europa, sondern in Amerika, genauer gesagt: im texanischen San Antonio, Amerikas siebtgrößter Stadt.
|97| Ich hatte eben eine Ansprache vor einer Versammlung der American Mortgage Bankers Association in Dallas gehalten. Das war im März 2008 gewesen, als der Immobilienmarkt für Wohn- und Geschäftsimmobilien darniederlag. Mein Publikum waren die Männer und Frauen, die für Amerikas Hypotheken verantwortlich waren. Die Stimmung war ohnehin düster, und sie wurde noch düsterer, als ich die schlechte Nachricht vom Niedergang der Zweiten Industriellen Revolution verkündete. Ich hoffte, dass sie sich wieder heben würde, wenn ich meine Vision umriss, Houstons privaten und gewerblichen Immobilien als Energieproduzenten einen zweiten Sinn zu verleihen. Ich sagte den Versammelten, der Umbau der nationalen Bausubstanz zu Mikrokraftwerken würde der Industrie wieder Leben einhauchen und für einen Bauboom sorgen. Und dass der Wert der Aktien in der Immobilienbranche die nächsten zwanzig Jahre beträchtlich steigen würde.
Die meisten der Leute im Saal dachten jedoch wahrscheinlich nur daran, ihren Job zu behalten, und hofften, ihre Firmen würden nicht untergehen, wenn die Finanzkrise wie ein Tsunami über die Hypothekenbranche hinwegschwappte. Ich ging mit der vagen Hoffnung – oder vielleicht rationalisierte ich auch nur – von der Bühne, wenigstens einige Körnchen gesät zu haben, die Wurzeln schlagen würden, nachdem die bevorstehende Welle von Zwangsvollstreckungen ihren Lauf genommen hätte. Aber alles in allem hatte ich die Leute dort wohl ganz einfach überfordert.
Nach meinem Vortrag plauderte ich noch mit einigen Honoratioren, als eine Frau herüberkam und sich vorstellte. Sie hieß Aurora Geis und war die Vorsitzende von CPS Energy, dem kommunalen Versorgungsbetrieb der Stadt San Antonio. Sie sagte, die Vorstellung von einer Dritten Industriellen Revolution und das, was da in Europa passiere, hätten sie inspiriert, und bat mich, bei der jährlichen Generalversammlung ihres
Weitere Kostenlose Bücher